Gewissenlos, unverfroren, geldgierig und gewalttätig
Sie gehören zur guten Gesellschaft São Paulo’s, die Familie Vilela, und sind
gleichzeitig die größten Viehzüchter und Zerstörer der Wälder Brasiliens. Ihren
Reichtum haben sie sich mit Landraub und illegaler
Abholzung geschaffen. Im Juni letzten Jahres ging die Polizei gegen das Netz
dieser Entwaldungs- und Agrarmafia vor. Das Oberhaupt der Bande war Antônio José
Junqueira Vilela Filho auch Jotinha genannt, 39 Jahre alt, dem es gelungen war
im Laufe der Jahre Ländereien mit einer Fläche von 300 qkm zu ergaunern bzw. zu
rauben. Im Juli 2016 stellte er sich der Justiz.
Schon der Vater von Jotinha war ein brutaler Geschäftsmann, der beim Erwerb von Land keinerlei Rücksicht auf gesetzliche Vorgaben nahm. Sein Sohn hat ihn aber noch übertroffen. Der Blog “Racismo Ambiental” schreibt dazu folgendes:
Obwohl es keine einfache Sache war, ließ Jotinha seinen Vater wie einen Amateur aussehen. Jotinha kann man heute als die Person vorstellen, die als natürliche Person die größte Anzahl der Strafen wegen Umweltverbrechen erhalten hat. Insgesamt 332 Millionen R$ (ca. 100 Millionen €).
Jotinha begann mit der Entwaldung in Castelo dos Sonhos zwischen 2010 und 2011. Das Ibama hat bereits 2012, 2013 und 2014 Millionen-Strafen gegen ihn verhängt. Entwaldete Regionen wurden beschlagnahmt und trotzdem machte Jotinha daraus Weidelandschaft, setzte Vieh darauf und fuhr mit seinen Entwaldungsaktionen fort. Als er verhaftet wurde, mehr als vier Jahre nach Beginn der Entwaldung und klaren Beweisen, dass er damit nicht aufhören werde, hatte er bereits ein Gelände von 300 qkm entwaldet.
Die über ihn verhängten Millionen-Strafzahlungen erreichten nicht ein Fünftel der 1,9 Milliarden R$, die er zwischen 2012 und 2015 einnahm. Auch so zahlte der Agrarunternehmer die Strafen nicht, die gegen ihn verhängt worden waren.
“Seit wann zahlt das organisierte Verbrechen irgendetwas”, antwortete ein empörter Luciano Evaristo, Direktor für Umweltschutz beim Ibama, als wir für unseren Bericht nachfragten, ob AJ Vilela irgendetwas von von den hunderten von Millionen Reales bezahlte, die er als Strafe bekommen hatte.
Auf unserer Reportagereise hörten wir Berichte über Gewaltanwendungen durch Jotinha und seine Söldner. Eine große Anzahl von Personen beklagte sich von Landarbeiterfamilien bis zu kleineren Landbesetzern. Allen gemeinsam war der Bericht der gewaltsamen Landvertreibung durch Vilela. Ein Landarbeiter, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollte, erzählte, “wer dort auf dem Land arbeitete wurde mit Gewalt rausgeworfen. Es waren die von Vilela, die mit Kugeln geschossen haben”. Nach seiner Beschreibung besetzten die Vilela einen Streifen von 35 km. “Wer dort hinein ging, der starb. Aus diesem Grund haben die Leute noch große Angst vor Vilela. Wenn man seinen Namen nennt, erschrecken die Leute und fürchten sich. Denn die Vilelas sind Barbaren”.
2014 attackierte die Verbrecherbande von Jotinha ein Gebiet von 14 Hektar an der Grenze zum Gebiet der I des indigenen Volkes der Kayapó in Pará. Luciano Evaristo vom Ibama berichtete, dass es 20 Siedlungen verteilt über das Gebiet gab mit jeweils 10 Arbeitern, die den Wald “wie Holzwürmer” zerstörten. Die Motorsägen hätten abwechselnd die Bäume gefällt, das niedrige Holz entfernt, aber darauf geachtet, dass die großen Bäume stehen blieben, damit die schweren Änderungen in der Vegetation nicht per Satellit entdeckt werden konnten. Sobald das niedrige Holz entfernt war, ging es den großen Bäumen an den Kragen, diese wurden zuletzt gefällt und erst jetzt konnte der Schaden entdeckt werden. Das Ibama gelangte normalerweise erst an den Ort, nachdem alles beendet war und die Umweltverbrechen geschehen waren. Die Bande hatte allerdings nicht mit der Aufmerksamkeit der Kayapó gerechnet. Luciano Evaristo berichtet: “Die Kayapó kamen nach Brasilia und berichteten, dass es eine schreckliche Entwaldung an der Grenze zu ihrem Territorium gegeben habe und sie baten um Schutz”. Anfangs wurde die Anzeige nicht ernst genommen, dass die Überwachungsgeräte keine Baumfällungen anzeigte. “Aber die Indios brachten uns direkt zu 5 Siedlungen und dort trafen wir 44 Personen an, die unter sklavereiähnlichen Bedingungen gehalten wurden”. Für Evaristo ist klar: “Die Überwachung der Amazonas-Region ist nur möglich, wenn wir mit den im Urwald lebenden Völkern zusammenarbeiten”.
Die Folgen: Vilela Senior, der unzählige Strafen fast nie bezahlte, blieb straflos. weil er inzwischen dement ist. Die Ehefrau von Jotinha, die wichtiges Beweismaterial vernichtet hatte, wurde nach 2 Wochen Gefängnis entlassen. Jotinha saß im Gefängnis bis Oktober 2016. Die Prozesse gegen ihn laufen noch, er kann aber auf die besten Anwälte, die man mit Geld kaufen kann, zählen und die Justiz ist in solchen Fällen notorisch langsam. Trotzdem geht die Landnahme durch die Bande weiter. Die Strafen wurden nicht gezahlt, die Beschlagnahmungen nicht respektiert und noch schlimmer, die Ländereien im öffentlichen Eigentum, die von der Bande besetzt wurden, sind weiterhin in deren Hand.
Laut Luciano Evaristo ist die Beschlagnahmung der Landwirtschaftsgüter ein gutes Mittel, da dann das Vieh nicht verkauft werden könne. Die Fleischfabriken hätten sich verpflichtet, kein Fleisch von diesen Landgütern zu kaufen. Aber so sieht die Realität aus: Es gibt die Betrugsmethode “Vieh-Wäsche”, die einfach und billig ist. Es reicht, wenn das Vieh auf dem Weg zum Schlachthof zu einem legalen Landwirtschaftsgut gebracht wird. Die Schlachthäuser prüfen nur den letzten Herkunftsort. Der Staatsanwalt von Altamira erklärt, dass es Dokumente gebe, die beweisen, dass die großen Fleischfabriken Fleisch annehmen, von Vieh, das auf illegalen Entwaldungsflächen großgezogen worden war.
So schließt sich der Kreis: Brasiliens Fleisch-Konzerne reichte es nicht, bei den kriminellen Machenschaften einer gewissenloser Entwaldungsmafia mitzumachen, nein, man hat weitergemacht, indem man das Fleisch auch noch streckte und den Verbraucher ungenießbares Gammelfleisch verkaufte.
Siehe auch
Brasilianer erfahren, dass ihnen Gammelfleisch serviert wird
Informationsquelle
“Dono é quem desmata”: conexões entre grilagem e desmatamento no sudoeste paraense
A Máfia do desmatamento: A saga da Famiglia Vilela, os maiores pecuaristas e destruidores de florestas do Brasil
Schon der Vater von Jotinha war ein brutaler Geschäftsmann, der beim Erwerb von Land keinerlei Rücksicht auf gesetzliche Vorgaben nahm. Sein Sohn hat ihn aber noch übertroffen. Der Blog “Racismo Ambiental” schreibt dazu folgendes:
Obwohl es keine einfache Sache war, ließ Jotinha seinen Vater wie einen Amateur aussehen. Jotinha kann man heute als die Person vorstellen, die als natürliche Person die größte Anzahl der Strafen wegen Umweltverbrechen erhalten hat. Insgesamt 332 Millionen R$ (ca. 100 Millionen €).
Jotinha begann mit der Entwaldung in Castelo dos Sonhos zwischen 2010 und 2011. Das Ibama hat bereits 2012, 2013 und 2014 Millionen-Strafen gegen ihn verhängt. Entwaldete Regionen wurden beschlagnahmt und trotzdem machte Jotinha daraus Weidelandschaft, setzte Vieh darauf und fuhr mit seinen Entwaldungsaktionen fort. Als er verhaftet wurde, mehr als vier Jahre nach Beginn der Entwaldung und klaren Beweisen, dass er damit nicht aufhören werde, hatte er bereits ein Gelände von 300 qkm entwaldet.
Die über ihn verhängten Millionen-Strafzahlungen erreichten nicht ein Fünftel der 1,9 Milliarden R$, die er zwischen 2012 und 2015 einnahm. Auch so zahlte der Agrarunternehmer die Strafen nicht, die gegen ihn verhängt worden waren.
“Seit wann zahlt das organisierte Verbrechen irgendetwas”, antwortete ein empörter Luciano Evaristo, Direktor für Umweltschutz beim Ibama, als wir für unseren Bericht nachfragten, ob AJ Vilela irgendetwas von von den hunderten von Millionen Reales bezahlte, die er als Strafe bekommen hatte.
Auf unserer Reportagereise hörten wir Berichte über Gewaltanwendungen durch Jotinha und seine Söldner. Eine große Anzahl von Personen beklagte sich von Landarbeiterfamilien bis zu kleineren Landbesetzern. Allen gemeinsam war der Bericht der gewaltsamen Landvertreibung durch Vilela. Ein Landarbeiter, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben wollte, erzählte, “wer dort auf dem Land arbeitete wurde mit Gewalt rausgeworfen. Es waren die von Vilela, die mit Kugeln geschossen haben”. Nach seiner Beschreibung besetzten die Vilela einen Streifen von 35 km. “Wer dort hinein ging, der starb. Aus diesem Grund haben die Leute noch große Angst vor Vilela. Wenn man seinen Namen nennt, erschrecken die Leute und fürchten sich. Denn die Vilelas sind Barbaren”.
2014 attackierte die Verbrecherbande von Jotinha ein Gebiet von 14 Hektar an der Grenze zum Gebiet der I des indigenen Volkes der Kayapó in Pará. Luciano Evaristo vom Ibama berichtete, dass es 20 Siedlungen verteilt über das Gebiet gab mit jeweils 10 Arbeitern, die den Wald “wie Holzwürmer” zerstörten. Die Motorsägen hätten abwechselnd die Bäume gefällt, das niedrige Holz entfernt, aber darauf geachtet, dass die großen Bäume stehen blieben, damit die schweren Änderungen in der Vegetation nicht per Satellit entdeckt werden konnten. Sobald das niedrige Holz entfernt war, ging es den großen Bäumen an den Kragen, diese wurden zuletzt gefällt und erst jetzt konnte der Schaden entdeckt werden. Das Ibama gelangte normalerweise erst an den Ort, nachdem alles beendet war und die Umweltverbrechen geschehen waren. Die Bande hatte allerdings nicht mit der Aufmerksamkeit der Kayapó gerechnet. Luciano Evaristo berichtet: “Die Kayapó kamen nach Brasilia und berichteten, dass es eine schreckliche Entwaldung an der Grenze zu ihrem Territorium gegeben habe und sie baten um Schutz”. Anfangs wurde die Anzeige nicht ernst genommen, dass die Überwachungsgeräte keine Baumfällungen anzeigte. “Aber die Indios brachten uns direkt zu 5 Siedlungen und dort trafen wir 44 Personen an, die unter sklavereiähnlichen Bedingungen gehalten wurden”. Für Evaristo ist klar: “Die Überwachung der Amazonas-Region ist nur möglich, wenn wir mit den im Urwald lebenden Völkern zusammenarbeiten”.
Die Folgen: Vilela Senior, der unzählige Strafen fast nie bezahlte, blieb straflos. weil er inzwischen dement ist. Die Ehefrau von Jotinha, die wichtiges Beweismaterial vernichtet hatte, wurde nach 2 Wochen Gefängnis entlassen. Jotinha saß im Gefängnis bis Oktober 2016. Die Prozesse gegen ihn laufen noch, er kann aber auf die besten Anwälte, die man mit Geld kaufen kann, zählen und die Justiz ist in solchen Fällen notorisch langsam. Trotzdem geht die Landnahme durch die Bande weiter. Die Strafen wurden nicht gezahlt, die Beschlagnahmungen nicht respektiert und noch schlimmer, die Ländereien im öffentlichen Eigentum, die von der Bande besetzt wurden, sind weiterhin in deren Hand.
Laut Luciano Evaristo ist die Beschlagnahmung der Landwirtschaftsgüter ein gutes Mittel, da dann das Vieh nicht verkauft werden könne. Die Fleischfabriken hätten sich verpflichtet, kein Fleisch von diesen Landgütern zu kaufen. Aber so sieht die Realität aus: Es gibt die Betrugsmethode “Vieh-Wäsche”, die einfach und billig ist. Es reicht, wenn das Vieh auf dem Weg zum Schlachthof zu einem legalen Landwirtschaftsgut gebracht wird. Die Schlachthäuser prüfen nur den letzten Herkunftsort. Der Staatsanwalt von Altamira erklärt, dass es Dokumente gebe, die beweisen, dass die großen Fleischfabriken Fleisch annehmen, von Vieh, das auf illegalen Entwaldungsflächen großgezogen worden war.
So schließt sich der Kreis: Brasiliens Fleisch-Konzerne reichte es nicht, bei den kriminellen Machenschaften einer gewissenloser Entwaldungsmafia mitzumachen, nein, man hat weitergemacht, indem man das Fleisch auch noch streckte und den Verbraucher ungenießbares Gammelfleisch verkaufte.
Siehe auch
Brasilianer erfahren, dass ihnen Gammelfleisch serviert wird
Informationsquelle
“Dono é quem desmata”: conexões entre grilagem e desmatamento no sudoeste paraense
A Máfia do desmatamento: A saga da Famiglia Vilela, os maiores pecuaristas e destruidores de florestas do Brasil
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