WM 2014 im brasilianischen Hinterland: Der Spaß ist vorbei, der Ärger bleibt
Die FIFA WM 2014 ist Sportgeschichte. Was bleibt sind die Trümmer in
finanzieller und tatsächlicher Art. Im Februar 2014 hatte ich einen Beitrag
über den WM-Ort Manaus, der Hauptstadt des brasilianischen Bundesstaates
Amazonas, geschrieben. Unter anderem habe ich dazu ausgeführt:
Für die 4 Spiele wurde ein neues Stadion gebaut, die Arena Amazonia. Ein bereits existierendes älteres Stadion wurde abgerissen, weil es den Anforderungen der FIFA nicht genügte. Den brasilianischen Staat kostete das 600 Millionen Real (etwa 187 Millionen Euro) und keiner weiß, was man nach den 4 Spielen mit dem Stadion anfangen soll. In diesem Zusammenhang wurde auch der Flughafen ausgebaut, für den eine große unter Naturschutz stehende Fläche entwaldet und ein Fluss unterirdisch verlegt wurde. Für den Bau des Stadions starben 4 Bauarbeiter. Gegen das ausführende Bauunternehmen läuft seit einiger Zeit ein Schadensersatzprozess.
In Brasilia steht das teuerste Stadion der WM 2014. Die monatlichen Kosten liegen auch bei etwa 700.000 R$. Im vergangenen Jahr wurden dort 28 Fußballspiele und ein großes Konzert abgehalten. Insgesamt liegen die Einnahmen etwa bei 200.000 Euro. Um der Finanznot abzuhelfen wurden 3 Behörden des Bundesdistriktes im Stadion untergebracht. Für 2017 gibt es bisher nur 3 gebuchte Spiele der lokalen Landesmeisterschaft. Den Clubs ist das Stadion einfach zu teuer. Der Zuschauerdurchschnitt bei diesen Spielen beträgt nämlich nur 3.000 Personen. Die Stadien sind auch viel zu groß, in der Regel verirren sich gerade einmal 30% der möglichen Zuschauer auf den Rängen.
In Manaus in der “Arena Amazônia” verzichtet man aus diesem Grunde gleich ganz, von den lokalen Vereinen Nutzungsgebühren zu erheben. Nur Mannschaften von Auswärts müssen zahlen. 2016 gab es gerade einmal 1.517 Zuschauer, die für ein Einkommen von 17.580 R$ (5.500 Euro) sorgten. Die Einnahmen durften die lokalen Clubs bezahlten. 2016 betrugen die jährlichen Ausgaben 6,5 Millionen R$ (ca. 2 Millionen Euro). Die Einnahmen beliefen sich auf 1,1 Millionen R$.
In diesen Stadien wird jetzt vermehrt auf Privatisierung gesetzt. In Brasilia gibt es Interesssenten, in Mato Grosso ist das Interesse mau. Auch an anderen WM-Stadien wie in Pernambuco, wo private Firmen die Stadien verwalten, haben diese bald auf diese Aufgabe verzichtet. Die Verwaltung der Stadien ging wieder in staatliche Hände zurück. Das steht demnächst auch noch für die Stadien Maracanã, Arena das Dunas (RN) und in Fonte Nova bevor.
Was bleibt: Lokaler Größenwahn lohnt sich nicht. Die Stadien wurden nicht nachhaltig so gebaut, dass sie nach den Veranstaltungen auch genutzt werden. Das war absehbar. Baukonzernen und der FIFA ist es gelungen, die Dummheit der Regionalkaziken auszunutzen. Den Schaden haben die einfachen Leute zu tragen, für die jetzt das Geld fehlt, das für die Unterhaltung der Stadien und die Amortisierung der Darlehen ausgegeben werden muss.
Siehe auch
Informationsquelle
Für die 4 Spiele wurde ein neues Stadion gebaut, die Arena Amazonia. Ein bereits existierendes älteres Stadion wurde abgerissen, weil es den Anforderungen der FIFA nicht genügte. Den brasilianischen Staat kostete das 600 Millionen Real (etwa 187 Millionen Euro) und keiner weiß, was man nach den 4 Spielen mit dem Stadion anfangen soll. In diesem Zusammenhang wurde auch der Flughafen ausgebaut, für den eine große unter Naturschutz stehende Fläche entwaldet und ein Fluss unterirdisch verlegt wurde. Für den Bau des Stadions starben 4 Bauarbeiter. Gegen das ausführende Bauunternehmen läuft seit einiger Zeit ein Schadensersatzprozess.
Die Sportausgabe der Zeitung
“O Estado de São Paulo” (Estadão) hat sich im Januar dieses Jahres mit dem Sachstand zu den
von der FIFA WM hinterlassenen Scherben befasst:
Von den 12 Stadien der
Weltmeisterschaft fallen 3 durch ihre Strategien zur Vermeidung der monatlichen
Kosten auf, da diese Stadien in den letzen 2 Jahren nur sehr wenig genutzt
wurden. In der Meisterschaft des Amazonas werden die Kosten der “Arena da
Amazônia” nicht durch die MIetzahlungen der dort spielenden Clubs gedeckt. Seit
dem letzten Jahr gelang es dem Stadion
“Mané Garrincha” (Bundesdistrikt Brasilia), bei dem bisher nur 3
Spiele in der Candangão – Meisterschaft gebucht wurden, wenigstens zwei
Staatsbehörden dort unterzubringen und somit Mieteinnahmen von Seiten der
Regierung zu bekommen. Monatlich gibt es hier ein Defizit von 500.000 R$ (ca.
152.000 Euro). In Mato Grosso, kämpfen die Verwalter der “Arena
Patanal” um eine Beteiligung des brasilianischen Fußballverbandes
CBF und
der Regierung, um das Defizit ausgleichen zu können.
Der Appell aus Mato Grosso
ist gerechtfertigt. Der Ruf nach Hilfe ist allgemein. Mit mittleren Kosten von
700.000 R$ (ca. 213.000 Euro) monatlich gelingt es der Stadionverwaltung
höchstens 10% davon einzunehmen. Diese Zahlen werden vom Landesministerium für
Sport und Erholung genannt. Das Stadion wurde finanziert von der
Landesregierung. Bisher wurden 20 Spiele der ersten Phase der lokalen
Meisterschaft betätigt, was nicht viel bedeutet. Die Clubs bezahlen für die
Nutzung der Arena Pantanal eine Gebühr von 8% der Bruttoeinnahmen. Zum Ende der
Meisterschaft 2016 gab es zum Beispiel eine Einnahmen von 167.000 R$.
Mit wenigen Spielen,
gelegentlichen Shows und öffentlichen Veranstaltungen mit geringer Nachfrage ist
das Stadion “Mané Garrincha” eine Belastung. Um die schwierige Situation zu
beheben fordert der zuständige Landesminister eine gemeinsame Aktion durch den
Fußballverband CBF und die Bundesregierung zur Unterstützung der Stadien, die
nur wenig genutzt werden.
In Brasilia steht das teuerste Stadion der WM 2014. Die monatlichen Kosten liegen auch bei etwa 700.000 R$. Im vergangenen Jahr wurden dort 28 Fußballspiele und ein großes Konzert abgehalten. Insgesamt liegen die Einnahmen etwa bei 200.000 Euro. Um der Finanznot abzuhelfen wurden 3 Behörden des Bundesdistriktes im Stadion untergebracht. Für 2017 gibt es bisher nur 3 gebuchte Spiele der lokalen Landesmeisterschaft. Den Clubs ist das Stadion einfach zu teuer. Der Zuschauerdurchschnitt bei diesen Spielen beträgt nämlich nur 3.000 Personen. Die Stadien sind auch viel zu groß, in der Regel verirren sich gerade einmal 30% der möglichen Zuschauer auf den Rängen.
In Manaus in der “Arena Amazônia” verzichtet man aus diesem Grunde gleich ganz, von den lokalen Vereinen Nutzungsgebühren zu erheben. Nur Mannschaften von Auswärts müssen zahlen. 2016 gab es gerade einmal 1.517 Zuschauer, die für ein Einkommen von 17.580 R$ (5.500 Euro) sorgten. Die Einnahmen durften die lokalen Clubs bezahlten. 2016 betrugen die jährlichen Ausgaben 6,5 Millionen R$ (ca. 2 Millionen Euro). Die Einnahmen beliefen sich auf 1,1 Millionen R$.
In diesen Stadien wird jetzt vermehrt auf Privatisierung gesetzt. In Brasilia gibt es Interesssenten, in Mato Grosso ist das Interesse mau. Auch an anderen WM-Stadien wie in Pernambuco, wo private Firmen die Stadien verwalten, haben diese bald auf diese Aufgabe verzichtet. Die Verwaltung der Stadien ging wieder in staatliche Hände zurück. Das steht demnächst auch noch für die Stadien Maracanã, Arena das Dunas (RN) und in Fonte Nova bevor.
Was bleibt: Lokaler Größenwahn lohnt sich nicht. Die Stadien wurden nicht nachhaltig so gebaut, dass sie nach den Veranstaltungen auch genutzt werden. Das war absehbar. Baukonzernen und der FIFA ist es gelungen, die Dummheit der Regionalkaziken auszunutzen. Den Schaden haben die einfachen Leute zu tragen, für die jetzt das Geld fehlt, das für die Unterhaltung der Stadien und die Amortisierung der Darlehen ausgegeben werden muss.
Siehe auch
Wer bei der Fußball-WM Amazonas-Dschungel erwartet wird enttäuscht sein
Joana Havelange steht zu krimineller Vetternwirtschaft im brasilianischen WM-Fußball
Die WM-Stadt in Recife: Außer Spesen nichts gewesen
Informationsquelle
Kommentare
Kommentar veröffentlichen