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Es werden Posts vom Mai, 2013 angezeigt.

Der Schrei der Dürre – der Kampf ums Wasser

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Der brasilianische Nordosten steht selten im Blickpunkt des Weltgeschehens. Aber gerade dort im semiariden Gebiet der Sertao spielt sich zur Zeit ein Drama ab. In einem UNO-Bericht vom 24. Mai wird unter dem Titel “Schlimmste Dürre der letzten 50 Jahre im brasilianischen Nordosten” festgestellt: Der brasilianische Nordosten erlebt 2013 die größte Trockenheit der letzten 50 Jahre, von der mehr als 1.400 Gemeinden betroffen sind. Die diesjährige Dürre übertrifft noch die bereits erschreckende Dürre des vergangenen Jahres. 6 brasilianische Bundesstaaten, in denen 10 Millionen Menschen wohnen, sind von der Dürre betroffen. Die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff hat Anfang April ein Hilfspaket von 9 Milliarden R$ (ca. 3,3 Milliarden Euro) zur Bekämpfung der Dürre angekündigt, nachdem bereits im vergangenen Jahr 7,6 Milliarden R$ zur Verfügung gestellt worden waren. Die Hilfen sind vor allem für die Landwirtschaft gedacht. Mit schönen Absichten, denn mit ihr soll die familiäre La

Der lange Arm der katholischen Kirche und die spanische Bildungspolitik

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Toleranz ist nicht eine Tugend der spanischen katholischen Kirche. Seit die konservative Regierung an der Macht ist, versucht sie mit Druck das Rad der Geschichte ein wenig zu ihren Gunsten zurückzudrehen. Das zeigt sich in der Abtreibungsfrage, aber besonders in der Schulpolitik. Es gibt viele staatliche subventionierte Privatschulen der katholischen Kirche in Spanien, wo die Kirche ohnehin das Sagen bezüglich der Lehrinhalte hat, aber das reicht nicht, jetzt sollen auch die staatlichen Schulen zur Anerkennung der Bedeutung des Religionsunterrichts gezwungen werden. Die Regierung bereitet ein Gesetz vor, das sie schönfärberisch “Gesetz zur Verbesserung der Qualität des Unterrichts”, abgekürzt LOMCE, nennt. In dieses “Verbesserungsgesetz” werden nun Maßnahmen gepackt, die mit “Verbesserung” aber auch gar nichts zu tun haben. So die Regelung, dass der katholische Religionsunterricht vollwertig für den offiziellen Notendurchschnitt der Schüler zählen soll. Vorgängerregierungen der soz

Die EU ist jetzt auch noch verantwortlich für den Untergang historischer Esskultur in Rumänien

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Es soll ein Witz in Rumänien geben, der lautet: “Warum ist Bukarest im 2. Weltkrieg davor verschont worden bombardiert zu werden? Lösung: Tausende von den volkstümlichen Hackfleisch-Grills haben den Himmel so verdunkelt, dass die Flieger nichts mehr gesehen haben.” Es geht um das kulinarische Kulturgut Rumäniens “mititei” oder auch “mici” (ausgesprochen: Mitsch) genannt. Die böse EU, die nicht in der Lage ist die große Finanz- und Wirtschaftskrise zu lösen, hat sich stattdessen dem Kleinkrieg gegen das rumänische Hackfleischröllchen gewidmet. Die EU hat sich vermutlich nicht ausdrücklich gegen den Mici erklärt, sondern nur dagegen, dass das Mischprodukt aus Rind-, Schwein- und Hammelfleisch – und nicht zu verschweigen mit haufenweise Knoblauch - viel zu viel Natriumhydrogencarbonat enthält und somit gesundheitsschädlich ist. Da sich schon Generationen an Rumänen an diesem Produkt vergnügt haben und entweder daran gestorben sind oder nur leicht gesundheitsgeschädigt ihr Durchschnit

Für Franzosen bricht eine Sprachwelt zusammen

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Das französische Parlament hat einem Gesetzentwurf zugestimmt, der an französischen Universitäten die Möglichkeiten zur Unterrichtserteilung in anderen Sprachen als der französischen erweitert. Es geht vor allem um den Unterricht in englischer Sprache, womit für viele Konservative die glorreiche Geschichte der französischen Sprache als eine Weltsprache endgültig begraben wird. Es ist auch der Bankrott einer Sprach- und Ausländerpolitik, die noch von der Vorgängerregierung in Gang gesetzt wurde. Der damalige Innenminister Guéant hatte in einem Ministererlass verfügt, dass über Restriktionen die Zahl der ausländischen Studierenden aus nicht-EU-Ländern reduziert werden sollte. Eine heftig umstrittene populistische Aktion, die das Resultat hatte, dass französische Universitäten immer mehr an Attraktivität für ausländische Studierende verloren. Jetzt soll also der Hebel umgelegt werden und die Attraktivität auch noch durch Lehrangebote in Englisch erhöht werden. Kein Wunder, dass es zu

Wenn die Geburtenklinik zur Folterstation wird

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Vom 20 bis 27. Mai wird in einigen Ländern der "Weltwoche des Respekts gegenüber dem Neugeborenen" gedacht. So auch in Brasilien. Radio Brasil Atual hat aus diesem Anlass eine Reportageserie unter dem Titel "Geburtsschmerzen" gestartet, in denen brasilianische Mütter über ihre Erfahrungen in brasilianischen Geburtenkliniken berichten. Mit Fachleuten und Regierungsverantwortlichen wurde das Thema erörtet, insbesondere die in Brasilien scheinbar übliche "gynäkologische Gewalt" gegenüber den gebärenden Müttern. Nach dem Bericht wird in Brasilien einer von vier Frauen bei der Geburt Gewalt zugefügt. Obwohl es bereits eine Studie aus dem Jahr 2010 mit alarmierenden Zahlen gibt, erfolgt die "gynäkologische Gewalt" weitgehend immer noch im Verborgenen und unentdeckt. Der Fall einer 44-jährigen Mutter, die ihr Kind auf normale Weise gebären wollte, wird geschildert: Bei ihrem Eintritt in eine private Geburtsstation wurde sie ohne weitere Erklärung i

An Spaniens Küste gibt es keine Angst vor dem Klimawandel

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Gestern hat das spanische Abgeordnetenhaus mit der Mehrheit der Regierungspartei und gegen den geschlossenen Widerstand der Opposition und der Umweltbewegungen das neue Gesetz der Küsten (Ley de Costas) beschlossen. Es zeichnet sich dadurch aus, dass der bisherige Küstenschutz aufgeweicht wird. Der nicht bebaubare Küstenstreifen soll von 200 auf 100 Meter vermindert werden. Gleichzeitig sollen die Bausünden der Vergangenheit legalisiert und etwa 150.000 illegale Bauten nachträglich legalisiert werden. Neubauten dürfen damit noch ein wenig mehr an den Strand heranrücken. Die Begründung der Regierung: Das schafft Arbeitsplätze. Das sehen die spanischen Umweltschutzorganisationen überhaupt nicht so. In ihren Augen eröffnet das einen Privatisierungsprozess und stellt die ganzen Justizverfahren zur Regelung der Bebauungszonen in Höhe von 180 Millionen Euro als Verschwendung dar. Bei dem Gesetz wurden nach ihrer Ansicht weder die Fachdienste beteiligt noch die Auswirkungen des Klimawandels

Müll, den keiner haben will, der aber fleissig weiter produziert wird

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Die unendliche Geschichte des Atommülls: Keiner will ihn vor seiner Haustür haben, aber wird deswegen von der Produktion dieses Mülls Abstand genommen? Nein, Augen zu und das Problem nicht erkennen wollen, scheint die weltweite Antwort der verantwortlichen Politiker zu sein. Ein besonderes Drama spielt sich zur Zeit an den Grenzen zur Schweiz ab. Die Stadt Genf ist zur Zeit äußerst besorgt, weil Frankreich plant in Bugey in 70 km Entfernung zur Schweizer Grenze bei Genf ein Atommüller-Lager einzurichten. Im Norden der Schweiz ist Deutschland besorgt, weil die Schweizer beabsichtigen in direkter Nähe zur deutschen Grenze ihr Atommüll-Endlager - diesmal ohne einen Sicherheitsstreifen von 70 km - einzurichten. Der Bürgermeister von Genf, Rémy Pagani, ist am Montag nach Paris gereist, um den französischen Atomaufsichtsbehörden die Besorgnis der Stadt wegen des geplanten Atommüll-Lagers mitzuteilen. "Diese Planung macht uns Sorge. Wir hatten Tschernobyl, Fukushima, wir können ü

Wie wird das Europa der Populisten aussehen?

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Parteien, die gegen die EU oder zumindest skeptisch ihr gegenüber eingestellt sind, haben zur Zeit Aufwind. In der Regel vertreten sie unverhohlen nationalistische Interessen und die EU ist nur gut, wenn man einen kommerziellen Nutzen aus ihr ziehen kann. Aber welche Perspektive haben diese Gruppen für die Zukunft Europas? Wie sieht ihr Europa aus? Ich habe einmal einen Versuch unternommen, mich in den Parteiprogrammen der Heilsverkünder eines neuen Nationalismus in Europa umzusehen. Die Pfund-Partei UKIP, die britische Unabhängigkeitspartei, besitzt in ihrem Führer Nigel Farage den herausgehobenen Kopf, der sich mit chauvinistischen Sprüchen und Großmachtsträumen des ehemaligen britischen Empire profilieren will. Sucht man bei der Partei nach Aussagen, was sie sonst noch wollen außer einem starken Großbritannien und dem europäischen Kontinent als dessen Kolonie, stößt man auf nicht viel Inhalt. Die hohlen Sprüche kommen aber bei einem Teil der Wähler an, weil sie keinen großen An

Brasilianische Presse ist rassistisch und Arme und Schwarze verlieren vor Gericht immer

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Wer dies sagt ist niemand anderes als der Präsident des Obersten Bundesgerichts Brasiliens ( STF ), Joaquim Barbosa. In einem in Costa Rica gehaltenen Vortrag anlässlich einer Tagung zur Pressefreiheit erklärte er, dass nach seiner Ansicht die brasilianische Presse die Gleichheit der Rassen nicht berücksichtigt und er kritisiert die Konzentration der brasilianischen Medien auf drei überregionale Zeitungen, die alle drei nach rechts tendieren würden. Er fügte auch hinzu, dass die Farbigen inzwischen 51% der brasilianischen Bevölkerung ausmachen würden, aber im Fernsehen völlig unterrepräsentiert seien. Die brasilianischen Justiz funktioniert nach seiner Ansicht nicht richtig und ist unzureichend. "Brasilien hat 4 Instanzen, ein einzigartiger Zustand. Die Möglichkeiten für die Einlegung von Revisionen sind zahlreich und es kommt selten zu einem abschließenden Strafurteil. Es gibt ungefähr 20 Möglichkeiten gegen Urteile der ersten zwei Instanzen vorzugehen, um Verzögerungen zu er

Spanische Tabakindustrie legt mehr wert auf Profit als auf Gesundheit

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Eigentlich ist die Tabakherstellung in Spanien kein bedeutender Produktionszweig. 2010 hatte er einen Anteil von 0,05% an der Agrarproduktion in Spanien. Trotzdem steht Spanien bei der Tabakproduktion in Europa hinter Italien, Bulgarien und Polen an 4. Stelle. Spanien importiert mehr Tabak als es exportiert. Die Hauptanbaugebiete liegen in der Region Extremadura (90%). Der Rest verteilt sich auf Andalusien, Kastilien, Navarra und das Baskenland. 2011 verdienten 2.191 Produzenten mit dem Tabakanbau ihren Lebensunterhalt. Der spanische Staat nahm über den Tabakverkauf 2012 7 Milliarden Euro ein, dazu kommen noch Einnahmen über die Mehrwertsteuer. Seit Beginn der Anti-Tabak-Aktion der Europäischen Gemeinschaft ist der Tabakkonsum in Spanien zwischen 2005 und 2011 um 14% gesunken. Das reicht aber der EU nicht. Nach dem neuen Richtlinien-Entwurf sollen noch schrecklichere Bilder auf die Zigarettenpackungen und die Produktion parfümierter Zigaretten ganz verboten werden. Das gefällt der