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Es werden Posts vom Februar, 2017 angezeigt.

Eiertanz der französischen Nationalisten um christliche Feiertage

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In einem Pressecommuniqué erregte sich der französische Front National (FN) über den Vorschlag des "Institut Terra Nova", das vorgeschlagen hatte 2 derzeitige französische Feiertage durch jeweils einen muslimischen und einen jüdischen zu ersetzen. Das " Institut Terra Nova " ist nach eigener Beschreibung ein "unabhängiger, progressiver Think Tank, der zum Ziel hat, innovative politische Lösungen in Frankreich und in Europa vorzuschlagen". Der FN ereifert sich nun über den Vorschlag mit der Begründung, dass die französischen Feiertage keine religiösen Feiertage mehr seien, weil die Republik laizistisch sei. Ganz so überzeugend kommt diese Argumentation wohl bei der eigenen Anhängerschaft nicht an, deshalb wird schnell hinzu gesetzt, dass diese Feiertage aus einer langen Geschichte und langen Tradition, die vom Christentum geprägt worden waren, geerbt wurden. So hätten sogar die Festtage um die Winter-Sonnenwende schon bereits vor Eintreffen des Christe

Wenn Bilder auf alten Keksdosen das Geschichtsverständnis bestimmen

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Der Brexit wühlt die Gemüter im Vereinigten Königreich auf. Die Regierung musste von Richtern gezwungen werden, das Parlament am Beschluss zur Auslösung des Kündigungsartikels des EU-Vertrages ( Artikel 50) zu beteiligen. Das Unterhaus ist seiner Pflicht nachgekommen und hat der Regierung – mit überwiegender Zustimmung der Labour-Opposition - ein weitgehendes Ermächtigungsgesetz erteilt. Zur Zeit liegt es am Oberhaus, seine Zustimmung zu geben. Die Premierministerin zeigte sich sehr ungnädig über die Einschaltung der demokratischen Institutionen, obwohl ja der Brexit gerade damit begründet wurde, dass man die eigene Demokratie gegen die Brüsseler Eurokraten stärken wolle. Ja, worum geht es eigentlich beim Brexit? Die Sprüche, mit denen das Volk bearbeitet wurde, waren “Holt die Kontrolle über unsere Grenzen zurück”, “Gebt das Geld, das nach Brüssel geht unserem nationalen Gesundheitsdienst NHS”, “Wir wollen global sein” und ähnliches mehr. Es ging also in erster Linie g

WM 2014 im brasilianischen Hinterland: Der Spaß ist vorbei, der Ärger bleibt

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Die FIFA WM 2014 ist Sportgeschichte. Was bleibt sind die Trümmer in finanzieller und tatsächlicher Art. Im Februar 2014 hatte ich einen Beitrag über den WM-Ort Manaus , der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates Amazonas, geschrieben. Unter anderem habe ich dazu ausgeführt: Für die 4 Spiele wurde ein neues Stadion gebaut, die Arena Amazonia . Ein bereits existierendes älteres Stadion wurde abgerissen, weil es den Anforderungen der FIFA nicht genügte. Den brasilianischen Staat kostete das 600 Millionen Real (etwa 187 Millionen Euro) und keiner weiß, was man nach den 4 Spielen mit dem Stadion anfangen soll. In diesem Zusammenhang wurde auch der Flughafen ausgebaut, für den eine große unter Naturschutz stehende Fläche entwaldet und ein Fluss unterirdisch verlegt wurde.  Für den Bau des Stadions starben 4 Bauarbeiter. Gegen das ausführende Bauunternehmen läuft seit einiger Zeit ein Schadensersatzprozess.  Die Sportausgabe der Zeitung “O Estado de São Paulo” (Estadã

Gnädige spanische Justiz, 6 Jahre für den Handballer und Freispruch für die Prinzessin

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Der “ Noos-Skandal ” hat jetzt in Spanien seine gerichtliche Aufarbeitung gefunden. Die dem Königshaus angehörende Prinzessin Cristina und ihre Ehemann, der ehemalige Weltklasse-Handballspieler Urdangarin , gehörten zu den prominentesten Angeklagten. Urdangarin, damals mit dem hochtrabenden Titel “Duque de Palma” (Herzog von Palma) versehen, war Präsident der Noos-Stiftung, die zum Zwecke des Absahnens von Subventionen von dem Geschäftsmann Diego Torres gegründet worden war. Die Königstochter war als Vorstandsmitglied tätig und ihr Sekretär, Luis Carlos Revenga, war Schatzmeister der Stiftung. Beim Kassieren von Subventionen ohne entsprechende Gegenleistung war die Stiftung dank der königlichen Beteiligung sehr erfolgreich, was dem Paar auch erlaubte auf großem Fuß zu leben. Ein Gericht in Palma de Mallorca verkündete somit heute die Urteile im Strafprozess: Urdangarin muss für 6 Jahr ins Gefängnis, seine Frau Cristina wurde freigesprochen. Großzügig wurde ihr vom G

Die Günstlingswirtschaft rumänischer Parteien geht nicht mehr lange gut

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Der bekannte rumänsiche Schriftsteller Mircea Cărtărescu hat in einem Beitrag auf der Webseite “Republica” eklärt, was rumänische Parteien noch nicht begriffen haben und deswegen auch die derzeitigen Proteste nicht verstehen: Er hat in einem Facebook-Kommentar über die Demokratie in den Zeiten der sozialen Netzwerke geschrieben: Die PSD (und wahrscheinlich die ganze politische Klasse bei uns) haben nicht verstanden, dass das Internet und die sozialen Netzwerke nicht nur die sozialen und informellen Beziehungen in der Welt von heute geändert haben, sondern auch die Art wie Politik funktioniert. Die Demokratie im Zeitalter von Facebook ist viel mehr auf Beteiligung abgestellt, direkter und schneller als früher. Die politischen Parteien befinden sich zur Zeit in bewegtem Wasser, und einige werden von der Lava der Sozialisierung verbrannt. Die Netzwerke , wo sich alles unter allen Bürgern entscheidet, entwickeln sich schneller als das in früheren Zeiten passierte.

Espirito Santo vom Heiligen Geist verlassen

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Espirito Santo ist ein brasilianischer Bundesstaat, der nördlich von Rio de Janeiro am Atlantik liegt. Seit einigen Tagen ist die Welt in Espirito Santo nicht mehr in Ordnung. Seit dem 4. Februar streikt nämlich die Militärpolizei, die nomalerweise für die Aufrechterhaltung von Ruhe in Ordnung  zuständig  ist. In der Hauptstadt Vitória herrscht seither Panik und Unruhe.Die Geschäfte sind geschlossen, die Busse fahren nicht, die Leute gehen nicht zur Arbeit und die Bäckereien öffnen nur noch kurzzeitig. Die Leute haben Angst zur Tankstelle zu fahren, die Geldautomaten haben kein Geld. Seit dem Streik wurden schon mehr als 100 Morde gezählt. Die Mehrheit der getöteten Personen haben 3 oder 4 Schüsse im Kopfe, an der Seite oder in der Brust. Es sind klassische Streitigkeiten zwischen Banden um Verkaufsstellen und um die Abrechnung von Streitigkeiten. Diese Verbrechen ereignen sich an der Peripherie größerer Orte. In den zentralen oder nobeln Vierteln geht es vor allem um Eigentumsde

Ein rumänischer Vater erklärt seinem Sohn, warum das Land so korrupt ist und warum das geändert werden muss

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Blogger Macrineanu hat einen offenen Brief an seinen Sohn geschrieben. Grund dafür ist eine kurze SMS, die er von ihm erhielt und die den Inhalt hatte “Auch ich bin bei der Demo”. Mit der Demo meinte er das, was in Rumänien und vor allem in Bukarest die Menschen zur Zeit in Massen auf die Straße treibt, der Protest gegen die Regierung, die per Gesetzgebung sich selbst vor Strafen in Korruptionsangelegenheiten schützen wollte. Der Brief gibt einen gelungenen Einblick in das Rumänien von heute und von gestern und lässt erahnen, warum jetzt eine neue Generation, die sich aus den gegenwärtigen Demonstrationen herauskristallisiert, das Rumänien der Zukunft aufbauen muss. Macrineanu schreibt an seinen Sohn: Ich freue mich sehr, dass du gestern auf der Demonstration warst. Es kommt nicht darauf an, wie groß deine Beteiligung war, ob du Parolen gerufen, Plakate hochgehalten hast oder ob du nur aus Neugier mitgegangen bist oder aus Solidarität mit Freunden. Im Vordergrund

Trump & Co wollen die Entrechtung von Menschen und hoffen auf ein williges Heer von Helfershelfern

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Der neue amerikanische Präsident ist fleißig. Er sitzt an seinem Schreibtisch, hinter ihm eine Schar Statisten (vermutlich zum Beifall klatschen) und er unterschreibt seine präsidentialen Anordnungen in einem Stil wie man sich das am Stammtisch bei einem Präsidenten so vorstellt. Anordnungen mit weitreichenden Auswirkungen im Stile einer schlechten Fernsehshow. Auf Grund der lächerlichen Aufführung denken viele, dass auch die Auswirkungen Show bleiben werden. Da wird man sich aber täuschen. Der Blogger Yonatan Zunger, Spezialist für amerikanische Politik, Gesellschaft und Rechtssprechung, geht auf eine Besonderheit der Trump’schen Erstmaßnahmen ein: “Warum hat das Regime sich einige spezielle Gruppen (z.B. Muslime, Latinos, Schwarze und Trans-Menschen als seine Hauptziele ausgesucht und nicht andere?”, fragt er sich. Dieser Frage geht er in einem sehr lesenswerten Blogbeitrag nach. Er hat sich einmal angesehen, warum gerade diese Gruppen als Erstes dran sind und st

Rumäniens erfinderische Polit-Gauner

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Rumäniens sozialdemokratische Partei (PSD), Wahlsiegerin bei den letzten Wahlen, testet einen neuen Holzweg. Da einige ihre Mitglieder keine saubere Westen haben und in Korruptionsverfahren stecken oder schon verurteilt sind, haben sie darüber nachgedacht wie man den lästigen Korruptionsparagraphen im Strafgesetzbuch die Schärfe nehmen könnte. Der neue Ministerpräsident hat deshalb in einer Notverordnung (!) festgelegt, dass eine Bestechung bis zur Höhe von 45.000 Euro nur noch als Ordnungswidrigkeit behandelt werden soll. Die Notverordnung muss noch im Gesetzblatt veröffentlicht werden. Das war vielen Rumänen nun doch ein Stück zu dick. Die Straßenproteste, an denen sich Staatspräsident Johannis beteiligte , nehmen zu und es zeichnet sich ab, dass die Notverordnung nicht so einfach durchkommen wird. Inzwischen hat auch die EU aufgemerkt, denn Rumänien steht immer noch in einem Monitoring-Verfahren bezüglich des Kampfes gegen die Korruption. Die Demonstranten haben