Der lange Arm der katholischen Kirche und die spanische Bildungspolitik
Toleranz ist nicht eine Tugend der spanischen katholischen Kirche. Seit die konservative Regierung an der Macht ist, versucht sie mit Druck das Rad der Geschichte ein wenig zu ihren Gunsten zurückzudrehen. Das zeigt sich in der Abtreibungsfrage, aber besonders in der Schulpolitik. Es gibt viele staatliche subventionierte Privatschulen der katholischen Kirche in Spanien, wo die Kirche ohnehin das Sagen bezüglich der Lehrinhalte hat, aber das reicht nicht, jetzt sollen auch die staatlichen Schulen zur Anerkennung der Bedeutung des Religionsunterrichts gezwungen werden. Die Regierung bereitet ein Gesetz vor, das sie schönfärberisch “Gesetz zur Verbesserung der Qualität des Unterrichts”, abgekürzt LOMCE, nennt.
In dieses “Verbesserungsgesetz” werden nun Maßnahmen gepackt, die mit “Verbesserung” aber auch gar nichts zu tun haben. So die Regelung, dass der katholische Religionsunterricht vollwertig für den offiziellen Notendurchschnitt der Schüler zählen soll. Vorgängerregierungen der sozialistischen Partei PSOE haben mühsam versucht, dem staatlichen Unterricht einen neutraleren Rahmen zu verpassen und den allgegenwärtigen Einfluss der katholischen Kirche einzudämmen. Bei der Schulreform geht es nur um eine ideologische Änderung der Rahmenbedingungen, die letztendlich von der spanischen katholischen Kirche diktiert werden.Und: Die Regierung sucht keinen Konsens mit der Opposition, um dem Gesetz eine solidere und dauerhaftere Grundlage zu geben.
Die Spanier sind die ständigen Änderungen in ihrem Schulwesen leid. Nach einer Umfrage sind 86% der Ansicht, dass die Qualität des Unterrichts sich nur verbessern wird, wenn die Parteien sich endlich zusammenraufen und eine gemeinsame Reform beschließen, die nicht sofort wieder zum Spielball einer neuen Regierung wird. Die neue Bedeutung des Religionsunterrichts wird von der überwiegenden Mehrheit abgelehnt (70%). Etwa 17% der Bevölkerung sind noch praktizierende Katholiken, nur bei ihnen überwiegt die Zustimmung. 64% der Spanier sind überzeugt, dass die Regierung die neue Regelung nur auf Druck der katholischen Kirche vornimmt. Falls die Neuregelung nicht zu verhindern sein sollte, will die weit überwiegende Mehrheit der Spanier, dass wenigstens die Religionslehrer vom Staat bestimmt werden.
Tomas de la Torre ist nach eigenen Aussagen Priester der Erzdiözese Jaen und begeisterter Anhänger der sozialen Netzwerke im Internet. Deswegen schreibt er einen Blog, in dem er sich auch mit der Stellung der Religion im neuen Gesetz befasst. Hier ein paar Auszüge aus seinen Text: “Es ist dies das siebte Gesetz zum Schulunterricht seit Einführung der Demokratie in Spanien. Es soll die schlechten Seiten der spanischen Schulerziehung, die die schlechteste in Europa ist mit einem Anteil von 30% Schülern, die keinen Abschluss schaffen, verbessern. …..Was bleibt nun vom Fach “Religion und katholische Moral” im Gesetz? Es gibt einige positive Fortschritte, die es seit 1990 nicht mehr gab, als das verhasste “Logse” (Erziehungsgesetz der Sozialisten) die Religion zu einem armseligen Freiwilligkeitsfach verdammte. Jetzt ist Religion wieder ein Fach, aber dabei dürfen Schüler, die keine Religion haben wollen, weiter das Fach Ethik belegen. Gottseidank verschwindet das doktrinäre Fach “Bürgererziehung”, das soviel Ärger in ganz Spanien und in vielen Familien verursachte. … Ein anderer Fortschritt ist, dass die Religion jetzt beim Notendurchschnitt zählt und damit auch bei der Vergabe von Stipendien . …. Ein Problem gibt es noch: Wie kann man die Zahl der Schüler, die katholische Religion als Fach wählen, erhöhen? In den letzten Jahren ist die Zahl der Religionsschüler stark zurückgegangen und auch die Anzahl der gegebenen Stunden ist gesunken. Hier liegt das wahre Problem des neuen Gesetzes. Hinzu kommen noch die 17 Mini-Spanien (damit meint er die Autonomen Regionen), denen die Erziehungsverwaltung zusteht, werden sie das Gesetz anwenden? Gestern Abend sagte man in Katalonien bereits, dass man das Gesetz glorreich durchfallen lassen werde. Na klar, die bereiten sich ja auch auf die Unabhängigkeit vor, die wir Spanier bezahlen werden.”
Dem Herrn Priester ist natürlich nicht recht, dass Spanien sich inzwischen doch weit vom katholischen Weltbild entfernt hat. Die Kirche hat es nicht mehr so leicht wie zu Zeiten des Diktators Franco, wo sie Staatskirche war und den Spaniern diktieren konnten, was sie zu glauben hatten. Aber sie versucht es immer wieder sich in Dinge von Menschen einzumischen, die mit ihr eigentlich nichts zu tun haben wollen.
Informationsquelle
La religión como asignatura: clara mayoría en contra – El Pais
La Religión en la Lomce – Blog El Olivo
In dieses “Verbesserungsgesetz” werden nun Maßnahmen gepackt, die mit “Verbesserung” aber auch gar nichts zu tun haben. So die Regelung, dass der katholische Religionsunterricht vollwertig für den offiziellen Notendurchschnitt der Schüler zählen soll. Vorgängerregierungen der sozialistischen Partei PSOE haben mühsam versucht, dem staatlichen Unterricht einen neutraleren Rahmen zu verpassen und den allgegenwärtigen Einfluss der katholischen Kirche einzudämmen. Bei der Schulreform geht es nur um eine ideologische Änderung der Rahmenbedingungen, die letztendlich von der spanischen katholischen Kirche diktiert werden.Und: Die Regierung sucht keinen Konsens mit der Opposition, um dem Gesetz eine solidere und dauerhaftere Grundlage zu geben.
Die Spanier sind die ständigen Änderungen in ihrem Schulwesen leid. Nach einer Umfrage sind 86% der Ansicht, dass die Qualität des Unterrichts sich nur verbessern wird, wenn die Parteien sich endlich zusammenraufen und eine gemeinsame Reform beschließen, die nicht sofort wieder zum Spielball einer neuen Regierung wird. Die neue Bedeutung des Religionsunterrichts wird von der überwiegenden Mehrheit abgelehnt (70%). Etwa 17% der Bevölkerung sind noch praktizierende Katholiken, nur bei ihnen überwiegt die Zustimmung. 64% der Spanier sind überzeugt, dass die Regierung die neue Regelung nur auf Druck der katholischen Kirche vornimmt. Falls die Neuregelung nicht zu verhindern sein sollte, will die weit überwiegende Mehrheit der Spanier, dass wenigstens die Religionslehrer vom Staat bestimmt werden.
Tomas de la Torre ist nach eigenen Aussagen Priester der Erzdiözese Jaen und begeisterter Anhänger der sozialen Netzwerke im Internet. Deswegen schreibt er einen Blog, in dem er sich auch mit der Stellung der Religion im neuen Gesetz befasst. Hier ein paar Auszüge aus seinen Text: “Es ist dies das siebte Gesetz zum Schulunterricht seit Einführung der Demokratie in Spanien. Es soll die schlechten Seiten der spanischen Schulerziehung, die die schlechteste in Europa ist mit einem Anteil von 30% Schülern, die keinen Abschluss schaffen, verbessern. …..Was bleibt nun vom Fach “Religion und katholische Moral” im Gesetz? Es gibt einige positive Fortschritte, die es seit 1990 nicht mehr gab, als das verhasste “Logse” (Erziehungsgesetz der Sozialisten) die Religion zu einem armseligen Freiwilligkeitsfach verdammte. Jetzt ist Religion wieder ein Fach, aber dabei dürfen Schüler, die keine Religion haben wollen, weiter das Fach Ethik belegen. Gottseidank verschwindet das doktrinäre Fach “Bürgererziehung”, das soviel Ärger in ganz Spanien und in vielen Familien verursachte. … Ein anderer Fortschritt ist, dass die Religion jetzt beim Notendurchschnitt zählt und damit auch bei der Vergabe von Stipendien . …. Ein Problem gibt es noch: Wie kann man die Zahl der Schüler, die katholische Religion als Fach wählen, erhöhen? In den letzten Jahren ist die Zahl der Religionsschüler stark zurückgegangen und auch die Anzahl der gegebenen Stunden ist gesunken. Hier liegt das wahre Problem des neuen Gesetzes. Hinzu kommen noch die 17 Mini-Spanien (damit meint er die Autonomen Regionen), denen die Erziehungsverwaltung zusteht, werden sie das Gesetz anwenden? Gestern Abend sagte man in Katalonien bereits, dass man das Gesetz glorreich durchfallen lassen werde. Na klar, die bereiten sich ja auch auf die Unabhängigkeit vor, die wir Spanier bezahlen werden.”
Dem Herrn Priester ist natürlich nicht recht, dass Spanien sich inzwischen doch weit vom katholischen Weltbild entfernt hat. Die Kirche hat es nicht mehr so leicht wie zu Zeiten des Diktators Franco, wo sie Staatskirche war und den Spaniern diktieren konnten, was sie zu glauben hatten. Aber sie versucht es immer wieder sich in Dinge von Menschen einzumischen, die mit ihr eigentlich nichts zu tun haben wollen.
Informationsquelle
La religión como asignatura: clara mayoría en contra – El Pais
La Religión en la Lomce – Blog El Olivo
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