Zum Nationalfeiertag zeigt in Spanien der Franco-Faschismus sein hässliches Gesicht

Der 12. Oktober ist in Spanien ein Feiertag. An diesem Tag wird nach neuerer Sprachregelung an die Entdeckung Amerikas durch Christoph Columbus erinnert und er soll für die engen Verbindungen mit den ehemaligen spanischen Kolonien in Südamerika stehen. Früher hieß der Tag "Dia de la Hispanidad" (könnte man auch als "Tag des spanischen Volkstums" übersetzen). Damit gemeint war natürlich, dass die ehemaligen Kolonien Spanien für ihre Eroberung sehr dankbar sein müssten. Davor, insbesondere in den Zeiten der Franco-Diktatur, wurde der Tag auch recht unverfroren "Dia de la Raza" genannt und damit war gemeint, dass man die Herrenrasse der Spanier ehrte, die sich die Kolonien untertan gemacht haben.

Der 12. Oktober wird traditionell mit einer Militärparade unter Anwesenheit des Königs und der Regierungsmitglieder in Madrid begangen. König, Militär und katholische Kirche repräsentieren das alte, reaktionäre Spanien und die alten Faschisten benutzen die Parade gerne, um zu zeigen, wer eigentlich im Land das Sagen hat: Eben der König, das Militär und die Kirche. Immer wenn eine linke Regierung an der Macht ist, wird die Militärparade von Pfiffen und Pfui-Rufen gegen die Regierungsmitglieder begleitet. So auch vor kurzem wieder.

Die Internet-Seite diario.es beschreibt den Ablauf der Parade wie folgt:

"Haut ab, haut ab" und "Sánchez tritt zurück"  waren zusätzlich zu ständigen Pfiffen und weiteren Beleidigungen die Reaktionen als der Regierungschef über die Lautsprecher angekündigt wurde. Die Ankunft von Sánchez wurde mit dem Eintreffen des Königspaares, Felipe VI. und Letizia, koordiniert. Letztere wurden mit Ovationen der Anwesenden empfangen. 

Auf Twitter kommentiert Luis Gonzalo Segura, ein ehemaliger Angehöriger des Militärs, der wegen Öffentlichmachung von Korruption und Missbrauch innerhalb der Armee aus dieser entlassen wurde, den Nationalfeiertag:
"Spanien ist ein autoritäres Regime mit einem demokratischen Anstrich, weil sein Nationalfeiertag etwas seltsames ist: Er ist faschistischen und kolonialistischen Ursprungs und dient zur Ehrung des Kommandanten Franco; der Staat gibt der Monarchie die Kontrolle über sich, obwohl diese bewiesen hat, dass sie historisch von Kriminellen repräsentiert worden war und wird."

Und der Oppositionsführer Pablo Casado von der rechtskonservativen Partido Popular twittert: "Wir feiern heute den Nationalfeiertag und den Tag der Hispanität, heute aber insbesondere treten wir gegen die verbreitete "schwarze Legende" gegen die Geschichte Spaniens an, eine Geschichte, die so fundamental für die Menschheit war. Einen schönen Tag an unsere Patronin, die Gottesmutter "Virgen del Pilar" und an die Guardia Civil."

Siehe auch:

Umstrittener Nationalfeiertag - Dia de la Raza
Pfiffe für den Ministerpräsidenten, zündeln und Fahne schwenken in Melilla

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