Rüebli statt Karotten: Bizarre Sprachpolitik Schweizer Kantone
«Rüebli statt Karotten»: Unter diesem Motto hat ein Komitee für die Mundartinitiative im Kanton Aargau am 31. Mai 2012 eine Initiative eingereicht, dass an der Mundart im Kindergarten festgehalten wird. Sie verlangt dazu eine Änderung des Schulgesetzes: Die Unterrichtssprache im Kindergarten soll grundsätzlich die Mundart sein. Anstoss war, dass seit einiger Zeit Kindergärtnerinnen während der Hälfte der Unterrichtszeit die Kinder auf Hochdeutsch betreuten. Die Initiative wurde organisiert von der fremdenfeindlichen Schweizerischen Volkspartei, die über die Schweiz am liebsten eine Käseglocke stülpen würde, damit das Heidiland sich nicht verändert. Hochdeutsch im Kindergarten ist für sie ein verhängnisvoller Eingriff in das Schweizer Kulturerbe und mit einem Kulturverlust verbunden, der dem Land sehr teuer zu stehen komme. Geredet wurde vom Zerfall der Mundart.
Solche Heimattümelei hat in der Schweiz einen guten Boden. Gegen den Willen von Regierung, Parlament und den meisten Parteien haben die Stimmenden im Kanton Aargau eine Volksinitiative mehrheitlich angenommen. Die Schweizer Boulevard-Zeitung Blick verkündete im Mai 2014 unter dem Titel "Chindsgi-Verbot für Deutsche?" die Entscheidung des Aargauer Souveräns und lässt damit die mit Mundart verbrämte fremdenfeindliche Stoßrichtung aus dem Sack: Hochdeutsch sprechendes Kindergartenpersonal solle gefälligst verschwinden oder Schweizerdeutsch lernen. Da die Schweiz scheinbar nicht in der Lage ist, genügend eigenes Lehrpersonal auszubilden, wird viel Personal aus Deutschland angeworben. "Chindsgi" ist übrigens die Schweizer Verballhornung von Kindergarten und ist ein Wort, das man auch nur in bestimmten Regionen der Schweiz versteht. Der Blick fährt fort: "In Aargauer Kindergärten wird bald nur noch Schweizerdeutsch gesprochen. Mit 55,5 Prozent hat das Aargauer Stimmvolk die Mundart-Initiative der Schweizer Demokraten gestern deutlich angenommen."
Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) berichtet aus Zürich, wo der Kanton dieselbe Mundartinitiative bereits früher angenommen hatte, dass in der Weltstadt Zürich Migrantenkinder im Kindergarten nun noch weniger verstehen . In dem Bericht wird auch darauf hingewiesen, dass es in der Schweiz kein einheitlichen Dialekt gebe. Je nach Region könne gebe es verschiedene Aussprachen und unterschiedliche Bezeichnungen. "Denn ob Thurgauerdialekt, Zürichdeutsch oder Bündnerisch, für sie ist alles fremd", schreibt die NZZ. «Seit sich jede Lehrperson in ihrem eigenen Dialekt ausdrückt, kommen unsere fremdsprachigen Kinder mit dem Deutschen viel weniger gut klar», wird eine Kindergärtnerin zitiert.
Der Kanton Aargau muss jetzt die Entscheidung seines mundartversessenen Volkes gegen seine bessere Einsicht umsetzen. Dieser Tage skizzierte der Grosse Rat in der Hauptstadt Aarau wie das neue Schulgesetz aussehen soll. Danach ist die Unterrichtssprache im Kindergarten grundsätzlich Mundart. Trotzdem, so einfach ist das auch nicht, denn was passiert mit deutschen Gedichten, Liedern, die nun mal nicht im Mundart gehalten sind? Dazu der Grosse Rat: "Im Kindergarten sollen einzelne Unterrichtssequenzen in Hochdeutsch möglich sein. Im Lehrplan des Kindergartens wird festgelegt, dass sich diese auf Situationen mit klarem Bezug zur Standardsprache beschränken sollen wie beim Vorlesen oder beim Kennenlernen von Reimen, Versen und Liedern."
Und was passiert mit Lehrpersonal ohne Mundartkenntnisse: "Demnach sind laufende Anstellungsverhältnisse von Kindergartenlehrpersonen, die Ende 2018 noch nicht über die erforderlichen Fachkompetenzen für das Unterrichten in Mundart verfügen, frist- und termingerecht auf Ende Schuljahr 2018/19 aufzulösen."
Man ahnt es: Wer kontrolliert das alles? Die SVP wird jetzt ihre Spitzel in die Kindergärten schicken und sich kräftig in die Personalpolitik der Erziehungsbehörden einmischen. Missliebiges Lehrpersonal aus dem nördlichen Nachbarland kann auf diese Weise erpresst und gegebenenfalls aus dem Land vertrieben werden. So sieht die schöne neue Welt Schweizer Reaktionäre aus. Den Kindern wird es nicht dienen.
Informationsquelle
Migrantenkinder verstehen im Kindergarten nun noch weniger
Grundsätzlich Mundart im Kindergarten
Solche Heimattümelei hat in der Schweiz einen guten Boden. Gegen den Willen von Regierung, Parlament und den meisten Parteien haben die Stimmenden im Kanton Aargau eine Volksinitiative mehrheitlich angenommen. Die Schweizer Boulevard-Zeitung Blick verkündete im Mai 2014 unter dem Titel "Chindsgi-Verbot für Deutsche?" die Entscheidung des Aargauer Souveräns und lässt damit die mit Mundart verbrämte fremdenfeindliche Stoßrichtung aus dem Sack: Hochdeutsch sprechendes Kindergartenpersonal solle gefälligst verschwinden oder Schweizerdeutsch lernen. Da die Schweiz scheinbar nicht in der Lage ist, genügend eigenes Lehrpersonal auszubilden, wird viel Personal aus Deutschland angeworben. "Chindsgi" ist übrigens die Schweizer Verballhornung von Kindergarten und ist ein Wort, das man auch nur in bestimmten Regionen der Schweiz versteht. Der Blick fährt fort: "In Aargauer Kindergärten wird bald nur noch Schweizerdeutsch gesprochen. Mit 55,5 Prozent hat das Aargauer Stimmvolk die Mundart-Initiative der Schweizer Demokraten gestern deutlich angenommen."
Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) berichtet aus Zürich, wo der Kanton dieselbe Mundartinitiative bereits früher angenommen hatte, dass in der Weltstadt Zürich Migrantenkinder im Kindergarten nun noch weniger verstehen . In dem Bericht wird auch darauf hingewiesen, dass es in der Schweiz kein einheitlichen Dialekt gebe. Je nach Region könne gebe es verschiedene Aussprachen und unterschiedliche Bezeichnungen. "Denn ob Thurgauerdialekt, Zürichdeutsch oder Bündnerisch, für sie ist alles fremd", schreibt die NZZ. «Seit sich jede Lehrperson in ihrem eigenen Dialekt ausdrückt, kommen unsere fremdsprachigen Kinder mit dem Deutschen viel weniger gut klar», wird eine Kindergärtnerin zitiert.
Der Kanton Aargau muss jetzt die Entscheidung seines mundartversessenen Volkes gegen seine bessere Einsicht umsetzen. Dieser Tage skizzierte der Grosse Rat in der Hauptstadt Aarau wie das neue Schulgesetz aussehen soll. Danach ist die Unterrichtssprache im Kindergarten grundsätzlich Mundart. Trotzdem, so einfach ist das auch nicht, denn was passiert mit deutschen Gedichten, Liedern, die nun mal nicht im Mundart gehalten sind? Dazu der Grosse Rat: "Im Kindergarten sollen einzelne Unterrichtssequenzen in Hochdeutsch möglich sein. Im Lehrplan des Kindergartens wird festgelegt, dass sich diese auf Situationen mit klarem Bezug zur Standardsprache beschränken sollen wie beim Vorlesen oder beim Kennenlernen von Reimen, Versen und Liedern."
Und was passiert mit Lehrpersonal ohne Mundartkenntnisse: "Demnach sind laufende Anstellungsverhältnisse von Kindergartenlehrpersonen, die Ende 2018 noch nicht über die erforderlichen Fachkompetenzen für das Unterrichten in Mundart verfügen, frist- und termingerecht auf Ende Schuljahr 2018/19 aufzulösen."
Man ahnt es: Wer kontrolliert das alles? Die SVP wird jetzt ihre Spitzel in die Kindergärten schicken und sich kräftig in die Personalpolitik der Erziehungsbehörden einmischen. Missliebiges Lehrpersonal aus dem nördlichen Nachbarland kann auf diese Weise erpresst und gegebenenfalls aus dem Land vertrieben werden. So sieht die schöne neue Welt Schweizer Reaktionäre aus. Den Kindern wird es nicht dienen.
Informationsquelle
Migrantenkinder verstehen im Kindergarten nun noch weniger
Grundsätzlich Mundart im Kindergarten
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