Spanische Abgeordnete kommentiert Proteste gegen Kürzungen mit "fickt euch!"

Die derzeitige spanische Regierung hat ein Glaubwürdigkeitsproblem. Die Partido Popular (PP) hat die letzten Wahlen mit absoluter Mehrheit gewonnen. Erklärbar ist dieser Wahlsieg nur mit der Verzweiflung der Menschen über die sich ständig verschlechternde Wirtschaftssituation. Denn ausgerechnet diejenigen, die den spanischen Staat in den Jahren ihrer Macht (1996 - 2004) am schamlosesten ausgebeutet haben, dürfen jetzt die Spanier mit Kürzungen und Mehrbelastungen strangulieren. Der immer noch schwelende "Gürtel-Skandal" zeigt das deutlich. Während die Sozialisten noch an der Macht waren wurde von der damals in der Opposition befindlichen PP alles dafür getan, um die Einsparungsprogramme der damaligen Regierung zu torpedieren. Keine Versprechung gegenüber dem Volk war schade genug, um nicht angewandt zu werden. Und jetzt werden alle diese Versprechungen zur Makulatur und die Bürgerinnen und Bürger stehen mit einem "dicken Hals" da.

Kein Wunder, dass die Emotionen steigen. Dass dabei die Regierung mit einer Selbstgerechtigkeit ohne gleichen gerade dem einfachen Volk die Opfer aufbürdet, muss mit einer brutalen Rhetorik übertüncht werden. Die Abgeordnete der PP, Andrea Fabre, war sich nicht zu schade bei der Diskussion im Abgeordnetenhaus, für die Protestierenden nur den Ausruf "Fickt euch!" parat zu haben. Dabei steht gerade diese Abgeordnete für ein leichtes und sorgloses Leben umhegt vom familiären und parteilichen Netzwerk. Sie ist 39 Jahre alt, seit 3 Legislaturperioden Abgeordnete und Tochter des einflussreichen PP-Politikers Carlos Fabre aus der Provinz Castellón. Seit Generationen befindet sich die Macht in der Provinz in den Händen ihrer Familie. Der Vater, der 21 Jahre lang Präsident der Provinzverwaltung war, ist in mehrere Korruptionsskandale verwickelt und hat Prozesse wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder am Hals. Er förderte die Karriere seiner Tochter, so dass die Abgeordnetenmandate für diese wie von selbst kamen. Sogar in der eigenen Partei kann man bei abgeschalteten Mikrofonen erfahren, dass ihr einziger Wert in ihrem Namen bestehe.

Zwar rudert sie jetzt etwas zurück und versucht ihre Beschimpfung abzuschwächen. Sie wären nicht ganz angemessen gewesen, aber sie hätte auch nur damit die Sozialisten treffen wollen. Zurücktreten will sie auf keinen Fall. Der Vater ist weiterhin von den großen Qualitäten seiner Tochter überzeugt. Bei einem derzeit stattfindenden Provinzparteitag richtete er die rührenden Worte an sie: "Andrea, wir, die wir dich kennen, wissen um dein Werte, deine Ethik und deine soziale Verantwortung".

Weniger toll finden ihr Verhalten die Spanierinnen und Spanier. In den sozialen Netzwerken meldeten sich in kürzester Zeit ein große Menge an empörten Bürgern. Die Kommentare sind nicht sehr freundlich: "....jeder Müll kann in diesem Land Abgeordnete werden ......gleich muss ich kotzen.... Andrea Fabra soll sich ficken und ihr Vater, der Mafioso mit der Sonnenbrille ...... in diesem Land kann man nur was werden über den Adel oder über Nepotismus".

Da  passt gut dazu, dass der königliche Schwiergersohn Urdangarin, gegen den zur Zeit ein Verfahren wegen Untreue und Verschwendung öffentlicher Gelder läuft, seinen USA-Beratervertrag mit dem Kommunikationskonzern Telefonica für ein weiteres Jahr verlängert bekommt. Dafür gibt es für das kommende Jahr 1,5 Millionen Euro und die Miete für eine Villa in Washington. Angeblich wäre eine Kündigung teurer, dann müsste Telefonica dem Ehemann einer Prinzessin 4,5 Millionen Abfindung zahlen.

Siehe auch:
Der Herzog von Palma, Handballer, Betrüger und königlicher Schwiegersohn
Fall Gürtel fordert erstes prominentes Opfer

Informationsquelle:
Andrea Fabra reconoce que su '¡Que se jodan!' fue un "reproche impropio", pero no va a dimitir - El Periódico
La increíble lotería de los Fabra - El Pais
Telefónica renueva el contrato de 1,5 millones de euros a Urdangarin - El Periódico

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Betontürme von Barcelona: Auch Betonschrott macht anhänglich

In Treue fest zum Atom

Der Mindestlohn in Spanien durchbricht die 1.000 Euro-Grenze