Der Schlamm-Tsunami von Bento Rodrigues und das miserabelste Bergbauunternehmen der Welt
Das brasilianische Unternehmen “Vale S.A.” gehört zu den größten Bergbauunternehmen der Welt. 1997 war es privatisiert worden zu lächerlich niedrigen Preisen. Es wurde eine gigantische Korruption hinter dem Geschäft vermutet, die Gerichte sind bis heute mit dem Fall beschäftigt. Vale S.A. ist der weltweite größte Förderer von Eisenerz und der zweitgrößte für Nickel. 2012 wurde das Unternehmen von mehreren Umweltschutzorganisationen, unter anderem Greenpeace, zum schlechtesten Unternehmen der Welt gewählt.
Vale S.A. ist zusammen mit dem australischen Bergbaukonzern BHP Billiton Eigentümer der Firma “Samarco”. Am 6. November 2015 teilte diese Firma folgendes mit: “Samarco informiert, dass es einen Bruch des Damms eines Klärschlammbeckens mit der Bezeichnung “Fundão” in den Gemeinden von Ouro Preto und Mariana in Minas Gerais gegeben hat. Die Organisation wird alle ihre Kräfte bündeln, um vorrangig den betroffenen Menschen zu helfen und die Umweltschäden einzudämmen. Zur Zeit ist es nicht möglich die Gründe und das Ausmaß des Geschehenen, noch die Möglichkeit von Opfern zu bestätigen.”
Genaugenommen sind zwei Dämme gebrochen. Die Schlammlawine überrollte den Ort Bento Rodrigues, wo 28 Einwohner seither vermisst werden. Mindestens 500 Überlebende wurden von der Feuerwehr gerettet und einer “Dekontamierung vom Eisen mit Wasser und Seife” unterzogen. Samarco wiegelt ab und erklärt, dass der Eisenschlamm keine Gifte enthalte. Das Gelände ist gesperrt, Anwohner dürfen nicht hinein, um nach ihren Häusern und Habseligkeiten zu sehen. Man vermutet, dass kleinere Erdbeben den Bruch veranlasst hat. Ein Experte meint aber, dass der Bruch sich bereits seit längerem durch klare Anzeichen angekündigt haben muss. Die Betreiber-Firma behauptet aber, dass die Dämme im Juli dieses Jahres überprüft worden waren und festgestellt wurde, dass sie sich in einem “perfekten Sicherheitszustand” befänden.
Im überwiegenden Teil der brasilianischen Medien wird sorgfältig vermieden, der Bevölkerung mitzuteilen, dass der Bergbauriese Vale S.A. letztendlich für Samarco verantwortlich ist. Die vermögende Elite hat wenig Interesse daran, dass dieser lukrative Geldesel noch weiter in das Licht der Öffentlichkeit als Umweltsünder gerät. Bezeichnend ist, dass zur gleichen Zeit das “Brasilianische Forum für Bergbau” in Belo Horizonte stattfand. Aus diesem Anlass stellte der Bund der Industrieunternehmen von Minas Gerais fest:
Der brasilianische Bergbau gehört zu den sechs größten der Welt, treibt Handel mit mehr als 50 Ländern und trug zu mehr als 232 Milliarden US$ zu den Währungsreserven Brasiliens bei. Darüber hinaus wird er in den kommenden Jahren umfangreiche Investitionen im Wert von 53,6 Milliarden US$ zwischen 2014 und 2018 erhalten. Davon werden 41,8% nach Minas Gerais fließen.
Bei der Tagung ging es auch um die Erarbeitung einer “Charta von Minas”, einem Bergbau-Gesetz mit dem Ziel die rechtliche Sicherheit für Investoren zu erhöhen. Während der Tagung brachen die Staudämme. Der Wirtschaftsminister von Minas Gerais bezeichnete daraufhin die Firma Samarco als “Opfer des Unglücks”. Er schloss daraus, dass die Überwachung der Sicherheit der Anlagen nicht mehr vom Staat vorgenommen werden sollte, sondern der “privaten Initiative” überlassen werden sollte. Und die besonders ärgerlichen Umweltgenehmigungen sollten gelockert werden. Originalton Minister Altamir Rôso: “Ich stimme nicht damit überein, dass es zu lasch bei den Umweltgenehmigungen her und zu geht, im Gegenteil, ich behaupte in aller Ruhe, dass es eine überzogene Härte bei den Genehmigungen gibt und zu viele Behörden, die daran beteiligt sind. Deswegen machen wir den Vorschlag, dass das System geändert wird. Jemand muss es überwachen, aber es braucht nicht der Staat zu sein, der es an andere delegieren kann. Ein Unternehmen kann damit beauftragt werden, dies zu machen.”
Es gibt eine Vereinigung die sich “Internationale Verbindung der von der Tätigkeit von Vale Betroffenen” (Articulação Internacional dos Atingidos pela Vale). Die Vereinigung schreibt auf ihrer Webseite: “Vale zeigte nach seiner Privatisierung ein noch aggressiveres Verhalten und die Konflikte im Umwelt- und Sozialbereich verstärkten sich. Das Verhalten von Vale wird charakterisiert durch eine Unternehmenspolitik, die frontal die Rechte von Gemeinschaften, die von ihren Projekten betroffen sind, missachtet und Gesetze, internationale Verträge und die Arbeitnehmerrechte gewerkschaftlich organisierter Arbeiter systematisch verletzt.”
Zu dem Vorfall in Minas Gerais schreibt die Vereinigung:
Was da geschah, war ein Verbrechen. Die überwachenden Agenturen und Unternehmen müssen die volle Verantwortung für die Tragödie übernehmen. Die Menge des Schlamms zeigt, dass die Staubecken überfüllt waren. Der technische Bericht, der vom Institut Pristino auf Verlangen des Staatsanwalts in der Genehmigungsphase erstellt wurde, zeigte bereits Probleme auf wie zum Beispiel, dass der Damm von Fundão und die Müllhalde der Union Fábrica Nova Mine Vale aneinander grenzten, zum Teil überlappten und sich gegenseitig beeinflussten. Zudem sollte die geotechnische und strukturelle Überwachung der Dämme regelmäßig, mindestens einmal jährlich, erfolgen, damit Risikostellen entdeckt werden können. Bereits diese beiden Punkte alleine kündigten die Tragödie an und beweisen die skrupellose Politik von Samarco, Vale S.A. und der für die Genehmigung zuständigen Behörden.
Wieder einmal ein Unglück mit Ansage, weil die Geldgier auf Menschen und Umwelt keine Rücksicht nimmt. Hauptsache die Aktionäre werden nicht unzufrieden.
Siehe auch
Ethisches Handeln, das unbekannte Wesen in der Welt eines globalen Abzockers
Informationsquelle
SAMARCO INFORMA
Em fórum de mineração, secretário mineiro diz que Samarco foi “vítima do rompimento”
English – Another trail of destruction and death in the history of mining and Vale S.A. – Note by the International Articulation of People Affected by Vale S.A.
Vale S.A. ist zusammen mit dem australischen Bergbaukonzern BHP Billiton Eigentümer der Firma “Samarco”. Am 6. November 2015 teilte diese Firma folgendes mit: “Samarco informiert, dass es einen Bruch des Damms eines Klärschlammbeckens mit der Bezeichnung “Fundão” in den Gemeinden von Ouro Preto und Mariana in Minas Gerais gegeben hat. Die Organisation wird alle ihre Kräfte bündeln, um vorrangig den betroffenen Menschen zu helfen und die Umweltschäden einzudämmen. Zur Zeit ist es nicht möglich die Gründe und das Ausmaß des Geschehenen, noch die Möglichkeit von Opfern zu bestätigen.”
Genaugenommen sind zwei Dämme gebrochen. Die Schlammlawine überrollte den Ort Bento Rodrigues, wo 28 Einwohner seither vermisst werden. Mindestens 500 Überlebende wurden von der Feuerwehr gerettet und einer “Dekontamierung vom Eisen mit Wasser und Seife” unterzogen. Samarco wiegelt ab und erklärt, dass der Eisenschlamm keine Gifte enthalte. Das Gelände ist gesperrt, Anwohner dürfen nicht hinein, um nach ihren Häusern und Habseligkeiten zu sehen. Man vermutet, dass kleinere Erdbeben den Bruch veranlasst hat. Ein Experte meint aber, dass der Bruch sich bereits seit längerem durch klare Anzeichen angekündigt haben muss. Die Betreiber-Firma behauptet aber, dass die Dämme im Juli dieses Jahres überprüft worden waren und festgestellt wurde, dass sie sich in einem “perfekten Sicherheitszustand” befänden.
Im überwiegenden Teil der brasilianischen Medien wird sorgfältig vermieden, der Bevölkerung mitzuteilen, dass der Bergbauriese Vale S.A. letztendlich für Samarco verantwortlich ist. Die vermögende Elite hat wenig Interesse daran, dass dieser lukrative Geldesel noch weiter in das Licht der Öffentlichkeit als Umweltsünder gerät. Bezeichnend ist, dass zur gleichen Zeit das “Brasilianische Forum für Bergbau” in Belo Horizonte stattfand. Aus diesem Anlass stellte der Bund der Industrieunternehmen von Minas Gerais fest:
Der brasilianische Bergbau gehört zu den sechs größten der Welt, treibt Handel mit mehr als 50 Ländern und trug zu mehr als 232 Milliarden US$ zu den Währungsreserven Brasiliens bei. Darüber hinaus wird er in den kommenden Jahren umfangreiche Investitionen im Wert von 53,6 Milliarden US$ zwischen 2014 und 2018 erhalten. Davon werden 41,8% nach Minas Gerais fließen.
Bei der Tagung ging es auch um die Erarbeitung einer “Charta von Minas”, einem Bergbau-Gesetz mit dem Ziel die rechtliche Sicherheit für Investoren zu erhöhen. Während der Tagung brachen die Staudämme. Der Wirtschaftsminister von Minas Gerais bezeichnete daraufhin die Firma Samarco als “Opfer des Unglücks”. Er schloss daraus, dass die Überwachung der Sicherheit der Anlagen nicht mehr vom Staat vorgenommen werden sollte, sondern der “privaten Initiative” überlassen werden sollte. Und die besonders ärgerlichen Umweltgenehmigungen sollten gelockert werden. Originalton Minister Altamir Rôso: “Ich stimme nicht damit überein, dass es zu lasch bei den Umweltgenehmigungen her und zu geht, im Gegenteil, ich behaupte in aller Ruhe, dass es eine überzogene Härte bei den Genehmigungen gibt und zu viele Behörden, die daran beteiligt sind. Deswegen machen wir den Vorschlag, dass das System geändert wird. Jemand muss es überwachen, aber es braucht nicht der Staat zu sein, der es an andere delegieren kann. Ein Unternehmen kann damit beauftragt werden, dies zu machen.”
Es gibt eine Vereinigung die sich “Internationale Verbindung der von der Tätigkeit von Vale Betroffenen” (Articulação Internacional dos Atingidos pela Vale). Die Vereinigung schreibt auf ihrer Webseite: “Vale zeigte nach seiner Privatisierung ein noch aggressiveres Verhalten und die Konflikte im Umwelt- und Sozialbereich verstärkten sich. Das Verhalten von Vale wird charakterisiert durch eine Unternehmenspolitik, die frontal die Rechte von Gemeinschaften, die von ihren Projekten betroffen sind, missachtet und Gesetze, internationale Verträge und die Arbeitnehmerrechte gewerkschaftlich organisierter Arbeiter systematisch verletzt.”
Zu dem Vorfall in Minas Gerais schreibt die Vereinigung:
Was da geschah, war ein Verbrechen. Die überwachenden Agenturen und Unternehmen müssen die volle Verantwortung für die Tragödie übernehmen. Die Menge des Schlamms zeigt, dass die Staubecken überfüllt waren. Der technische Bericht, der vom Institut Pristino auf Verlangen des Staatsanwalts in der Genehmigungsphase erstellt wurde, zeigte bereits Probleme auf wie zum Beispiel, dass der Damm von Fundão und die Müllhalde der Union Fábrica Nova Mine Vale aneinander grenzten, zum Teil überlappten und sich gegenseitig beeinflussten. Zudem sollte die geotechnische und strukturelle Überwachung der Dämme regelmäßig, mindestens einmal jährlich, erfolgen, damit Risikostellen entdeckt werden können. Bereits diese beiden Punkte alleine kündigten die Tragödie an und beweisen die skrupellose Politik von Samarco, Vale S.A. und der für die Genehmigung zuständigen Behörden.
Wieder einmal ein Unglück mit Ansage, weil die Geldgier auf Menschen und Umwelt keine Rücksicht nimmt. Hauptsache die Aktionäre werden nicht unzufrieden.
Siehe auch
Ethisches Handeln, das unbekannte Wesen in der Welt eines globalen Abzockers
Informationsquelle
SAMARCO INFORMA
Em fórum de mineração, secretário mineiro diz que Samarco foi “vítima do rompimento”
English – Another trail of destruction and death in the history of mining and Vale S.A. – Note by the International Articulation of People Affected by Vale S.A.
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