Was haben Orban und Konsorten mit dem Steinzeit-Kommunismus gemein?

In Rumänien gibt es die Ungarn-Partei UDMR, die vor allem von Angehörigen der ungarischen Minderheit gewählt wird, die aber oft das "Zünglein an der Waage" bei Regierungsbildungen ist. Vorsitzender ist Hunor Kelemen. 

Im September 2021 fand in Budapest der "Gipfel für Demographie" statt, eine Versammlung rechtsgerichteter und reaktionärer Politiker, die sich für eine Familienbild von vorgestern stark machen. Treibende Kraft ist der ungarischen Ministerpräsident Orban. Auf dieser Versammlung demonstrierte nun UDMR-Kelemen ganz im Sinne Orbans für seine Ansicht zur "Demographie". Dabei ging es ihm vor allem darum nachzuweisen, dass unter dem kommunistischen Ceausescu-Regime, das die Abtreibung verboten hatte, es eine hohe Geburtenrate gab. Seine Schlussfolgerung war deshalb, dass man diesen Weg wieder beschreiten sollte, da die Geburtenrate in Rumänien in neuester Zeit viel zu niedrig sei. Zu diesem Zweck verlangte er die Einrichtung eines "Familienministeriums" in Rumänien. 

Angesichts der Tatsache, welche verheerenden Konsequenzen die Politik des kommunistischen Systems für die Frauen und die Kinder hatte ist diese Forderung eine ziemliche Unverfrorenheit, die auf die Vergesslichkeit der Menschen spekuliert. 

Ein Zeit-Artikel aus dem Jahre 2012 beschreibt die Folgen der damaligen Politik:

Dann fuhr Nelson (Professor für die Erforschung kindlicher Entwicklung an der Harvard University und am Children’s Hospital in Boston) – zwölf Jahre ist das her – mit einigen Kollegen auf Einladung des rumänischen Ministers für Kinderschutz zum ersten Mal nach Bukarest. Was die Forscher dort vorfanden, war die späte Folge der irrsinnigen Bevölkerungspolitik von Nicolae Ceauşescu : Der rumänische Diktator hatte Mittel zur Geburtenkontrolle genauso verboten wie Abtreibungen. Seine Formel lautete: mehr Bürger, mehr Steuerzahler, mehr Wohlstand. Aber die wenigsten Familien konnten sich den Kinderreichtum leisten. Die Waisenhäuser in Rumänien füllten sich. Auf dem Höhepunkt der entsetzlichen Familienpolitik beherbergten sie weit mehr als 100.000 Kinder. Noch zehn Jahre nach dem Sturz des Diktators lebten 60.000 Kinder in den staatlich kontrollierten Einrichtungen. Denn das Konzept von Pflegeeltern war den Rumänen fremd. "Wer sich um fremder Leute Kinder kümmerte, galt als pädophil", erinnert Nelson das gesellschaftliche Vorurteil. "Und die offizielle Politik vertrat noch immer die Ansicht, dass die Kinder beim Staat besser aufgehoben wären als bei fremden Pflegeeltern."

Bei den kürzlichen Koalitionsverhandlungen zwischen den Parteien PNL und PSD ist es deshalb der UDMR gelungen, die bevölkerungspolitischen Ideen des Victor Orban in der Regierung durchzusetzen. Dabei versucht die Ungarn-Partei das polnische und ungarische Modell eines Familienministeriums als Blaupause für die Einrichtung der rumänischen Version zu nehmen, während die beiden größeren Parteien eigentlich eher das deutsche Modell vor Augen hatten.

Zur neuen rumänischen Familienministerin ist Gabriela Firea, die ehemalige Oberbürgermeisterin von Bukarest, ernannt worden. Der Statthalter Orbans in Rumänien, der besagte Herr Kelemen, hat der neuen Ministerin sofort klar gemacht, worauf es ihm ankommt:

Die Ministerin hat unsere Vorschläge angenommen, und ich bin zuversichtlich, dass sie die entsprechenden öffentlichen Maßnahmen umsetzen wird, und wir werden ihr dabei helfen. Es wird sicherlich viele Konsultationen geben und ich kann jetzt nicht beantworten, wen Gabriela Firea konsultieren wird. Wenn sie mich um Rat bittet, werde ich ihr sicherlich vorschlagen, sich mit Katalin Novák, der Ministerin ohne Geschäftsbereich für Familien (n.r. - aus Budapest), zu treffen. 

 

 

Dieser Beitrag basiert auf dem Bericht der Journalisten Diana Oncioiu  und Vlad Stoicescu:

Cum a fost croit ministerul român al natalității după modelul unei grupări care militează pentru ideea că „fiecare copil este o santinelă”

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