König Cioabă hält Gericht
König Cioabă und sein Sohn haben heute das erste Roma-Gericht von Rumänien in Hermannstadt / Sibiu eingeweiht. Cioabă ist einer der Vertreter von Roma-Gruppen in Rumänien und wird als "König" bezeichnet. Deswegen nennt die rumänische Presse das Gericht auch "königliches" Gericht. Bei der Einweihung geht es darum, dass dieses Gericht erstmalig in eigenen Räumen tagt.
Bisher hatten die Roma eine eigene Gerichtsbarkeit - besser als "Schlichtungsstelle" zu bezeichnen -, die rumänisch "stabor" (Zigeunergericht) genannt wird. Die Schlichtung erfolgte bisher in den Räumen der Streitparteien. Cioabă erklärt die neue Situation: "Wir wollen dem rumänischen Staat damit keine Konkurrenz machen. Der Stabor ist ein Gericht der Roma, das schon seit hunderten von Jahren funktioniert. Wenn man es genau nimmt, ist es eine Mediation. Wir haben etwa 40 junge Roma, die Rechtswissenschaft studiert haben und jetzt eine Spezialausbildung machen, um autorisierte Mediatoren zu werden."
Der Gerichtssaal in Hermannstadt war auf jeden Fall aus Anlass der Einweihung rappelvoll mit Journalisten und Zuschauern. Sie alle wollten auch die erste Verhandlung des Gerichts, das aus sieben Richtern besteht, erleben. Zuvor mussten sie aber gestenreiche und feierliche Reden über sich ergehen lassen.
Sieben Roma-Richter hatten dann über folgenden Fall zu entscheiden: Zwei Schwager streiten sich um eine Kette mit Goldmünzen. Die Kette wurde dem Mihai Gheorghe überlassen und sollte zurückgegeben werden, falls dieser sich nicht anständig benimmt. In der Zwischenzeit ist dessen Frau gestorben und die Kette war verschwunden. "Mama ist gestorben und ich wollte diese Kette zurück haben. Ich wollte genau die, die Mama gehabt hat", erklärt der Geschädigte. Einer der Richter fragt ihn: "Wieviele Münzen waren an der Kette?" "Ich meine 35", erklärt der Geschädigte. "Der spinnt! Der hat nie im Leben soviel Münzen gesehen" regt sich der Schwager Mihai Gheorghe auf. Darauf bricht das Chaos im Gerichtssaal aus. Es geht nun um die Beerdigung der Verstorbenen, deren Kette zum Zwist zwischen Schwager und Sohn geführt hat. "Herr Präsident, ich habe die Münzen verkauft! Ich hatte kein Geld, um die Verstorbene zu beerdigen. Sonst hätten sie ja die Hunde gefressen", erklärt nun plötzlich Gheorghe. Da explodiert nun sein Schwager: "Ich habe 100 Millionen für die Beedigung bezahlt!" Darauf macht ihn Gheorghe lächerlich: "100 Millionen, du hast sie nicht alle. Du hast noch nie in deinem Leben soviel Geld gesehen". Die Richter sind etwas ratlos. Dann stellt sich heraus, dass zwei von ihnen in den Fall verwickelt sind. Einer war Zeuge als der Frau die besagte Kette als Erbstück abgenommen wurde und ein anderer war bei der Beerdigung dabei. Die beiden wissen nicht so richtig, was sie dazu sagen sollen. Die Lösung hat einer der anderen Richter: Er schlägt die Verschiebung der Verhandlung vor. Die andern sind zufrieden damit und somit muss der Richterspruch des ersten Roma-Gerichts noch etwas warten.
Ich nehme an, dass die staatlichen Richter befreit aufatmen, dass ihnen solche Fälle abgenommen werden. Die Roma haben ihre Eigenheiten. Der Sohn von König Cioabă erklärt es: "Es gibt viele Fälle, in denen uns die staatlichen Richter nicht verstehen. Zum Beispiel, bei uns ist es Brauch, dass eine Frau sich angesichts eines Mannes nicht schlecht benimmt. Die Gerichte werden diese Bräuche nicht verstehen und werden darüber lachen. Aber das sind die Werte unseres Volkes. Wie wollen wir dem Richter erklären, dass das ein Fehlen von Respekt ist, wenn die Frau sich vor dem Mann schlecht benimmt und erwarten, dass sie das verstehen?"
Lieber Königssohn, das werden auch viele andere nicht verstehen. Aber ob den Roma und ihren Frauen gedient ist, wenn man gewisse Bräuche, weil sie halt Bräuche sind, weiter toleriert? Die Roma-Gerichtsbarkeit sollte wohl nicht dazu führen, dass "alte Zöpfe" weiter gepflegt werden. Da setzen wir lieber die Hoffnung auf die 40 jungen, fachausgebildeten Roma, die demnächst die Streitigkeiten schlichten werden.
Siehe auch:
Ich bin kein Roma!
Tribunalul regal Cioabă | Romania Libera
Bisher hatten die Roma eine eigene Gerichtsbarkeit - besser als "Schlichtungsstelle" zu bezeichnen -, die rumänisch "stabor" (Zigeunergericht) genannt wird. Die Schlichtung erfolgte bisher in den Räumen der Streitparteien. Cioabă erklärt die neue Situation: "Wir wollen dem rumänischen Staat damit keine Konkurrenz machen. Der Stabor ist ein Gericht der Roma, das schon seit hunderten von Jahren funktioniert. Wenn man es genau nimmt, ist es eine Mediation. Wir haben etwa 40 junge Roma, die Rechtswissenschaft studiert haben und jetzt eine Spezialausbildung machen, um autorisierte Mediatoren zu werden."
Der Gerichtssaal in Hermannstadt war auf jeden Fall aus Anlass der Einweihung rappelvoll mit Journalisten und Zuschauern. Sie alle wollten auch die erste Verhandlung des Gerichts, das aus sieben Richtern besteht, erleben. Zuvor mussten sie aber gestenreiche und feierliche Reden über sich ergehen lassen.
Sieben Roma-Richter hatten dann über folgenden Fall zu entscheiden: Zwei Schwager streiten sich um eine Kette mit Goldmünzen. Die Kette wurde dem Mihai Gheorghe überlassen und sollte zurückgegeben werden, falls dieser sich nicht anständig benimmt. In der Zwischenzeit ist dessen Frau gestorben und die Kette war verschwunden. "Mama ist gestorben und ich wollte diese Kette zurück haben. Ich wollte genau die, die Mama gehabt hat", erklärt der Geschädigte. Einer der Richter fragt ihn: "Wieviele Münzen waren an der Kette?" "Ich meine 35", erklärt der Geschädigte. "Der spinnt! Der hat nie im Leben soviel Münzen gesehen" regt sich der Schwager Mihai Gheorghe auf. Darauf bricht das Chaos im Gerichtssaal aus. Es geht nun um die Beerdigung der Verstorbenen, deren Kette zum Zwist zwischen Schwager und Sohn geführt hat. "Herr Präsident, ich habe die Münzen verkauft! Ich hatte kein Geld, um die Verstorbene zu beerdigen. Sonst hätten sie ja die Hunde gefressen", erklärt nun plötzlich Gheorghe. Da explodiert nun sein Schwager: "Ich habe 100 Millionen für die Beedigung bezahlt!" Darauf macht ihn Gheorghe lächerlich: "100 Millionen, du hast sie nicht alle. Du hast noch nie in deinem Leben soviel Geld gesehen". Die Richter sind etwas ratlos. Dann stellt sich heraus, dass zwei von ihnen in den Fall verwickelt sind. Einer war Zeuge als der Frau die besagte Kette als Erbstück abgenommen wurde und ein anderer war bei der Beerdigung dabei. Die beiden wissen nicht so richtig, was sie dazu sagen sollen. Die Lösung hat einer der anderen Richter: Er schlägt die Verschiebung der Verhandlung vor. Die andern sind zufrieden damit und somit muss der Richterspruch des ersten Roma-Gerichts noch etwas warten.
Ich nehme an, dass die staatlichen Richter befreit aufatmen, dass ihnen solche Fälle abgenommen werden. Die Roma haben ihre Eigenheiten. Der Sohn von König Cioabă erklärt es: "Es gibt viele Fälle, in denen uns die staatlichen Richter nicht verstehen. Zum Beispiel, bei uns ist es Brauch, dass eine Frau sich angesichts eines Mannes nicht schlecht benimmt. Die Gerichte werden diese Bräuche nicht verstehen und werden darüber lachen. Aber das sind die Werte unseres Volkes. Wie wollen wir dem Richter erklären, dass das ein Fehlen von Respekt ist, wenn die Frau sich vor dem Mann schlecht benimmt und erwarten, dass sie das verstehen?"
Lieber Königssohn, das werden auch viele andere nicht verstehen. Aber ob den Roma und ihren Frauen gedient ist, wenn man gewisse Bräuche, weil sie halt Bräuche sind, weiter toleriert? Die Roma-Gerichtsbarkeit sollte wohl nicht dazu führen, dass "alte Zöpfe" weiter gepflegt werden. Da setzen wir lieber die Hoffnung auf die 40 jungen, fachausgebildeten Roma, die demnächst die Streitigkeiten schlichten werden.
Siehe auch:
Ich bin kein Roma!
Tribunalul regal Cioabă | Romania Libera
Kommentare
Kommentar veröffentlichen