Kein Geld für Schulen und Gesundheitswesen, aber für Stierkampf-Spektakel

In Spanien gibt es weiterhin eine staatliche Unterstützung für den Stierkampf. Vor allem Konservativen gilt dieser als Kulturgut, das man unterstützen müsse. Auf der anderen Seite gibt es aber in Spanien auch eine wachsende Bewegung gegen diese öffentlich vorgeführte Tierquälerei. Auch wenn jetzt in der Corona-Pandemie das Geld an viel wichtigeren Orten gebraucht wird, sind sich aber lokale Behörden nicht zu schade, den Stierkampf weiterhin mit öffentlichen Mitteln zu subventionieren. 

Der Historiker und Lehrer Lucio Martinez Pereda hat auf Twitter einmal zusammengestellt wie diese Förderung aussieht:

In Spanien gibt es 36 Stierkampf-Schulen, die aus öffentlichen Mitteln gefördert werden. Bis vor kurzem erhielt eine dieser Schulen, die Schule von Albacete jährlich eine Förderung durch die Gemeinde und die Provinzverwaltung in Höhe von 68.000 und 75.000 Euro jährlich.

Die Provinzverwaltung von Badajoz gab 2014 mehr als eine halbe Million Euro für Stierkämpfe aus. Die Provinzverwaltung von Castellón förderte im Jahr 2016 Stierkampf-Vereine mit 88.335 Euro.

Die öffentlichen Subventionen für Stierkampfveranstalter sind auch ein Grund für Korruption:

Ich konzentriere mich hier auf 2 bis 3 Fälle, der größte Teil ist wie bei einem Eisberg nicht sichtbar. 

Erster Fall: Die Renovierung der Stierkampf-Arena von Albacete wurde 2009 mit ungefähr einer halben Million Euro aus öffentlichen Mittel gefördert. Eigentlich waren diese Mittel für die digitale Ausstattung von mittellosen Schülern im ländlichen Raum vorgesehen. Die fehlende Ausstattung mit digitalen Geräten ist eine hauptsächlichsten Defizite im öffentlichen Schulwesen.

Einen noch skandalöseren Fall gibt es an einem Ort mit den am schlechtesten ausgestatteten Schulen und Kultureinrichtungen, in Llerena (Provinz Badajóz), wo der Bau einer neuen Stierkampf-Arena mit Mitteln der EU und der autonomen Region finanziert wurden. Mit dem Geld hätte man ohne Probleme das Programm für Vorsorgeuntersuchungen gegen den Krebs fianzieren können. Aber klar, die Gemeindeverwaltung gab das Geld lieber für das Töten von Stieren als die Gesundheitsversorgung der Menschen aus.

Es ist sehr schwierig genau festszustellen, wieviel öffentliches Geld für die Stierkämpfe ausgegeben wird. Es wird verteilt von Gemeindeverwaltungen, autonomen Regionen, Provinzverwaltungen und auch vom öffentlichen Fernsehen sowie durch staatliche Preise gefördert. Das öffentliche Fernsehen RTVE hat innerhalb 4 Jahre allein 7 Millionen Euro für die Übertragung von Stierkämpfen ausgegeben.

Es gibt auch einen Preis für die Stierkampf-Kultur, der vom Staat vergeben und mit 30.000 Euro dotiert ist und ein weiterer Preis (Goldmedaille für die Förderung der schönen Künste), der in einer wahrhaft beleidigenden und verletzenden Art für die Kulturschaffenden 2016 an den Stierkämpfer "El Juli" vergeben wurde.

Das Fazit: Eine traurige Zusammenfassung der Menge an Geld, das von den Gehältern der BürgerInnen kommt, und dazu dient eine Aktivität zu fördern, die nur dazu dient den Machismus, die Entwertung kultureller Errungenschaften, die Gewalt und den Aberglauben zu fördern.

Die Regionalpräsidentin von Madrid, Isabel Diaz Ayuso, will ein für 2021/2022 geplantes Stierfest (Fiesta de Toros) mit 900.000 Euro fördern, obwohl das Europaparlament 2020 mit Mehrheit für die Abschaffung von Subventionen für Stierkämpfe gestimmt hat. Das beeindruckt aber konservativ-reaktionäre Spanier nicht, sie halten Stierkämpfe für eine Kulturgut.


 

 


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