Spanischer Fußball auf tönernen Füßen

Die spanische Liga ist zur Zeit die dominierende Liga im europäischen Fußball. Lange Zeit haben sich die Clubs jeden Spieler geleistet. Kosten spielten keine Rolle. Dass das oft nicht mit sauberen Praktiken einher ging und nur über kreative Buchführung zu haben war, das kommt jetzt langsam ans Tageslicht. Hinzu kommt, dass der spanische Staat sehr milde mit seinen Clubs umgegangen ist und die Anhäufung von riesigen Steuerschulden geduldet hat. Da die EU drohte, diese Praxis als illegale Subvention zu untersuchen, werden die Versuche, die Clubs zu einem seriösen Geschäftsgebaren zu bewegen, stärker.

Die Fakten: Allein den Finanzbehörden schulden die spanischen Clubs der Profiliga 752 Millionen Euro. Diesen Steuerrückstand haben sie in den letzten Jahren nach und nach angesammelt. Das hat die Clubs aber nicht davon abgehalten Spieler mit Millionen Euro zu kaufen und ihnen immense Gehälter zu zahlen. Der vorgenannte Betrag ist aber nur das, was die Clubs dem Finanzamt schulden. Allein die Clubs der 1. Division haben nämlich noch weitere Schulden in Höhe von 3,5 Milliarden Euros.

Erstaunlich, dass die Clubs unter diesen Bedingungen überhaupt noch funktionieren können. Aber beim Fußball drückt man in Spanien gerne mal beide Augen zu. So haben die Finanzbehörden über Jahre großzügig die Steuerschulden gestundet. Jetzt steckt Spanien aber in einer großen Schuldenkrise und beim Normalbürger, der sich Steuerschulden nicht erlauben darf, geht die Geduld mit den Geschäftspraktiken seiner Fußballclubs langsam aus.

Heute nun hat das spanische Sportministerium eine Vereinbarung mit den Clubs der Profiliga abgeschlossen. Danach werden vorerst bei den Schuldner-Clubs 35% der Einnahmen aus den Fernsehrechten eingefroren. Die Gelder werden erst freigegeben, wenn die Steuerschulden bezahlt sind. Aber dafür wird großzügig eine Frist bis 2020 eingeräumt. Den Clubs dämmert langsam, dass sie bei 5 Millionen Arbeitslosen im Land bei der Bezahlung der Steuern eine Vorbildfunktion haben und in Zukunft ihren Pflichten nachkommen müssen. Dahinter steckt aber auch noch etwas anderes: Die spanische Liga hat einen guten Ruf zu verlieren. Man will nämlich noch viel mehr Geld mit den Fernsehrechten im Ausland machen. Da kann ein Schuldenskandal sich nur negativ auswirken. Das hat auch die Härtesten Schuldenpokerer im Geschäft nachdenklich gemacht.

Hier dazu noch die Stimme eines Kommentators in der Zeitung El Pais: “Rajoy (Ministerpräsident) gibt den Clubs Zeit bis 2020, damit sie ihre Schulden bezahlen können. Dem spanischen Volk mutet er aber eine Rosskur zu, die die Lebensqualität auf allen Ebenen vermindert, nur um die 3%-Defizitregel einhalten zu können. Für die Wohnungsräumungen derer, die nicht mehr zahlen können, räumt er nur eine Schamfrist für den Winter ein.”

Informationsquelle
Los equipos podrán ser expulsados si no pagan a Hacienda – El Pais
¡Campeones!, también en deudas con Hacienda – El Pais

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