Gibraltar, Ostereier und des britischen Patrioten kriegerischer Abgang aus Europa
Scheinbar hat die britische Regierung bei ihrem nun formell erklärten Abgang
aus der EU Gibraltar vergessen, genauso wie sie sich bisher wenig Gedanken um
Nordirland und Schottland gemacht hat. Gibraltar, der kleine Felsen in
Südspanien, der stolz für die kümmerlichen Reste des britischen Reiches steht.
Richard Murphy, anerkannter Finanzfachmann, schreibt auf seinem Blog “Tax
Research UK”, was er von dieser seltsamen Kolonie hält:
“Gibralter ist ein Außenposten einer Zeit, die immer noch in Köpfen ähnlich denen von William Hague existiert. Es ist ein Überbleibsel aus der Zeit des Empire und des Kolonialismus, das keinen Platz in einem modernen Europa hat, in welchem das Vereinigte Königreich (UK) offensichtlich nicht Teil sein will. Es wurde geschaffen als Steueroase und ist ein Zentrum für Offshore-Wettbüros. Das Erste ist ein Versuch zur Unterminierung der globalen Wirtschaft und der legitimen Steuereinkommen demokratisch gewählter Regierungen. Das Zweite ist verbunden mit der Zerstörung individueller Existenzen. Um es pathetisch auszudrücken, es ist ein Platz, der der Zerstörung des Wohlergehens gewidmet ist.
Er zitiert dann Simon Jenkins aus einem Artikel im “Guardian” mit folgender Bemerkung:
Solche Kolonien behaupten “Britischer als die Briten” zu sein mit der Ausnahme, dass sie keine Steuern an das UK bezahlen und als Steueroase für Fonds aus Britannien dienen. Gibraltar hat sich spezialisiert auf Internet-Wetten. Kolonien berufen sich auf ihre Zuwendung zur Krone, aber nicht zu ihrem Finanzamt oder deren Finanzpolitik. Sie sind “churchill’sche” Themenparks mit roten Säulenkisten, Fisch und Chips und warmem Bier. Aber sie wollen das Angenehme ohne das Unangenehme. Wenn die Nachbarn ärgerlich werden, dann verlangen sie, dass diejenigen, deren Steuern sie schützen, Soldaten, Diplomaten und Rechtsanwälte zu ihrem Schutz schicken sollen.
Jede Studie über die noch zu Britannien gehörenden Kolonie wie Gibraltar, kommen nur zu zwei Schlussfolgerungen. Eine ist, dass Britanniens Anspruch auf sie gemäß internationalem Recht fehlerfrei ist, die andere, dass das heutzutage völlig bescheuert ist.
Nationen des 21. Jahrhunderts werden nicht mehr länger die Duldung einer Erniedrigung durch die Trümmer von Reichen aus dem 18. und 19. Jahrhundert hinnehmen. Die meisten Europäischen Reiche sind entstanden auf Grund einer Realpolitik des Mächtigen, so wie der Vertrag von Utrecht (1713). Die selbe Realpolitik befiehlt jetzt ihre Abschaffung.
Und warum steht Gibraltar wieder einmal auf der Tagesordnung, nachdem sich Spanien und Großbritannien innerhalb der EU auf einen “modus vivendi” geeignet hatten? Ein paar Tage nach der Überreichung des “Brexit-Schreibens” der britischen Regierung in Brüssel hat die Europäische Kommission in ihren Verhandlungsrichtlinien Spanien ein Vetorecht bei den Regelungen im Rahmen des Brexit über den Status von Gibraltar eingeräumt. Eigentlich selbstverständlich, denn der Briten-Felsen am Golf von Algeciras, der als Unterschlupf für kriminelle Finanzmachenschaften dient, ist einer erheblicher Unruhefaktor im südlichen Andalusien.
Allerdings hat dieses Zugeständnis sofort die britischen Hurra-Patrioten auf den Plan gerufen. Ihr im Vergleich zur Murdoch-Presse noch “manchmal” lesbares Sprachrohr “The Telegraph” gab bekannt, dass ein ehemaliges Tory-Regierungsmitglied behauptet, dass die Premierministerin “einen Krieg mit Spanien anfangen würden, um die Souveränität der Halbinsel zu verteidigen, genauso wie Margaret Thatcher es mit den Falklands getan habe”. Dann schwadroniert das Blatt über die Stärke des britischen Seestreitmacht (Navy) und zitiert einen Admiral, der erklärte, dass die Navy nicht mehr so stark wie zu Zeiten des Falkland-Krieges sei, aber immer noch Spanien zum Krüppel schießen könne.
Die Regierungspartei der Tories scheint inzwischen ein Irrenhaus zu sein. Das ist die einzig sinnvolle Schlussfolgerung, die man aus solchem Kriegsgeschrei ziehen kann. Hinzu kommt jetzt, dass die Premierministerin noch einen weiteren unbritischen Akt entdeckt hat, auf den sie sich zur Befriedigung des patriotischen Pöbels stürzen konnte: Die Schokoladenfabrik Cadbury hatte die beliebte Serie ihrer Schokoladeneier für Ostern, die bisher “Easter Egg Hunt” hieß, jetzt in “Cadbury Egg Hunt” umgetauft. Das Stichwort hatte der Erzbischof von York gegeben, der die Maßnahme als eine Beleidung des toten Firmengründer John Cadbury bezeichnete. May bezeichnete die “Easter Egg Hunt” als nationales Erbe und erklärte: “Ich bin nicht nur die Tochter eines Vikars – Ich bin auch ein Mitglied des National Trust. Ich denke, dass deren Maßnahme absolut lächerlich ist. Ich habe keine Ahnung, was sie dabei gedacht haben. Ostern ist sehr wichtig… Es ist ein wichtiges Fest für den christlichen Glauben für Millionen rund um die Welt.”
Hallo Frau May, beten wir seit Neuestem Ostereier an? Worum geht es eigentlich bei Ostern? Das scheint Frau May nicht mehr zu wissen, aber es ist der faschistoide Kampf gegen alles, was inzwischen nicht in die Britisch-Tümelei passt. Da können die nächsten Monate der Brexit-Verhandlungen noch heiter werden.
“Gibralter ist ein Außenposten einer Zeit, die immer noch in Köpfen ähnlich denen von William Hague existiert. Es ist ein Überbleibsel aus der Zeit des Empire und des Kolonialismus, das keinen Platz in einem modernen Europa hat, in welchem das Vereinigte Königreich (UK) offensichtlich nicht Teil sein will. Es wurde geschaffen als Steueroase und ist ein Zentrum für Offshore-Wettbüros. Das Erste ist ein Versuch zur Unterminierung der globalen Wirtschaft und der legitimen Steuereinkommen demokratisch gewählter Regierungen. Das Zweite ist verbunden mit der Zerstörung individueller Existenzen. Um es pathetisch auszudrücken, es ist ein Platz, der der Zerstörung des Wohlergehens gewidmet ist.
Er zitiert dann Simon Jenkins aus einem Artikel im “Guardian” mit folgender Bemerkung:
Solche Kolonien behaupten “Britischer als die Briten” zu sein mit der Ausnahme, dass sie keine Steuern an das UK bezahlen und als Steueroase für Fonds aus Britannien dienen. Gibraltar hat sich spezialisiert auf Internet-Wetten. Kolonien berufen sich auf ihre Zuwendung zur Krone, aber nicht zu ihrem Finanzamt oder deren Finanzpolitik. Sie sind “churchill’sche” Themenparks mit roten Säulenkisten, Fisch und Chips und warmem Bier. Aber sie wollen das Angenehme ohne das Unangenehme. Wenn die Nachbarn ärgerlich werden, dann verlangen sie, dass diejenigen, deren Steuern sie schützen, Soldaten, Diplomaten und Rechtsanwälte zu ihrem Schutz schicken sollen.
Jede Studie über die noch zu Britannien gehörenden Kolonie wie Gibraltar, kommen nur zu zwei Schlussfolgerungen. Eine ist, dass Britanniens Anspruch auf sie gemäß internationalem Recht fehlerfrei ist, die andere, dass das heutzutage völlig bescheuert ist.
Nationen des 21. Jahrhunderts werden nicht mehr länger die Duldung einer Erniedrigung durch die Trümmer von Reichen aus dem 18. und 19. Jahrhundert hinnehmen. Die meisten Europäischen Reiche sind entstanden auf Grund einer Realpolitik des Mächtigen, so wie der Vertrag von Utrecht (1713). Die selbe Realpolitik befiehlt jetzt ihre Abschaffung.
Und warum steht Gibraltar wieder einmal auf der Tagesordnung, nachdem sich Spanien und Großbritannien innerhalb der EU auf einen “modus vivendi” geeignet hatten? Ein paar Tage nach der Überreichung des “Brexit-Schreibens” der britischen Regierung in Brüssel hat die Europäische Kommission in ihren Verhandlungsrichtlinien Spanien ein Vetorecht bei den Regelungen im Rahmen des Brexit über den Status von Gibraltar eingeräumt. Eigentlich selbstverständlich, denn der Briten-Felsen am Golf von Algeciras, der als Unterschlupf für kriminelle Finanzmachenschaften dient, ist einer erheblicher Unruhefaktor im südlichen Andalusien.
Allerdings hat dieses Zugeständnis sofort die britischen Hurra-Patrioten auf den Plan gerufen. Ihr im Vergleich zur Murdoch-Presse noch “manchmal” lesbares Sprachrohr “The Telegraph” gab bekannt, dass ein ehemaliges Tory-Regierungsmitglied behauptet, dass die Premierministerin “einen Krieg mit Spanien anfangen würden, um die Souveränität der Halbinsel zu verteidigen, genauso wie Margaret Thatcher es mit den Falklands getan habe”. Dann schwadroniert das Blatt über die Stärke des britischen Seestreitmacht (Navy) und zitiert einen Admiral, der erklärte, dass die Navy nicht mehr so stark wie zu Zeiten des Falkland-Krieges sei, aber immer noch Spanien zum Krüppel schießen könne.
Die Regierungspartei der Tories scheint inzwischen ein Irrenhaus zu sein. Das ist die einzig sinnvolle Schlussfolgerung, die man aus solchem Kriegsgeschrei ziehen kann. Hinzu kommt jetzt, dass die Premierministerin noch einen weiteren unbritischen Akt entdeckt hat, auf den sie sich zur Befriedigung des patriotischen Pöbels stürzen konnte: Die Schokoladenfabrik Cadbury hatte die beliebte Serie ihrer Schokoladeneier für Ostern, die bisher “Easter Egg Hunt” hieß, jetzt in “Cadbury Egg Hunt” umgetauft. Das Stichwort hatte der Erzbischof von York gegeben, der die Maßnahme als eine Beleidung des toten Firmengründer John Cadbury bezeichnete. May bezeichnete die “Easter Egg Hunt” als nationales Erbe und erklärte: “Ich bin nicht nur die Tochter eines Vikars – Ich bin auch ein Mitglied des National Trust. Ich denke, dass deren Maßnahme absolut lächerlich ist. Ich habe keine Ahnung, was sie dabei gedacht haben. Ostern ist sehr wichtig… Es ist ein wichtiges Fest für den christlichen Glauben für Millionen rund um die Welt.”
Hallo Frau May, beten wir seit Neuestem Ostereier an? Worum geht es eigentlich bei Ostern? Das scheint Frau May nicht mehr zu wissen, aber es ist der faschistoide Kampf gegen alles, was inzwischen nicht in die Britisch-Tümelei passt. Da können die nächsten Monate der Brexit-Verhandlungen noch heiter werden.
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