Der Wind treibt Spanien voran

Die Windenergie hat in Spanien im März dieses Jahres erstmalig den ersten Platz bei der Stromerzeugung eingenommen. Nach den Zahlen des "Red Eléctrica de España (REE)" (Stromnetz Spaniens) wurde über die Windkraft im März 21% des Bedarfs abgedeckt mit eine Leistung von 4.738 GWh. Das bedeutet eine Steigerung von 5% gegenüber dem März 2010. Die erneuerbaren Energien haben insgesamt im März 42,2% des spanischen Bedarfs abgedeckt. Gegenüber 2010 bedeutet dies ein Rückgang. Im März 2010 betrug der Anteil der Erneuerbaren 48,5%. Der Rückgang ist vor allem auf eine geringe Leistung der Wasserkraftwerke zurück zu führen.

Die Windenergie gewinnt in Spanien immer mehr an Bedeutung. Sie ermöglicht eine Stromerzeugung, die die Umwelt nur wenig belastet, CO2 einspart und die spanische Zahlungsbilanz entlastet. Wer schon einmal von den lausigen Winden Zentralspaniens zerzaust wurde, weiß, welches Potential Spanien in diesem Bereich hat. Die spanische Windkraftindustrie weist mit Stolz daraufhin, dass sie im März genügend Strom produziert hat, um den Verbrauch eines Landes von der Größe Portugals befriedigen zu können. Dank der Windkraft konnte Spanien im März auf den Import von Kohle und Öl im Wert von 250 Millionen Euro verzichtet werden. Gleichzeitig wurde eine Kohlendioxidemission in Höhe von 1,7 Millionen Tonnen vermieden. Auf Grund dieser hohen Stromproduktion durch die Windkraft hatte Spanien 2010 erstmalig einen positiven Exportsaldo nach Frankreich. José Donoso, der Präsident der Windkraftindustrie AEE erklärt dazu: "Dieser historische Rekord, den unsere Windkraftindustrie erreicht hat, zeigt dass diese Energieart, abgesehen davon sie aus eigenen Mitteln produziert wird, sauber ist und ständig wettbewerbsfähiger wird, in der Lage ist, 13 Millionen spanische Haushalte zu versorgen".

An zweiter Stelle der spanischen Stromproduktion steht die Nuklearenergie mit 19% Anteil. Der Aufwind bei der Windkraft zeigt den Spaniern, dass es auch ohne Atomkraft geht. Die spanische Atomindustrie wird aber ihren "Goldesel" mit Zähnen und Klauen verteidigen, auch wenn ihre Atommeiler schon mehrfach ihre Gefährlichkeit bewiesen haben. Dies zeigt auch die Diskussion um den Schrottmeiler "Garoña", dessen Schliessung vor kurzem von der spanischen Regierung für 2013 verfügt wurde. In der naheliegenden Gemeinde Valle de Mena, wo die Gemeindevertreter schon mehrmals für eine vorzeitige Schließung des Atomkraftwerkes votiert hatten, finden demnächst Wahlen statt. Der stärkste Konkurrent und Anwärter auf den Bürgermeisterposten ist ein Angestellter des Atomkraftwerks, der als "Unabhängiger" zu den Wahlen antritt. Nominiert wurde er allerdings von der atomfreundlichen spanischen Oppositionspartei PP. Für die derzeitigen Gemeindevertreter ist dies eine typische Aktion des Kraftwerkbetreibers Nuclenor, der sich damit "folgsame" Volksvertreter kaufen wolle, die keinen Ärger machen, wenn die Lauftzeitverlängerung doch noch einmal möglich werden könnte. Wie die PP die Sachlage sieht, erklärt die Aussage ihrer Abgeordneten Sandra Moneo: Sie wirft der regierenden sozialistisichen Partei PSOE vor, den Schliessungsbeschluss für Garoña "allein aus politischen Motiven getroffen zu haben", es sei "eine launenhafte, unreife, unverantwortliche und einer demokratischen Regierung unwürdige Haltung". Diese deftigen Sprüche gab sie am 23. Februar von sich. Am 11. März brachte das Erdbeben und der Tsunami in Japan mit all seinen Folgen die Politik durcheinander. Seither eiert auch die Partido Popular in der Frage der Sicherheit der Atomkraft herum. Wer soll solchen Leuten aber glauben, dass sie es wirklich ernst meinen?


La energía eólica se coloca por primera vez en marzo como principal fuente de generación eléctrica · ELPAÍS.com

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