Ein kleiner Situationsbericht aus Brasilien: Der Hunger ist zurück

Die Webzeitung "The Intercept Brasil" hat in ihrem Newsletter vom 18. März folgende Meldung verschickt:

In wenigen Tagen werden wir die Zahl von 300.000 Toten in Brasilien (an Covid-19 verstorbenen) erreicht haben und nichts deutet daraufhin, dass es dabei bleibt. Alle Bedingungen, die uns an den Abgrund der größten menschlichen Katastrophe in der Geschichte Brasiliens bringen, sind vorhanden. Es sind dieses: Eine zerbrechliche und unmenschliche Führung durch einen Präsidenten, der alles ableugnet und vor Ignoranz nur so strotzt; die Komplizenschaft der weiteren staatlichen Stellen, die konkrete Maßnahmen ergreifen könnten, aber nur unverantwortlich handeln; die solide Verbundenheit des Militärs mit dem Projekt des Ex-Hauptmanns Jair Bolsonaro. Wir sind weiterhin den Vorsorgemaßnahmen eines unfähigen Gesundheitsministers ausgeliefert (auch nach dem letzen Wechsel) und ohne jede Perspektive auf eine zum großen Teil durchgeimpfte Bevölkerung.

In diesem Szenario spitzt sich eine Situation zu, die unser Volk sehr gut kennt und glaubte schon überwunden zu haben: Der Hunger. Im Zusammenhang mit der Pandemie erleben wir eine Wirtschaftskrise ohnegleichen. Millionen von Arbeitslosen, eine galoppierende Inflation und alle Welt weiß, wie die Sozialpolitik Bolsonaros aussieht. Die Gasflasche hat die R$100-Marke (ca.16 €; in Brasilien kochen vor allem die Armen überwiegend mit Gas, das in Gasflaschen geliefert wird) überschritten, an Fleisch braucht man gar nicht mehr zu denken und viele, sehr viele Brasilianer haben nur noch eine Mahlzeit am Tag.

The Intercept ruft deshalb seine Leserschaft auf, die Kampagne der "Koalition der Schwarzen für Rechte" (Coalizão Negra por Direitos) unter dem Schlagwort "Wenn ihr Menschen mit Hunger seht, gebt ihnen zu essen" zu unterstüzen. Die Organisatoren haben das Ziel 133 Millionen R$ für Notmaßnahmen gegen den Hunger, das Elend und die Gewalt innerhalb der Covid-19-Pandemie zu sammeln.


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