Fromme Benediktiner, die für die Faschisten streiten

Dass der Franco-Faschismus weiterhin in der spanischen Gesellschaft eine wichtige Rolle spielt, zeigt am Besten der Fall der Versuch der Exhumierung des Leichnams des ehemaligen Diktators Franco aus seinem Mausoleum im Valle de los Caidos (Tal der Gefallenen) bei Madrid. Die spanische Regierung hatte beschlossen, dass sein Leichnam aus dem Mausoleum entfernt werden soll als späte Genugtuung gegenüber all denen, denen dieser Mann schweres Leid zugefügt hat und dessen Verherrlichung daselbst seinen Opfern seit Jahrzehnten Hohn spricht.

Franco und der Faschistenführer José Antonio Primo de Rivera wurden in der Basilika des Komplexes mit allen Ehren an einem Platz, der eigentlichen nur hohen Würdenträgern der Kirche vorbehalten war, begraben und Franco ruht in einem Steinsarg vor dem Hauptaltar der Basilika.

Die Verwalter des Komplexes, der in Staatsbesitz ist,  sind Angehörige des Benediktiner-Ordens, die jetzt Anfang des Jahres verhindert haben, dass Franco exhumiert werden konnte. Der Abt erklärte, dass die Franco-Familie der Exhumierung nicht zugestimmt habe und zudem noch ein Verfahren beim Obersten Gerichtshof anhängig sein. Die Franco-Familie hat immer noch wichtige Unterstützer in der spanischen Politik und der Abgang ihres Ahnen hat ihnen weder gesellschaftliche noch finanzielle Nachteile gebracht.

Die katholische Kirche ist eine der 3 Stützen des Erbes des Franquismus, neben Monarchie und der Armee. Santiago Cantera, der Abt des Klosters im Valle de los Caidos, macht aus seiner Zuneigung zum ehemaligen Diktator keinen Hehl. 1993 war er Kandidat für die Parlaments- und 1994 für die Europawahlen für die faschistische Partei "Falange Española Independiente". Die Zeitung El Pais schreibt: "Die Äußerungen von Cantera lassen keinen Zweifel an seinen politischen Ansichten. Aber er ist kein klassischer Faschist. Er ist konventionell, gegen das fröhliche und kurzrockige Spanien, das vom (Faschistenführer) Primo de Rivera angestrebt wurde. Zum Beispiel gibt er zu, dass er auch schon in Versuchung war, Frauen, die im kurzen Rock zur Kommunion kamen, diese zu verweigern. Über die Zwangsarbeiter, die unter dem Diktator den Komplex im Valle de los Caidos bauen mussten vertritt er die Ansicht, dass sie sehr gut lebten bis zu einem Punkt, an dem sie angeblich darum gebettelt haben sollen im Valle zu arbeiten."

Was macht ein reaktionärer Katholik, wenn er auf seine unchristlichen Ansichten festgenagelt wird? Er weicht ins Mysterium aus, ein Ort, an dem Kritik nicht mehr möglich ist. So Cantera in einem Interview, in dem er gefragt wurde, ob ihn die Attacken gegen seine Person, "schmerzten, betroffen machten, zum Kreuz führten":  

Es gab eine Zeit, an dem mir das sehr weh getan hat, aber es war eine spirituelle Lehrstunde für mich. Tatsächlich haben sie mich dem Mysterium des Kreuzes näher gebracht und dazu, absolut auf die Gnade Gottes zu vertrauen..... Der Schmerz durch die Beleidigungen und Attacken, die ich bekommen habe. liess mich mit IHM vereint sein und Verzeihung für die zu erbitten, die mich beleidigten und verleumdeten. Ich habe gelernt mich vom Ruhm loszusagen und keine menschlichen Ehren zu suchen.


Bleibt noch zu sagen, dass die Hierarchie der katholischen Kirche in Spanien, wenn auch wenig energisch, dem Verhalten des Abtes widerspricht, aber scheinbar ohne Erfolg. Oberster Vorgesetzter des Abtes ist der Vatikan.

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