Brexit macht kindisch


Der britische Gesundheitsminister, Matt Hancock, verkündigt dieser Tage, dass die zuständige britische Gesundheitsbehörde MHRA den Impfstoff der Firmen Pfizer/Biontech für Impfungen gegen Covid-19 freigegeben habe.

Stolz fügte er hinzu, dass das Vereinigte Königreich das erste Land in der Welt wäre, das einen klinisch getesteten Impfstoff freigegeben habe.

Der Tory-Abgeordnete und konservativ-nationale Superpatriot Jacob Rees-Mogg benutzte diese Gelegenheit, um über Twitter bekannt zu geben, "dass dieser Impfstoff nur so schnell freigegeben werden konnte, weil sein Land aus der EU ausgetreten sei". So wäre keine Genehmigung der EU-Behörden nötig gewesen, die viel langsamer gewesen wäre.

Der Brexit macht offensichtlich kindisch. Er lässt uns auf einen längst überholt geglaubten Länderegoismus in Europa zurück fallen, ohne sich daran zu erinnern, welches Leid in Europa zwei Weltkriege für die europäische Bevölkerung brachten. Es liegt scheinbar im Blut eines englischen Konservativen, sich auf Grund der imperialen Geschichte seines Landes, sich immer noch für etwas besseres zu halten, obwohl die tatsächliche Lage nichts dafür hergibt. Da muss man sich auch an einen Strohhalm halten dahingehend, dass ein Impfstoff vielleicht 2 oder 3 Wochen früher in Großbritannien zugelassen wird als in der Europäischen Union.

Die Tatsache, dass die britische Brexit-Politik das Land in eine beängstigende Sackgasse führt, soll mit solchen peinlichen Sprüchen überpinselt werden.

Ein Großteil der britischen Bevölkerung lässt sich allerdings nicht mehr so einfach von einem einfältigen Brexit-Apologeten wie Rees Mogg, an der Nase herumführen. Die Kommentare zu seiner Twitter-Meldung sprechen Bände. Hier einer stellvertretend für alle anderen:

"Das ist völlig falsch (die Aussage von Rees-Mogg). Wir benutzen Rechtsvorschriften nach europäischem Recht - und wir würden genauso verfahren haben, wenn wir Vollmitglieder der EU wären. Brexit ist für nichts gut - es hat nur dazu geführt, dass EMA (Europäische Arzneimittelagentur) aus Großbritannien abgezogen wurde, was für uns zu einem großen Verlust führte."

Oder dieser Kommentar:

"Als jemand der mit Arzneimittel-Entwicklung befasst ist und viel Kontakt zu den Regulierungsbehören für mehrer Jahrzehnte hatte, kann ich diese Aussage nur als kompletten Mist bezeichnen. Und ich nutze solche Kraftausdrücke nur sehr ungern auf Twitter."

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