Holocaust auf spanisch oder die nicht bewältigte Vergangenheit

Ich habe schon mehrfach darüber berichtet, dass Spanien mit dem Franco-Faschismus bisher nicht abgerechnet hat. Überall stehen noch Denkmäler für Franco und seine Clique und Straßen und Plätze sind immer noch nach ihm und seinen Exponenten benannt. Der Blogger Santiago Miró berichtet jetzt in seinem Blog "Negro sobre Blanco" von einem Buch, das von 
Carlos Hernández de Miguel, einem Schriftsteller und Wissenschaftler geschrieben wurde mit dem Titel "Die Konzentrationslager von Franco". Er zeigt in diesem Buch auf, dass der Diktator mit den 296 in Spanien errichteten Konzentrationslagern, in denen etwa 1 Million Spanier interniert waren, einen "ideologischen Holocaust" beabsichtigte. Hier einige der Ausführungen von Santiago Miró:

Die Studie deckt die Zeit von Juli 1936 bis zum Tod von Franco im Jahr 1975 ab.

"In Spanien gab es keine Gaskammern. Auch gab es keine "Endlösung", um die Juden und Zigeuner auszurotten. Spanien hatte auch keine Pläne, Nachbarländer zu überfallen. Franco war nicht Hitler. Aber es gab Ähnlichkeiten. In Franco's Spanien gab es den Plan eines echten "ideologischen Holocaust". Ein Endlösung für alle, die anders dachten.... Bereits 24 Stunden nach dem Staatsstreich durch Franco entstanden die ersten Konzentrationslager, die das Ziel hatten "Terror zu streuen und den politischen Gegner zu eliminieren". Franco selbst sagte, dass es in einem Krieg wie es Spanien erlebte, eine systematische Besetzung der Territorien begleitet von einer notwendigen Säuberung geben müsse, denn ein rascher militärischer Sieg würde zu viele Menschen, die vom Gedankengut des Gegners infiziert seien, zurück. Der erste Schritt zu dieser Säuberungsaktion war die Einrichtung von Konzentrationslager. In ihnen gab es keine Kriegsgefangene. Es gab "Vogelfreie", "Horden von Delinquenten" und "Tiere". Der Franquismus verweigerte seinen Feinden auch die Rechte nach der Genfer Konvention.
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Durch diese Lager gingen zwischen 700.000 bis 1 Million Spanier, die dort Hunger, Folter, Krankheiten und Tod erleiden mussten. Die Mehrzahl von ihnen wurden zu Zwangsarbeit in Sklaven-Bataillonen gezwungen.
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Fußball-Stadien, Stierkampfarenen und kirchliche Bauten wurden zu Lagern umfunktioniert.
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"Die Anzahl der direkten Opfer überstieg die 10.000 und die der indirekt Betroffenen ist nicht kalkulierbar, wenn wir in Betracht ziehen, dass die Konzentrationslager Durchgang für viele Tausende von Männern und Frauen waren, die vor Erschießungskommandos landeten  oder in Gefängnissen, die vor allem in den ersten Jahren der Diktatur wahre Zentren der Auslöschung waren.

Die Menschen wurden also entweder umgebracht oder der Zwangsarbeit und ideologischen Umerziehung unterworfen. Wenn sie aus den Konzentrationslagern kamen, waren sie stigmatisiert und mussten mit ständiger Kontrolle leben. Sie hatten ein Leben in Armut und Isolation. Eine wichtige Rolle bei der "Umerziehung" spielte die katholische Kirche. Und das tat sie ganz im Sinne des Diktators. "Generell richteten die Priester mit großem Eifer aggressive und drohende Gebete gegen die Gefangenen und übten die Funktion von Lehrern in patriotischen Klassen aus".

Die Franco-Stiftung (Fundación Nacional Francisco Franco), die weiterhin ungestört in Spanien die Propaganda zur Verherrlichung des Diktators betreiben kann, erinnert derzeit auf ihrer Webseite an die Ehrung des Diktators durch Papst Pius XII Im Jahre 1954:

"Am 25. Februar 1954 wurde in der Kapelle des Palastes von Oriente die feierliche Zeremonie zur Verleihung des Christusordens an seine Exzellenz den Staatschef und Generalissimus des Heeres durch seine ehrwürdige Eminenz den Kardinal-Erzbischof von Toledo abgehalten. Der Orden wurde dem Caudillo durch seine Heiligkeit Papst Pius XII verliehen.
Der Staatschef kniete sich begleitet vom Außen- und Justizminister, die als Zeugen fungierten, am Altar vor dem Kardinal von Toledo nieder und gab feierlich sein Bekenntnis zum katholischen Glauben ab."

Solange solche Ehrungen noch möglich sind, hat Spanien und auch die katholische Kirche die Vergangenheit der brutalen Diktatur nicht verarbeitet.

Siehe auch:

Spanien muss sich seiner Geschichte stellen, dann kann auch Katalonien seinen Platz finden 

Offizielle Faschistenverehrung in Spanien bleibt eine regierungsamtliche Selbstverständlichkeit 

Der Diktator ist jetzt 40 Jahre tot und sein Gespenst geistert noch durch Spanien

Fromme Benediktiner, die für die Faschisten streiten

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