Schweizer Abschottung im Zeitalter der Corona-Pandemie

Die Schweiz igelt sich im Zeitalter der Coronavirus-Pandemie fast wie zu Kriegszeiten ein. Die Grenzen werden auf allen Seiten dicht gemacht und es wird streng kontrolliert. Es gibt regelmäßige Helikopterflüge entlang der Grenze und zur weiteren Überwachung werden Drohnen eingesetzt. Auch von deutscher Seite aus ist die Grenze geschlossen.

Gegen was wehrt man sich da eigentlich? Es gibt keinen grenzüberschreitenden Plan zur Bekämpfung des Coronavirus, obwohl die Maßnahmen in den beiden Ländern ähnlich sind. So dürfen sich in Baden-Württemberg nicht mehr als 3 Personen in der Öffentlichkeit treffen und Ansammlungen von Personen sind verboten. In der Schweiz sind Treffen von mehr als 5 Personen verboten. Im Prinzip gilt also auf beiden Seiten der Grenze ähnliches.

Wie absurd dieses Abschotten sein kann, zeigt der kleine Kanton Schaffhausen. Schaffhausen ist nur über 2 Brücken mit der Restschweiz verbunden und hat etwa zu 95% eine Grenze mit Deutschland. Der Austausch vor allem zwischen den östlichen und westlichen Teilen des Kantons mit den Landkreisen Konstanz und Waldshut ist erheblich. Viele haben Verwandte und Freunde auf beiden Seiten der Grenze. Durch die großen Preisunterschiede kauft ein Großteil der Schaffhauser in Deutschland ein. Damit ist zur Zeit Schluß. Auf deutscher Seite gibt es jetzt große Überkapazitäten im Handel und das Gejammer über die fehlenden Schweizer Einkäufer wird immer stärker.

Aber auch auf der Schweizer Seite knirschen manche mit den Zähnen, weil sie sich ohne Rücksicht auf ihre besondere Lage eingesperrt fühlen. Hier eine Stimme aus dem Kanton:
"Also das ganze ist völlig daneben. Wir im Kanton Schaffhausen sind völlig eingesperrt. Wenn wir in den Rest der Schweiz wollen, dann haben wir nur die Brücke nach Feuerthalen. Die Jestetter und Lottstetter nur die Strasse nach Dettighofen und die Büsinger hat man ganz vergessen. Das ganze ist nur Politik.In der Schweiz wollen sie dem SVP Wähler gefallen und in Deutschland wollen sie die AFD Wähler zurückholen."

Verliebte dürfen sich gegenseitig nicht besuchen und geschiedene Elternteile ihre in der Schweiz lebenden Kinder nicht sehen. So berichtet der Südkurier: "Der 38-jährige Maik Riedl ist Deutscher und lebt in der Schweiz. Nach dem Besuch seiner Tochter in Lauchringen musste er bei der Wiedereinreise in die Schweiz 100 Franken Bußgeld bezahlen. Nun hat die Familie eine Online-Petition gestartet und hofft auf baldige Nachbesserung der Covid-19-Regelungen in der Schweiz – im Sinne von Eltern und Kindern."

Das alles nimmt eine bedrückende Entwicklung in Europa und gerade dieser Fall zeigt, zu welch absurden Ergebnissen es führt, wenn jedes Land Regeln aufstellt, die es für einzigartig hält statt sich mit Nachbarregionen abzusprechen und den Menschen, die in diesen Regionen schon immer eng zusammen gelebt haben weiterhin ein Mindestmass an Kontakten zu ermöglichen.

Aber gut, man hat das Gefühl mancher Schweizer Politiker reibt sich jetzt die Hände, endlich haben der Zoll und die Grenzwacht wieder die Möglichkeit ihre Muskeln zu zeigen: "Eine positive Zwischenbilanz zieht die Eidgenössische Zollverwaltung (EZV). Das neue Grenzregime werde grösstenteils akzeptiert, sagte Direktor Christian Bock. Trotzdem würden die Kontrollen verstärkt – unter anderem mit zusätzlichen Helikoptern.
Es gebe noch immer Versuche, über Feldwege oder abgesperrte Strassen die Grenze zu überqueren, sagte Bock in Bern vor den Medien. Das wolle man mit allen Mitteln verhindern. Deshalb werde das Zwischengelände nun noch genauer überwacht", berichtet der Tagesanzeiger.


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