Atomalarm in Almaraz, was tun?
Vergangene Woche sprangen in Almaraz, in der spanischen Provinz Caceres, die Lautsprecher an. Öffentliche Lautsprecher gibt es an diesem Ort für den Fall einer gefährlichen Havarie im nahegelegenen Atomkraftwerk. Vergangene Woche bekamen die Bewohner also plötzlich die Durchsage zu hören: “Nuklearer Unfall, begeben sie sich zu ihrem Sammelpunkt”. Zum Glück gingen die Lautsprecher einfach so los, “sin motivo”, ohne Grund. Aber der Fall war dann doch symptomatisch für das Verhalten nach einem wirklichen Unfall: Die Bewohner sind ahnungslos, die Kommunikationsmöglichkeiten funktionieren nur bedingt und im Ernstfall weiß keiner, was er eigentlich tun soll: Somit herrschte das Chaos.
Das Zentrum für Risikoforschung der Autonomen Universität von Barcelona (Universitat Autònoma de Barcelona; UAB) hat im Gefolge der Atomkatastrophe von Fukushima die Notfall- und Evakuierungspläne an den Standorten der spanischen Atomkraftwerke im Hinblick auf ihre Tauglichkeit überprüft. In Spanien gibt es 6 AKW-Standorte und ein Standort, an dem ein AKW abgewrackt wird. Bei der Untersuchung wurden die Notallpläne auf nationaler, regionaler und kommunaler Ebene mit einbezogen. Dabei wurden nur Orte im Umkreis von 10 km zum AKW berücksichtigt. Befragt wurden auch die Bürgermeister und Gemeinderatsmitglieder an den Standorten. Die Schlussfolgerung der Untersuchung ist wenig erfreulich: “Wir sind auf einen Nuklearunfall nicht vorbereitet, es ist notwendig das Evakuierungssystem und die Logistik zu verbessern”, erklärt die Leiterin des Zentrums der UAB, Anna García Hom und fügt hinzu, dass durch die Defizite bei Alarm ein Chaos ausbrechen würde.
Die Lautsprecher, die in den Dörfern die Katastrophe bekannt machen sollten, werden vom Zivilschutz gewartet und sie oft außer Funktion. Einige Standorte sind oft nicht flächendeckend mit dem Mobilfunknetz abgedeckt. Die fehlende Kommunikationsmöglichkeit ist vor allem in engen Tälern wie zum Beispiel beim Uralt-Reaktor Garoña beängstigend. Die Gemeinden erinnern sich kaum noch an eine Notfallübung. Die letzten lagen zum Teil 8 bis 10 Jahre zurück. Die UAB schlägt jetzt jährliche Notfallübungen vor, die regelmäßig an neue Situationen angepasst werden sollten. Die Verantwortlichen in den Gemeinden erhalten auch keine regelmäßige Schulung. Der Bürgermeister von Trillo erklärt: “Ich bin der Verantwortliche für 1.200 Personen, die im Umkreis der Anlage von Trillo leben und meine einzige Ausbildung in den 4 Jahren, in denen ich hier Bürgermeister bin, war ein Kurs von 2 oder 3 Stunden.”
Im Fall eines Unfalls in einem spanischen Atomkraftwerk haben die Betreiber zu entscheiden, ob sie den internen Notfallplan aktivieren. Zusätzlich haben sie die Delegación del Gobierno (eine Art Regierungspräsidium, die dem Innenministerium unterstellt ist) zu unterrichten. Diese Behörde entscheidet über die Aktivierung des externen Notfallplans, womit dann der Zivilschutz, die Polizei, die Feuerwehr und wenn nötig die Armee aktiviert wird.
Das Innenministerium lehnte es ab, zu den unzulänglichen Notfallplänen Stellung zu nehmen und verwies auf den Zivilschutz, der für diese zuständig sei. Der Sprecher des Zivilschutzes sieht die Sache gelassen: “In 20 Jahren ist doch nichts passiert und es gibt Pläne, dass wir demnächst unsere Unterlagen überarbeiten”.
Aus diesem Holz ist die Verantwortung für Nuklearunfälle geschnitzt. Man sieht das alles ruhigen Blutes und wenn dann der Ernstfall kommt, hatte man schließlich Pläne für Pläne in der Schublade. Es wird keiner schuldig sein, jeder verweist auf den andern. Für die Betroffenen ist es halt Pech, dass da was nicht funktionierte, wie man es sich so vorgestellt hatte.
Der alte Schrottmeiler Garoña darf bis zum 6. Juli 2013 weiterlaufen. Dies hat heute das oberste spanische Zivilgericht entschieden. Damit wurde die Klage der Betreiber, die eine Verlängerung der Betriebserlaubnis bis 2019 haben wollten, abgewiesen. Abgewiesen wurde aber auch die Klage von Greenpeace und anderer Umweltorganisationen, die eine sofortige Abschaltung haben wollten.
Siehe auch:
Strahlende Zukunft für spanische Atomkraftwerke
In Treue fest zum Atom
Informationsquelle
Los 67 pueblos nucleares no están preparados para una emergencia – Público.es
Das Zentrum für Risikoforschung der Autonomen Universität von Barcelona (Universitat Autònoma de Barcelona; UAB) hat im Gefolge der Atomkatastrophe von Fukushima die Notfall- und Evakuierungspläne an den Standorten der spanischen Atomkraftwerke im Hinblick auf ihre Tauglichkeit überprüft. In Spanien gibt es 6 AKW-Standorte und ein Standort, an dem ein AKW abgewrackt wird. Bei der Untersuchung wurden die Notallpläne auf nationaler, regionaler und kommunaler Ebene mit einbezogen. Dabei wurden nur Orte im Umkreis von 10 km zum AKW berücksichtigt. Befragt wurden auch die Bürgermeister und Gemeinderatsmitglieder an den Standorten. Die Schlussfolgerung der Untersuchung ist wenig erfreulich: “Wir sind auf einen Nuklearunfall nicht vorbereitet, es ist notwendig das Evakuierungssystem und die Logistik zu verbessern”, erklärt die Leiterin des Zentrums der UAB, Anna García Hom und fügt hinzu, dass durch die Defizite bei Alarm ein Chaos ausbrechen würde.
Die Lautsprecher, die in den Dörfern die Katastrophe bekannt machen sollten, werden vom Zivilschutz gewartet und sie oft außer Funktion. Einige Standorte sind oft nicht flächendeckend mit dem Mobilfunknetz abgedeckt. Die fehlende Kommunikationsmöglichkeit ist vor allem in engen Tälern wie zum Beispiel beim Uralt-Reaktor Garoña beängstigend. Die Gemeinden erinnern sich kaum noch an eine Notfallübung. Die letzten lagen zum Teil 8 bis 10 Jahre zurück. Die UAB schlägt jetzt jährliche Notfallübungen vor, die regelmäßig an neue Situationen angepasst werden sollten. Die Verantwortlichen in den Gemeinden erhalten auch keine regelmäßige Schulung. Der Bürgermeister von Trillo erklärt: “Ich bin der Verantwortliche für 1.200 Personen, die im Umkreis der Anlage von Trillo leben und meine einzige Ausbildung in den 4 Jahren, in denen ich hier Bürgermeister bin, war ein Kurs von 2 oder 3 Stunden.”
Im Fall eines Unfalls in einem spanischen Atomkraftwerk haben die Betreiber zu entscheiden, ob sie den internen Notfallplan aktivieren. Zusätzlich haben sie die Delegación del Gobierno (eine Art Regierungspräsidium, die dem Innenministerium unterstellt ist) zu unterrichten. Diese Behörde entscheidet über die Aktivierung des externen Notfallplans, womit dann der Zivilschutz, die Polizei, die Feuerwehr und wenn nötig die Armee aktiviert wird.
Das Innenministerium lehnte es ab, zu den unzulänglichen Notfallplänen Stellung zu nehmen und verwies auf den Zivilschutz, der für diese zuständig sei. Der Sprecher des Zivilschutzes sieht die Sache gelassen: “In 20 Jahren ist doch nichts passiert und es gibt Pläne, dass wir demnächst unsere Unterlagen überarbeiten”.
Aus diesem Holz ist die Verantwortung für Nuklearunfälle geschnitzt. Man sieht das alles ruhigen Blutes und wenn dann der Ernstfall kommt, hatte man schließlich Pläne für Pläne in der Schublade. Es wird keiner schuldig sein, jeder verweist auf den andern. Für die Betroffenen ist es halt Pech, dass da was nicht funktionierte, wie man es sich so vorgestellt hatte.
Der alte Schrottmeiler Garoña darf bis zum 6. Juli 2013 weiterlaufen. Dies hat heute das oberste spanische Zivilgericht entschieden. Damit wurde die Klage der Betreiber, die eine Verlängerung der Betriebserlaubnis bis 2019 haben wollten, abgewiesen. Abgewiesen wurde aber auch die Klage von Greenpeace und anderer Umweltorganisationen, die eine sofortige Abschaltung haben wollten.
Siehe auch:
Strahlende Zukunft für spanische Atomkraftwerke
In Treue fest zum Atom
Informationsquelle
Los 67 pueblos nucleares no están preparados para una emergencia – Público.es
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