Zwischen Elend und Hoffnung

João Valadares berichtet in seinem Blog "PE Body Count" von einem mutigen Recifenser, der gegen das Elend in den Favelas mit Büchern ankämpft.

Ricardo Gomes Ferraz, genannt Kcal Gomes, 34 Jahre alt, wohnt im Stadtteil Pina im südlichen Recife. In diesem Stadtteil liegen auch die auf Pfählen in den Fluss gebauten Häuser von Bode. Kcal Gomes errichtete vor einem Jahr in dieser verwahrlosten Gegend eine Bibliothek. Er bezeichnete dieses Projekt als einen Traum für die Gemeinschaft. Die Bibliothek ist jetzt Treffpunkt von Strassenkindern. Viele davon können nicht einmal lesen. Sie schauen sich nur die Bilder an oder berühren aus Neugier die Bücher. Wie die achtjährige Joana, die ein Buch des Dichters Manuel Bandeira in der Hand hat. "Ich kann nicht lesen", sagt sie. Aber wichtig ist für sie das Buch auch nur zu berühren (tocar).

"Ich habe nichts, aber ich mach alles, was ich kann", sagt Kcal Gomes, "meine Schwester verkauft Crack in der Gemeinde, ich bin ein Bücher-Dealer. Ich bin ein verantwortungsvoller Verrückter (um louco responsável). Nur ein weiterer Brasilianer. Aufgeteilt zwischen einer Schule, einem Traum und einem Arbeitsplatz. Könnte ich studieren würde ich ein hungerleidender Weiser werden. Würde ich arbeiten, wäre ich ein Bürger ohne Namen mehr."

Seit er 11 Jahre ist, liest er Bücher. Lesen ist seine Leidenschaft. “Er liest 8 STunden hintereinander und schläft dann gegen 5 Uhr" seufzt seine Frau Valquíria de Carvalho. Er weiss selbst nicht mehr, wieviele Bücher er schon gelesen hat. Von dem wenigen Geld, das er hatte, kaufte er Bücher. Manchmal hat er das Bus-Geld für Bücher ausgegeben und musste den weiten Weg von Recife-Zentrum zu Fuss nach Bode laufen.

Mit den Büchern verwandelte er sein Haus langsam in einen Leseraum. Täglich kommen im Schnitt 20 Kinder zu ihm, um zu lesen.

Kcal Gomes ist jetzt für den Preis "País do Prêmio Faz Diferença", den die Zeitung "O Globo" für Personen vergibt, die sich für ein besseres Brasilien einsetzen, vorgeschlagen worden. Er hätte ihn verdient!


Bildquelle: http://www.pebodycount.com.br/gwm/web/imagensPost/thumb_025d9119064762eec989fde5d43f83cd.jpg

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Betontürme von Barcelona: Auch Betonschrott macht anhänglich

In Treue fest zum Atom

Der Mindestlohn in Spanien durchbricht die 1.000 Euro-Grenze