Brasilien auf der Suche nach einem Diktator

Brasilien ist auf dem Weg nicht nur in das wirtschaftliche,  sondern auch das gesellschaftliche Desaster. Nach dem Parlamentsputsch gegen die gewählte Präsidentin Dilma Rousseff wurde der Sumpf einer inkompetenten und korrupten Politikerclique offenkundig. Statt aber nun wirklich vom Grund auf dieses Staatswesen zu renovieren, sucht inzwischen ein großer Teil der Brasilianer sein Heil in autoritären Sprücheklopfern.

Jair Messias Bolsonaro ist ein Militär der Reserve und Politiker. Er scheint für viele Brasilianer mit seinen chauvinistischen Sprüchen der Heilsbringer im Trumpschen Stil zu sein. Dabei ist er ein typischer Vertreter der unverschämten brasilianischen Abzockerkaste. In seiner politischen Laufbahn gehörte er 9 verschiedenen Parteien an. Zur Zeit gehört er einer Partei an, die sich "Sozialchristlichen Partei" nennt, mit der er zur Zeit aber über Kreuz liegt und weswegen er jetzt zur "Partei der Nationalen Ökologie" (Partido Ecológico Nacional) wechseln will.

Bolsonaro ist bekannt für seine populistischen Sprüche, die auch zu einer Aufforderung zu einem militärischen Staatsstreich nicht zurückschrecken. Er beabsichtigt für die brasilianischen Präsidentschatswahlen 2018 zu kandidieren und seit ein Trump in den USA zum Präsidenten gewählt wurde, scheint auch die Wahl eines Bolsonaro in Brasilien nicht mehr unmöglich zu sein. Entsprechend siegessicher benimmt er sich inzwischen. Dabei macht er keinen Hehl daraus, dass er das Kriminalitätsproblem mit harter Hand durch mehr und stärkere Waffen für die Polizei und die Normalbürger lösen will. Er tritt unverfroren als Lobbyist der Waffenlobby auf.

Die Internetseite "Intercept" beschreibt ein kürzlicher Auftritt Bolsonaros in Belém:
Wie wenn er ein Beatle der 60er Jahre wäre wurde Bolsonaro auf dem Flughafen von Belém von hunderten von ehemaligen Angehörigen der Militärdiktatur am 28. September empfangen. Die Szene wiederhlte sich in der ganzen Stadt, die er im Rahmen seines vorgezogenenen Wahlkampfs besuchte: Eine aufgeputschte Menge holt den Abgeordneten am Flughafen unter Sprechchören "Mythos, Mythos, Mythos" ab. In seiner Rede forderte er die Menge auf, Beifall für den General Mourão zu spenden und er erklärte: "Mit mir gibt es keine politische Korrektheit, ihr werdet Feuerwaffen bekommen."
Der Empfang im Bundesstaat Pará wurde von der dortigen Waffenlobby organisiert.

Bolsonaro hat sich vor ein paar Tagen zu seinen Gesinnungsbrüdern in den USA aufgemacht, von wo er sicher tatkräftige Unterstützung zu erwarten hat bei seinem Versuch, brasilianischer Präsident zu werden. Die Zeitung "Jornal do Brasil" berichtet unter dem Titel "Bolsonaro sucht Spender und Legitimierung in den USA":

Bolsonaro veröffentlichte in den Sozialen Netzwerken an diesem Wochenende eine Videobotschaft, in der er den Verkauf von Pistolen des Kalibers .50 verteidigte. Nach seiner Meinung reicht ein Schuss mit dieser Waffe "die wie ein Sack Zement auf den Banditen wirke".
"Damit könnten wir doch gut vermeiden, dass ein Zivilpolizist, ein Soldat, ein Bundespolizist, wenn er einen Feind niederschiesst, wegen unverhältnismäßiger Gewalt verurteilt wird, weil er zweimals geschossen hat, wer weiß vielleicht können die Leute in Zukunft verlangen, dass diese Waffe auch in Brasilien genutzt werden darf? Da reicht dann nur ein Schuss. Ein Sack Zement auf die Brust des Banditen. Damit hat sich's dann, das ist soch so gar nicht so schlecht. So passiert es in den USA, so möchte ich es auch für mein Brasilien", erklärte der Abgeordnete,  der seine Videobotschaft in den USA in einer Schießanlage aufnehmen liess.
Ebenfalls an diesem Wochenende verteidigte Bolsonaro die Freigabe des Waffentragens für die gesamte Bevölkerung.
In den vergangenen Tagen haben nordamerikanische Behörden und Nichtregierungsorganisationen gerade das Recht auf den Waffenbesitz in diesem Land in Frage gestellt. Kürlich hatte ein Schütze Feuer auf eine Show in Las Vegas eröffnete und 59 Menschen getötet und 500 verletzt, im größten Massaker in den Vereinigten Staaten.

Unter normalen Umständen sollte ein solcher Typ eigentlich keine Chance haben, ein Land verantwortlich zu regieren. Nach der Wahl eines Trump oder eines Duterte auf den Philippinen scheint aber alles möglich. Hauptsache der Kandidat hat einfache Rezepte. Dabei hat Brasilien bisher die Erfahrung gemacht, dass Kriminalität und Gewalt auch nicht in Folge der Militärdiktatur abgenommen hat, sondern dass diese gerade das Fundament für die Verschärfung der Situation gelegt hat. Das eigentliche Problem Brasiliens ist die tiefgehende soziale Kluft, der Egoismus und die Sklavenhaltermentalität der Reichen und Mächtigen.

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