Wie unser Planet zur Atommüllkippe wird

Andra ist die französische Gesellschaft für die Beseitigung atomaren Mülls. Damit vertritt die Gesellschaft eine zukunftsträchtige Wachstumsindustrie, denn der Atommüll wächst. Man könnte sagen ins Unermessliche. Da Andra davon lebt, entwickelt die Gesellschaft auch eine neues Modell der “Offenheit”. Stolz präsentiert die Gesellschaft im Internet, wo der französische Atommüll liegt und was man mit ihm in Zukunft zu tun gedenkt. Vergangenen Mittwoch hat Andra einen nationalen Inventar des französischen Atommülls veröffentlicht.

Andra hat für Frankreich bis zum Jahr 2010 mehr als 1,3 Millionen Kubikmeter nuklearen Mülls jeder Art in Frankreich festgestellt. Diese Menge soll sich bis 2030 verdoppeln. Das bedeutet nach Berechnung von Andra 2 kg Atommüll pro Einwohner im Jahr. Der Hauptanteil der nuklearen Abfälle entfällt auf die Atomkraftwerke (59%), aber auch auf die Forschungslabore (26%), militärische Aktivitäten (11%), der nicht-nuklearen Industrie (3%) und den Medizin-Bereich (1%). Die gefährlichsten Abfälle stammen aus den Atomkraftwerken. Diese hochradioaktiven Abfälle stellten bis 2010 mit 2.700 Kubikmeter nur 0,2% aller bisher produzierten Nuklearabfälle, aber allein diese enthalten 96% der Radioaktivität aller Atomabfälle mit einer Strahlung von mehreren Milliarden Becquerel pro Gramm.

Die Geschichte der Atommüll-Entsorgung zeigt, dass die Menschheit eigentlich nicht in der Lage ist, derart gefährliche Abfälle über Jahrhunderte zu verwalten beziehungsweise zu entsorgen. Nach dem 2. Weltkrieg hat man es sich einfach gemacht. Viele Nuklearabfälle wurden einfach im Meer entsorgt. Ende der 1960er Jahre bis 1983 hat Frankreich derartige Abfälle im Atlantikgraben verschwinden lassen. Dabei mitgemacht haben auch Deutschland, Belgien, Großbritannien und die Niederlande, die 11.000 Tonnen dieser Abfälle den Spaniern 400 km vor Galizien sozusagen vor die Haustür gekippt haben. Dabei wurden die Abfälle entweder verklappt oder in Fässern ins Meer geworfen. 1969 kippten mehrere Länder, unter anderem Großbritannien und die Schweiz, zusammen mit Frankreich ihre nuklearen Abfälle 900 km von der bretonischen Küste entfernt ins Meer. So ging es bis 1983 weiter. Andra ist stolz darauf, berichten zu können, dass Frankreich seine Nuklearabfälle nie in den Ärmelkanal geschüttet hat, dafür aber gerne den Golf von Biskaya benutzt hat. Die lieben Nachbarn Großbritannien und Belgien haben dafür einmal die Dreistigkeit gehabt, ihren Atommüll im Casquets-Graben, 15 km von der französischen Küste entfernt, zu entsorgen. Frankreich hat aber auch viel strahlenden Abfall in der Südsee in etwa 2.000 Meter Tiefe im Mururoa-Atoll versenkt. Dort hatten sie ja auch fleißig ihre Atomtests gemacht, da kam es wohl auf ein mehr oder weniger Nuklearmüll nicht an

So sieht es in Frankreich aus. Der Atommüll wächst weltweit und keiner weiß, wo man diesen sicher für die Menschheit entsorgen kann. Man darf gar nicht daran denken, welche Sorgfalt die Großproduzenten Russland und USA dem nuklearen Müll widmen, was so aufstrebende Staaten wie Pakistan und Indien damit machen. Hinzu kommen Länder wie Iran, die sich nichts sehnsüchtiger wünschen als auch mit dem strahlenden Müll leben zu dürfen.

Informationsquelle:
La France compte plus d'1,3 million de mètres cubes de déchets nucléaires – Libération
Des déchets radioactifs français ont aussi été immergés dans l'Atlantique – Le Monde

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Betontürme von Barcelona: Auch Betonschrott macht anhänglich

In Treue fest zum Atom

Der Mindestlohn in Spanien durchbricht die 1.000 Euro-Grenze