Brasilianer haben die Nase voll von ihrer Regierung: Diretas já!
Am vergangenen Sonntag kam es am Strand der Copacabana zu einer Großdemonstration, an der ungefähr 150.000 Personen teilgenommen hatten. Organisiert wurde die Demonstratien von vielen Bürgerbewegungen und von bekannten Künstler wie den Sängern und Musikern Caetano Veloso und Milton Nascimento. Das Ziel des Protestes ist es, das brasilianische Parlament zu einem Beschluss über eine Verfassungsänderung, der direkte Wahlen für das brasilianische Präsidentenamt ermöglicht, zu drängen.
Die brasilianischen Politiker hatten es geschafft, die legitim gewählte Präsidentin Dilma Rousseff unter windigen Gründen per Impeachment aus dem Amt zu putschen. Rousseff wurden haushaltsrechtliche Verfehlungen vorgeworfen. Nachfolger wird in einem solchen Fall laut brasilianischer Verfassung der Vizepräsident und das war Michel Temer. Inzwischen stellt sich heraus, dass Temer in Korruptionsskandale verwickelt ist und seine Position als Präsident wackelt bedenklich. Sollte auch er aus seinem Amt entfernt werden müssen, dann kämen als nächstes der Parlamentspräsident des Abgeordnetenhauses, danach der des Senates als Präsidenten in Frage. Die vom Volk getätigte Wahlentscheidung würde damit vollkommen ad absurdum geführt. Zumal es inzwischen kaum mehr Politiker im Parlament und Senat gibt, gegen die nicht Korruptionsvorwürfe erhoben werden und Strafverfahren laufen.
Der Schauspieler Wagner Moura hielt während der Veranstaltung eine Rede, in der er die Forderung der Demonstrierenden so auf den Punkt brachte:
"Es ist nicht möglich, dass Michel Temer weiter Präsident bleibt. Es kann auch nicht möglich sein, dass der nächste Präsident aus diesem Abgeordnetenhaus gewählt wird, ein Parlament, das Komplize des Putsches war und in dem 200 Abgeordnete sitzen, gegen die Strafverfahren laufen. Das mag zwar gesetzlich sein, ist aber nicht legitim. Wir haben ein Recht zu wählen und wir wollen Direktwahl. Das hier ist nicht ein Fest der Linken noch der Rechten, das hier ist ein Fest der Demokratie."
"Es ist nicht möglich, dass Michel Temer weiter Präsident bleibt. Es kann auch nicht möglich sein, dass der nächste Präsident aus diesem Abgeordnetenhaus gewählt wird, ein Parlament, das Komplize des Putsches war und in dem 200 Abgeordnete sitzen, gegen die Strafverfahren laufen. Das mag zwar gesetzlich sein, ist aber nicht legitim. Wir haben ein Recht zu wählen und wir wollen Direktwahl. Das hier ist nicht ein Fest der Linken noch der Rechten, das hier ist ein Fest der Demokratie."
Somit ist zur Zeit das Schlagwort in Brasilien "Diretas já", was soviel bedeutet wie Direktwahlen sofort.
Die Stimmung im Land ist äußerst angespannt, das haben die gewalttätigen Ausschreitungen in Brasilia in der letzten Woche gezeigt. Der Korruptionssumpf wird von den Brasilianern nicht mehr als landesüblich hingenommen seit es mit der Wirtschaft steil bergab geht. Das undurschsichtige Verhalten der Justiz, die der Korruption überführte Politiker und Unternehmer mit Kronzeugenregelungen eine bequemes Weiterleben im Wohlstand ermöglicht prallt jetzt mit der Situation im Volk zusammen, wo immer mehr Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren und in ihrem Lebensstandard unter das Existenzminimum sinken. Es braut sich hier eine gefährliche Stimmung im Land zusammen, der die derzeit Regierenden nicht gewachsen zu scheinen.
Informationsquelle
150 mil pessoas lotam praia de Copacabana em ato histórico por Diretas Já!
E contra os delinquentes que acabaram com o país, ninguém vai fazer nada?
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