Rio de Janeiro befreit Guanabara von Müllhalden und gibt den Müllsammlern eine neue Zukunft

Rund um die Guanabara-Bucht von Rio de Janeiro gibt es zahlreiche illegale Müllhalden. Eine nach der anderen wird jetzt vom Bundesstaat Rio de Janeiro deaktiviert. Auf jeden Fall ist “deaktivieren” das Wort, das man in Rio dafür verwendet. Mit einer feierlichen Zeremonie wurde jetzt die letzte illegale Müllkippe an der Guanabara, die von Guapimirim im Stadtteil Baixada Fluminense “deaktiviert”. Der Umweltstaatssekretär der Bundesstaates, Carlos Minc, und seine Entourage staunten allerdings nicht schlecht als während der Zeremonie noch Lastwagen vorfuhren und ungerührt Müll abluden.

Die Müllkippe von Guapimirim existiert seit 1985. Sie liegt im atlantischen Waldgürtel und bedeckt 60.000 qm Gelände. Täglich wurden dort 35 Tonnen Müll ohne jede Kontrolle abgeladen. Die Überwachungsbehörden haben dies bemängelt und die Müllkippe als Gesundheitsrisiko eingestuft. Das verseuchte Abwasser der Müllhalde floss bisher ohne Behandlung in die Guanabara.

Es stellte sich heraus, dass nicht einmal Teile der Stadtverwaltung wussten, dass man in Guapimirim keinen Müll mehr abladen durfte. Die Müllhalde ist zwar geschlossen, aber keiner weiß so richtig, wie es weitergehen soll. Pläne für die Renaturierung des Geländes gibt es scheinbar nicht. Die “Müllsammler” in Brasilien “Catadores” genannt, die die Halde nach verwertbarem Material durchsuchen, sind ebenfalls überrascht worden und bangen jetzt um ihre Zukunft.

In einer Presseerklärung gab das Umweltsekretariat des Staates bekannt, dass es darum gehe eine selektive Müllabfuhr aufzubauen und die selbständigen Müllsammler/ -innen (Catadores) zu organisieren. Auf der Müllhalde sollen 10 dieser Müllsammler gearbeitet haben, die jetzt von der Regierung registriert werden. Sie sollen Mittel für Grundnahrungsmittel (cesta basica) und einen Mindestlohn erhalten und in einer Genossenschaft organisiert werden. Sie sollen des weiteren in die Müllabfuhr als Spezialisten für Müll-Selektierung integriert werden. Die Präsidentin des Umweltinstitutes (Inea) erklärt dazu, dass es wichtig sei den Müllsammlern über die Mülltrennung Arbeitsplätze mit angemessenen sanitären Bedingungen zu bieten und sie fügt hinzu: “Die Arbeit im Müll ist für ein menschliches Wesen unwürdig”.

Es gibt 2 Programme in Rio, mit denen die Müllentsorgung und –verwertung in neue Bahn gelenkt werden soll. Das eine ist das Programm “Null-Müll” (Lixão Zero) und das andere “Rio ohne Müll” (Rio Sem Lixão). Innerhalb dieser Programme sollen organisierte und überwachte Müll-Center entstehen, die CTR genannt werden. Dort soll der Müll sachgemäß entsorgt und auch getrennt werden.

Siehe auch:
Den Cariocas die Leviten lesen
Brasilianische Müllsammler bekommen universitäre Weiterbildung

Informationsquelle:
Após Carlos Minc fechar lixão em Guapimirim, caminhões descarregam lixo – Jornal do Brasil
Estado desativa último lixão às margens da Baía de Guanabara – Governo do Rio de Janeiro

Kommentare

  1. Die Bedingungen, die auf solchen Müllhalden herrschen können nach unseren Maßstäben unmenschlicher nicht sein, doch für die dort lebenden Menschen (die sogenannten Catadores) ist das deren einzige Einkommensquelle, die sie im Leben haben haben. Ganz schön zeigt das die Dokumentation "Waste Land", aber auch im öffentlich rechtlichen Fernsehen wird gerne über dieses Thema berichtet.

    Müllarbeiter in Rio - Galileo

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