Deutsche Führungskräfte in Barcelona drehen durch und beleidigen Parlamentspräsidenten

"Deutsche Unternehmer beschimpfen katalanischen Parlamentspräsidenten" titelt das Handelsblatt und fährt fort:
Eigentlich sollte es ein ganz gewöhnliches Treffen zwischen Politik und Unternehmern sein, so wie sie der Kreis der deutschsprachigen Führungskräfte in Barcelona regelmäßig organisiert. 
Doch das Treffen mit dem neuen Parlamentspräsidenten Roger Torrent von der separatistischen Partei ERC endete in einem Eklat, der am heutigen Dienstag ganz Spanien bewegt.
Einige der anwesenden Unternehmer nutzten das Treffen, um sehr deutlich ihren Unmut mit den katalanischen Unabhängigkeitskämpfern zum Ausdruck zu bringen. 
Die Separatisten hätten allein auf der Basis von Lügen ihre Stimmen errungen und der Region sehr geschadet, wetterte ein Unternehmer. „Ich bin dafür, dass sie alle ins Gefängnis gehen“, sagte er – und erntete Applaus.

Da ist ja ziemlich starker Tobak und wohl auch eine Unverschämtheit gegenüber dem größten Teil der Katalanen. Deutsche Führungskräfte in Barcelona - in der Regel gehören sie nicht zu den Spitzenkräften in ihren deutschen Unternehmen -   leben meist reichlich abgehoben in einer Paralellwelt und mögen es gar nicht, wenn politisch irgendwo Unruhe entsteht. Und noch schlimmer, wenn diese Unruhe auch noch einen linken Anstrich hat. Wie wenig Verständnis für anderes als wirtschaftliche Sachfragen besteht, hat der Zwergenaufstand im Reiterclub von Barcelona gezeigt.

Den Mund am weitesten aufgerissen hat der Unternehmer Karl Jacobi, der ein Marketing-Unternehmen leitet und dem katalanischen Parlamentspräsidenten die ominösen Worte "ich bin dafür, dass sie alle ins Gefängnis gehen"entgegenschleuderte. Das arrogante Benehmen des Unternehmers gegenüber dem katalanischen Parlamentspräsidenten blieb nicht ohne Folgen. In den sozialen Medien wurden viele Vergleiche mit den Vertretern von Nazideutschland geweckt.

Stellvertretend hier die Meinung eines Katalanen auf Facebook:
In den Jahren, in denen er (Jacobi) hier lebte hat er offensichtlich nicht katalanisch gesprochen, aber soweit ich das sehen kann, kann er nicht einmal spranisch sprechen. Was für eine Leuchte! Jetzt sagt er, dass er nur gehen werde, wenn man ihn umbringen wolle.... Klar, er weiß doch, dass ihm hier keiner was antun wird. Wie einfach ist es in Katalonien mutig zu sein. Wir sind hier gut erzogene und zivilisierte Menschen, mein Herr!!!! Nicht wie sie, die sie Menschen attackieren des Landes, das sie aufgenommen hat... Was für eine Persönlichkeit! Von mir aus können sie bleiben oder abhauen, es ist mir gleich, aber ich werde sie mit meinem totalen Desinteresse strafen. Ab sofort habe ich die Absicht, sie total zu ignorien und ich werde weder von ihnen sprechen noch ein zweites Mal an sie denken.

Hans-Peter Trautschke, ebenfalls ein deutscher Wirtschaftsmann, nach eigener Aussage "deutscher Herkunft, im Herzen Katalane" steht den Katalanen bei:
Als Deutscher in Katalonien fühle ich mich betroffen durch Äusserungen des Kreises der deutschsprachigen Führungskräfte (KDF) und insbesondere von denen einiger seiner (nicht vorzeigbaren) Mitglieder, die absolut nicht die deutsche Gemeinschaft in Katalonien repräsentieren. In den Statuten steht ausdrücklich, dass die Mitglieder keine politischen Positionen beziehen dürfen.

Der Präsident des KDF, Peters, versuchte nach dem Eklat mit Herrn Jacobi laut einem Bericht der Zeitung El Periodico die Gemüter wieder zu beruhigen:
Laut Peters repräsentierte Jacobi nicht die Meinung des KDF. "Wir stimmen diesem Satz nicht zu, weil wir den Dialog suchen", erklärte Peters zum Ende dieses spannungsgeladenen Treffens und hob die Souveränität hervor, mit der Torrent die Situation gemeistert habe. Der Sprecher deutschen Unternehmen hat zum Schluss eine doppelte Warnung ausgesprochen. "Es ist nötig, dass Madrid hilft und sich öffnet, aber auch, dass die Katalanen in ihrer Regierung wissen, wo die Grenzen sind. Und wenn sie uns treffen, indem sie die Verfassung vergewaltigen, dann gehen wir. Aber auch wenn Madrid nicht seine Verpflichtungen erfüllt die notwendigen Investitionen in Katalonien zu tätigen, dann gehen wir auch.


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