Der tägliche Wahnsinn in Melilla

Melilla, die zu Spanien gehörende Stadt an der marokkanischen Mittelmeerküste, ist als vorgeschobener Posten Europas ein Brennpunkt der illegalen Einwanderer aus Afrika. Im Juni 2008 spitzte sich die Situation gefährlich zu, als Dutzende afrikanischer Flüchtlinge die Grenzanlagen überwinden wollten.

Es gibt aber auch den täglichen Wahnsinn in einer Stadt, wo der Wohlstand Europas auf die Armut Afrikas stösst. Täglich versuchen Marokkaner nach Melilla zu kommen, um sich mit Waren einzudecken, die sie zu Hause verkaufen können. Davon bestreiten viele ihren Lebensunterhalt.

So auch Safia Azizi, 41 Jahre alt, Hochschulabsolventin für arabische Literatur. Sie gehörte zu den sogenannten "porteadoras" (Trägerinnen), die am morgen früh an der streng bewachten Grenze von Melilla stehen, um bei Öffnung der Grenzstelle am "Barrio Chino" (Chinesenviertel) als Erste nach Melilla hereinzukommen. Schwer beladen kehren die Trägerinnen am Abend nach Marokko zurück, um dort ihre Waren als Schmuggelgut zu verkaufen.

Safia kehrte nicht zurück. Vor den blauen Drehkreuzen an der Grenzstelle und den Drahtgittern, auch "jaula" (Käfig genannt) kam es zu einem Gedränge mit anschliessender Panik. Safia wurde dabei von ihren Landsleuten zu Tode getrampelt. Ein spanischer Grenzpolizist konnte nur mit Schüssen in die Luft soweit für Ruhe sorgen, dass ein Krankenwagen bis zu Safia durchkommen konnte. Die Hilfe kam zu spät.

Melilla ist die Stadt des Waren- und Haschischschmuggels (contrabando). Man sagt, die Banken in Melilla sind die Banken mit dem höchsten Guthabenständen in Spanien nach Madrid. Dazu trägt auch die Geldwäsche im Rahmen des Haschischschmugels bei.

Informationsquelle: El Pais, La muerte de Safia, la porteadora
Bildquelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b2/Melilla_es.png/300px-Melilla_es.png

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