Eine Landschullehrerin berichtet über Unterricht in Rumänien in Covid-19-Zeiten
Das Programm beginnt am frühen Morgen, wenn ich das Material für die Schulstunden vorbereiten muss, denn es ist mir nicht gelungen, das am Abend zuvor zu erledigen, weil ich mich auch um meine Familie kümmern musste. Ich fange damit an, dass ich die Seiten des Lehrbuchs, mit dem wir gerade arbeiten, fotografiere, denn nicht alle Kinder haben zu Beginn des Schuljahres ein solches bekommen oder sie sind in einem derart schlechten Zustand, dass man sie nicht mehr lesen kann. Die digitalen Lehrbücher machen keine Probleme. Ich führe die Schulstunden mit Hilfe einer Messenger-Gruppe durch, denn die Plattformen wie Classroom sind für mich unverständlich. Ich habe an einem Online-Kurs teilgenommen, aber das schien mir unzureichend: Diejenigen, die das erklärten sprachen sehr schnell mit vielen technischen Ausdrücken, so konnte ich bei dem Kurs nicht mithalten. Bei den Online-Unterrichtsstunden sind etwa 50% der Schüler anwesend, aber der größte Teil davon benutzt Telefone oder Computer, die viel zu langsam sind, so dass die Unterrichtsstunden sehr schwierig werden und die Energie ohne dass man das will, sehr nachlässt, wenn man bei einer Frage 3 bis 4 Minuten auf eine Antwort warten muss, etwas was beim Unterricht im Klassenraum nie der Fall war. Ich bin deswegen gezwungen nur leichte Aufgaben und mit wenig Arbeitsunterlagen zu besprechen, wobei es immer noch sehr schwer für die Kinder ist. Den Kindern, die kein Internet haben muss ich Fotokopien machen, die dann über den Gemeindedienst überbracht werden.
Ich habe auch Schüler, die mir schreiben, dass sie am Unterricht nicht teilnehmen können, weil die Eltern sie mit der Erledigung von Aufgaben im Haushalt beauftragt haben oder weil sie ihre kleineren Geschwister hüten müssen. Es gibt einige Familie mit 6-7 Kindern, bei denen es offensichtlich ist, dass nicht alle Zugang zur Online-Schule haben können. Gleichzeitig erhalte ich fast täglich Anrufe von der Schule, die mich mit Informationen zur Situation und die Möglichkeiten der Schüler bombardieren. Sie haben uns erklärt, dass sie uns Tablets schicken werden, aber bisher sind keine angekommen. Wenn sie dann ankommen, wird es auch schwierig sein, denn man muss den Kindern erst einmal erklären, wie diese funktionieren und ich habe Kinder, die nicht einmal ein Telefon haben.
Crisitina Vânău zieht dann folgende Schlussfolgerung zum rumänischen Unterrichtswesen:
"Die Realität in Rumänien ist sehr verschieden zu dem, was uns im Fernsehen präsentiert wird. Das Fehlen von technischen Geräten für das Internet ist noch ein kleineres Problem im Hinblick auf Schüler, die keine Chance auf Bildung haben, weil sie aus einem ungünstigen Umfeld kommen. Es war für sie schon zuvor schwierig am Unterricht teilzunehmen, aber jetzt ist es so gut wie unmöglich.
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