Die Brexit-Mauler wehren sich

Der Brexit, also der per Referendum angestossene Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union, ist für einige Wortneuschöpfungen im Englischen gut. "Brexit" selbst ist so eine Wortneuschöpfung, die sich inzwischen eingebürgert hat. Ein anderes Wort ist "remoaner". Dieses setzt sich zusammen aus "remain" und "moan". Ersteres stellt darauf ab, dass die Anhänger der EU in der EU bleiben wollen - in Englisch "remain" - und "moan" bedeutet "jammern". Der "Remoaner" ist also ein für den Verbleib in der EU jammernder Brite. Wobei ich das Wort "jammernd" eher als "maulend" bezeichnen würde, denn die "Remoaners" jammern nicht passiv und demütig.  Grundsätzlich erwarten die überzeugten Brexit-Anhänger, dass die Gegner endlich das Maul halten und demütig die Regierung bei der Durchführung des Ausstiegs aus der EU unterstützen.

Das Etikett "Remoaner" haben die Brexit-Anhänger abwertend den Brexit-Gegnern verpasst. Die für den Verbleib kämpfenden Anhänger, bezeichnen sich neutraler als "Remainers" (Verbleiber). Journalist John Eledge vom New Statesman fühlt sich als ein socher "remoaner", aber er wehrt sich gegen die Angriffe der Brexit-Anhänger, die letztlich auch wieder nur über die Brexit-Gegner jammern, weil sie die Sache des Brexit immer noch nicht unterstützen wollen. Er schreibt:

Mein Gott, die Brexit-Anhänger machen es uns wirklich nicht leicht, nicht wahr? Ausgehend davon wie sehr sie das stört, wenn wir über den Brexit maulen - so sehr, dass sie uns diesen cleveren Namen gegeben haben, um zu unterstreichen wie sehr wir maulen, und ebenso dabei meinen, dass sie absolut witzig sind - tun sie ein Haufen Sachen, die nur darauf abgerichtet zu scheinen, um uns zum maulen zu veranlassen. 

Es gibt Zeitungen, die uns als Sabateure bezeichnen, weil wir es wagen uns auf die Seite von Ausländern gegen die britische Regierung stellen. Viel wichtiger ist noch deren Geschichte von "wir oder sie" unter der Annahme, dass die Regierung "wir" ist. Sie haben aber absolut nichts dafür getan, um uns in diesem Wir-Glauben zu stärken. Wenn die Minister wirklich wollten, dass wir glauben, dass sie auf unserer Seite sind, dann hätten sie wesentlich weniger Zeit verplempern sollen, um uns als Saboteure, Bürger im Niemandsland, Terroristen-Symphatisierer oder was auch immer dem Daily Mail und seinen Lesern in den Sinn kommt, um sich fanatisch an fast jedem Tag selbst zu befeuern, zu betiteln.

Auf jeden Fall: "Remainers" stellen sich derzeit nicht an die Seite von Juncker und wenn May's Regierung empfindet, dass ein großer Teil des Landes ihr die Unterstützung verweigert, dann muss sie sich an die eigene Nase fassen.
Hier liegt der Hase im Pfeffer - selbst wenn die "Remain"-Anhänger aktiv auf irgendeine Art die EU in den Verhandlungen unterstützt, dann wäre das äußerst gut. Zu einem Teil, weil das immer noch ein freies Land ist, wenigstens für den Moment; zum anderen Teil, weil Patriotismus nicht verpflichtend ist. Aber auch hauptsächlich, weil Patriotismus tatsächlich nicht bedeutet "mein Land, sowohl im Guten als auch Schlechten", er bedeutet ganz einfach, das Beste für es zu wollen. Was das "Beste" zur Zeit beinhaltet ist natürlich eine zutiefst persönliche Angelegenheit. Von meinem Gesichtspunkt aus würde ich darin einschließen die nahe Beziehung zu Freunden und Verbündeten, eine offene Wirtschaft, in der Menschen, Güter und Dienstleistungen hierher kommen können, um uns alle reicher zu machen; unser Bürgerrechte auszuweiten auf das Recht in anderen Teilen der Welt leben und arbeiten zu können; internationale Zusammenarbeit über Dinge wie Politik, Wissenschaft und Verteidigung. 

Nur eine Seite der Brexit-Verhandlungen befürwortet diese Dinge. Erinnert ihr mich daran, wenn ihr wieder einmal verlangt, dass ich die andere Seite unterstützen soll?



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Betontürme von Barcelona: Auch Betonschrott macht anhänglich

In Treue fest zum Atom

Der Mindestlohn in Spanien durchbricht die 1.000 Euro-Grenze