Kaiowá und Guarani haben die Nase voll
Die brasilianischen Indio-Völker der Kaiowá und Guarani haben sich in diesen Tagen im Indio-Gebiet Passo Pirajú, in der Gemeinde von Dourados des Bundesstaates Mato Grosso do Sul versammelt und ein Manifest verabschiedet, das ich hiermit teilweise wiedergebe:
“Die Völker der Kaiowá und Guarani haben viel Besuch bekommen durch den MPF, FUNAI (brasilianische Behörde für Indios), von Vertretern der Bundespolizei und der Bundesregierung und Abgeordneten, die sich unsere Forderung zur endgültigen Festlegung unserer Gebiete angehört haben. Wir werden keinen Rückschritt in unseren Rechten akzeptieren. Die Behörden FUNAI und MPF haben uns über den Fortgang der Identifizierung unseres Territoriums informiert und sagten, dass ein Teil der Berichte dazu noch in diesem Jahr erscheinen würde und ein Teil zu Beginn des kommenden Jahres. Seit der TAC (eine Art Schlichtungsvereinbarung) durch den MPF und FUNAI 2007 unterschrieben wurde, haben sie uns auf jedem Aty Guasu (Versammlung der Indios) erzählt, dass die Fristen eingehalten werden, aber dies ist nie geschehen. Unser Volk glaubt diesen Versprechungen nicht mehr und wir tolerieren es nicht, weiterhin an der Nase herumgeführt zu werden und Entwicklungen hinzunehmen, die unsere Rechte verletzen. Wir wollen, dass die Berichte jetzt im offiziellen Gesetzblatt der Union veröffentlicht werden, noch in diesem Jahr 2011.
Infolge der Nichterfüllung des Gesetzes mit der Garantie für unsere Territorien, leben wir mit der Situation einer ständigen Gewalt in unseren Dörfern. Dutzende unserer Führer wurden ermordet, ohne dass irgendjemand bestraft wurde. Die Straflosigkeit führt zu neuen Aggressionen und Toten gegen unser Volk. Wir verweisen auf die kürzliche Gewalttat gegen unsere Brüder von Terena de Miranda, wo ein Schulbus angezündete wurde und die Schüler und der Fahrer dabei schwer verletzt wurden.
Wir weisen auch daraufhin, dass während unserer Aty Guasu mit Datum von gestern (23. August) gegen 22:30 Uhr eine Schiesserei gegen hunderte von Mitgliedern unseres Volkes begann, in einem klaren Versuch uns einzuschüchtern und zu terrorisieren. Die Schüsse kamen aus einem bekannten Ort, der sich Rancho Toca do Lobo nennt und in der Nähe unseres Territoriums liegt. Er wurde von einem Gutsbesitzer eingerichtet und war eigentlich für die Polizei von Douradas bestimmt. Wir haben das schon mehrfach angezeigt und werden es weiterhin tun.
Wir fragen uns: Was werden die Behörden angesichts hunderter von Augenzeugen tun, um die Aggressoren festzunehmen und zu bestrafen und mit ihnen zusammen den Gutsbesitzer, der die Anwesenheit der Aggressoren an diesem Ort zuließ. Oder soll ein weiterer Indio sterben bis sich etwas tut? Dies macht uns glauben, dass die Behörden sich nicht besonders um unsere Völker sorgen, sondern eher ein schändliches Desinteresse zeigen.
Wir Völker der Kaiowá Guarani sind dabei, das uns geschichtlich gehörende Territorium zurückzuholen und dafür müssen wir Gewalttätigkeiten von Gutsbesitzern und lokalen Pistoleros erleiden, so wie es vergangene Woche bei tekohá Mbakarak und Puelito Kue in der Gemeinde Iguatemi geschah. Wir sind ein Volk mit großer Stärke, Spiritualität und Hoffnung, die von unserer Erfahrung und unserem Leiden auf der Suche nach unserem Land gezeichnet ist.
Sie haben den Reichtum unserer Natur zerstört, unsere Flüsse und Wälder, um Soja und Zuckerrohr anzubauen und Viehzucht zu betreiben. Ein Ochse in Mato Grosso besitzt wesentlich mehr Land als ein Indio der Kaiowá und Guarani. Sie behandeln unser Volk mit Rassismus und Vorurteilen. Sie kennen nicht unsere Kultur und unsere Kenntnisse der Bearbeitung unseres Landes. Sie verstehen nicht, dass die Erde für uns heilig und kein Konsumobjekt ist, kein Handelsprodukt, dass Gewinn produzieren soll. Was wir heute erleben ist in erster Linie Gewalt und das Fehlen von Nahrungsmitteln, weil uns unser Boden und der Wald fehlt. Wir wollen, dass unsere Territorien festgelegt werden! Außerdem wollen wir, dass die Bundesregierung in unserem Territorium Projekte zur Wiederherstellung der Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung fördert. Bundesmittel werden benötigt zur Produktion von Nahrungsmitteln, Wiederaufforstung und Erholung der Erde, Zugang zu Gerätschaften, Wissen und Technologie. Wir werden unsere Territorien wieder besetzen, damit unsere Wälder wieder wachsen und unsere Bäche wieder fließen. Sie werden es nie schaffen, uns zum Schweigen zu bringen oder zu erreichen, dass wir mit unserem Kampf um unser Land aufhören!
Die Regierung Lula hatte 8 Jahre, um ihre Versprechungen zu erfüllen und hat nichts getan! Dilma hat bisher auch nichts getan. Der Gouverneur André Puccinelli ist berühmt dafür, dass er unsere Recht nicht anerkennt. Die betrügen, belügen uns und machen uns Hoffnungen. Sie haben aber keine Ahnung wie wir uns fühlen auch wenn wir ihnen dazu schon mehrere Dokumente und Klagen übergeben haben.
Von der Justiz können wir nichts erwarten. Es ist eine Schande für die Welt Hunderte von Menschen vom Rand der Straße durch Gewaltanwendung der Polizei und Gutsbesitzer vertreiben zu lassen, gegen jedes Menschenrecht wie sie in internationalen Gesetzen und unserer Verfassung garantiert sind. Die Justiz verteidigt nur die Interessen eines halben Dutzend reicher Gutsbesitzer und der Politiker von Mato Grosso do Sul. Wir wollen, dass die Gerichte und der Nationalrat der Justiz eine gesonderte und spezielle Struktur für die Lösung der indigenen Problematik aufbauen, mit der auf unsere Anliegen eingegangen wird. Dies gilt auch für die Bundespolizei.
Die Bewegung der Indios versteht, dass die Lösung der Landfrage entsprechend den Vorgaben der Verfassung durchgeführt und dass ein Regelwerk für die Entschädigungen nach der Landübergabe der indigenen Territorien sorgen muss. Deshalb soll der Nationalrat der Justiz über die Kommission, die zur Lösung der indigenen Problematik in Mato Grosso do Sul geschaffen wurde, sich jetzt sofort daran machen, ein unverzügliche Lösung für die indigenen Territorien mit der Festlegung deren Grenzen zu finden. Gleichzeitig soll er Regeln für die Entschädigung der derzeitigen nicht-indigenen Bewohner, die diese Gebiete verlassen müssen, erlassen.”
Dourados-MS, Terra Indígena Passo Pirajú, 21 August 2011.
Informationsquelle:
MANIFESTO DO POVO KAIOWÁ E GUARANI - ATY GUASU - TERRA INDÍGENA DE PASSO PIRAJÚ. – cmi brasil
“Die Völker der Kaiowá und Guarani haben viel Besuch bekommen durch den MPF, FUNAI (brasilianische Behörde für Indios), von Vertretern der Bundespolizei und der Bundesregierung und Abgeordneten, die sich unsere Forderung zur endgültigen Festlegung unserer Gebiete angehört haben. Wir werden keinen Rückschritt in unseren Rechten akzeptieren. Die Behörden FUNAI und MPF haben uns über den Fortgang der Identifizierung unseres Territoriums informiert und sagten, dass ein Teil der Berichte dazu noch in diesem Jahr erscheinen würde und ein Teil zu Beginn des kommenden Jahres. Seit der TAC (eine Art Schlichtungsvereinbarung) durch den MPF und FUNAI 2007 unterschrieben wurde, haben sie uns auf jedem Aty Guasu (Versammlung der Indios) erzählt, dass die Fristen eingehalten werden, aber dies ist nie geschehen. Unser Volk glaubt diesen Versprechungen nicht mehr und wir tolerieren es nicht, weiterhin an der Nase herumgeführt zu werden und Entwicklungen hinzunehmen, die unsere Rechte verletzen. Wir wollen, dass die Berichte jetzt im offiziellen Gesetzblatt der Union veröffentlicht werden, noch in diesem Jahr 2011.
Infolge der Nichterfüllung des Gesetzes mit der Garantie für unsere Territorien, leben wir mit der Situation einer ständigen Gewalt in unseren Dörfern. Dutzende unserer Führer wurden ermordet, ohne dass irgendjemand bestraft wurde. Die Straflosigkeit führt zu neuen Aggressionen und Toten gegen unser Volk. Wir verweisen auf die kürzliche Gewalttat gegen unsere Brüder von Terena de Miranda, wo ein Schulbus angezündete wurde und die Schüler und der Fahrer dabei schwer verletzt wurden.
Wir weisen auch daraufhin, dass während unserer Aty Guasu mit Datum von gestern (23. August) gegen 22:30 Uhr eine Schiesserei gegen hunderte von Mitgliedern unseres Volkes begann, in einem klaren Versuch uns einzuschüchtern und zu terrorisieren. Die Schüsse kamen aus einem bekannten Ort, der sich Rancho Toca do Lobo nennt und in der Nähe unseres Territoriums liegt. Er wurde von einem Gutsbesitzer eingerichtet und war eigentlich für die Polizei von Douradas bestimmt. Wir haben das schon mehrfach angezeigt und werden es weiterhin tun.
Wir fragen uns: Was werden die Behörden angesichts hunderter von Augenzeugen tun, um die Aggressoren festzunehmen und zu bestrafen und mit ihnen zusammen den Gutsbesitzer, der die Anwesenheit der Aggressoren an diesem Ort zuließ. Oder soll ein weiterer Indio sterben bis sich etwas tut? Dies macht uns glauben, dass die Behörden sich nicht besonders um unsere Völker sorgen, sondern eher ein schändliches Desinteresse zeigen.
Wir Völker der Kaiowá Guarani sind dabei, das uns geschichtlich gehörende Territorium zurückzuholen und dafür müssen wir Gewalttätigkeiten von Gutsbesitzern und lokalen Pistoleros erleiden, so wie es vergangene Woche bei tekohá Mbakarak und Puelito Kue in der Gemeinde Iguatemi geschah. Wir sind ein Volk mit großer Stärke, Spiritualität und Hoffnung, die von unserer Erfahrung und unserem Leiden auf der Suche nach unserem Land gezeichnet ist.
Sie haben den Reichtum unserer Natur zerstört, unsere Flüsse und Wälder, um Soja und Zuckerrohr anzubauen und Viehzucht zu betreiben. Ein Ochse in Mato Grosso besitzt wesentlich mehr Land als ein Indio der Kaiowá und Guarani. Sie behandeln unser Volk mit Rassismus und Vorurteilen. Sie kennen nicht unsere Kultur und unsere Kenntnisse der Bearbeitung unseres Landes. Sie verstehen nicht, dass die Erde für uns heilig und kein Konsumobjekt ist, kein Handelsprodukt, dass Gewinn produzieren soll. Was wir heute erleben ist in erster Linie Gewalt und das Fehlen von Nahrungsmitteln, weil uns unser Boden und der Wald fehlt. Wir wollen, dass unsere Territorien festgelegt werden! Außerdem wollen wir, dass die Bundesregierung in unserem Territorium Projekte zur Wiederherstellung der Umwelt und eine nachhaltige Entwicklung fördert. Bundesmittel werden benötigt zur Produktion von Nahrungsmitteln, Wiederaufforstung und Erholung der Erde, Zugang zu Gerätschaften, Wissen und Technologie. Wir werden unsere Territorien wieder besetzen, damit unsere Wälder wieder wachsen und unsere Bäche wieder fließen. Sie werden es nie schaffen, uns zum Schweigen zu bringen oder zu erreichen, dass wir mit unserem Kampf um unser Land aufhören!
Die Regierung Lula hatte 8 Jahre, um ihre Versprechungen zu erfüllen und hat nichts getan! Dilma hat bisher auch nichts getan. Der Gouverneur André Puccinelli ist berühmt dafür, dass er unsere Recht nicht anerkennt. Die betrügen, belügen uns und machen uns Hoffnungen. Sie haben aber keine Ahnung wie wir uns fühlen auch wenn wir ihnen dazu schon mehrere Dokumente und Klagen übergeben haben.
Von der Justiz können wir nichts erwarten. Es ist eine Schande für die Welt Hunderte von Menschen vom Rand der Straße durch Gewaltanwendung der Polizei und Gutsbesitzer vertreiben zu lassen, gegen jedes Menschenrecht wie sie in internationalen Gesetzen und unserer Verfassung garantiert sind. Die Justiz verteidigt nur die Interessen eines halben Dutzend reicher Gutsbesitzer und der Politiker von Mato Grosso do Sul. Wir wollen, dass die Gerichte und der Nationalrat der Justiz eine gesonderte und spezielle Struktur für die Lösung der indigenen Problematik aufbauen, mit der auf unsere Anliegen eingegangen wird. Dies gilt auch für die Bundespolizei.
Die Bewegung der Indios versteht, dass die Lösung der Landfrage entsprechend den Vorgaben der Verfassung durchgeführt und dass ein Regelwerk für die Entschädigungen nach der Landübergabe der indigenen Territorien sorgen muss. Deshalb soll der Nationalrat der Justiz über die Kommission, die zur Lösung der indigenen Problematik in Mato Grosso do Sul geschaffen wurde, sich jetzt sofort daran machen, ein unverzügliche Lösung für die indigenen Territorien mit der Festlegung deren Grenzen zu finden. Gleichzeitig soll er Regeln für die Entschädigung der derzeitigen nicht-indigenen Bewohner, die diese Gebiete verlassen müssen, erlassen.”
Dourados-MS, Terra Indígena Passo Pirajú, 21 August 2011.
Informationsquelle:
MANIFESTO DO POVO KAIOWÁ E GUARANI - ATY GUASU - TERRA INDÍGENA DE PASSO PIRAJÚ. – cmi brasil
Kommentare
Kommentar veröffentlichen