Posts

Posts mit dem Label "rio de janeiro" werden angezeigt.

Rio de Janeiro: Das war keine Polizeiaktion, das war ein Massaker

Bild
Das Massaker in der Favela Jacarezinho von Rio de Janeiro Anfang Mai hat erneut gezeigt, dass der brasilianische Staat unterstützt von einem großem Teil der Gesellschaft immer noch kein anderes Mittel zur Bekämpfung der Gewaltkriminalität gefunden hat als wieder brutale Gewalt anzuwenden. Unter der Regierung Bolsonaro hat sich dieses Muster erneut verstärkt. Das Problem dieser Gewaltkriminalität ist, dass man sie nicht nur auf Drogenbanden zurückführen kann, sondern dass ein Teil von Polizei, Militär im Verbund von ehemaligen Polizisten dem Gewaltpotential dieser Banden in nichts nachsteht. Die "Milizen" wie sie genannt werden, wollen nicht Recht und Ordnung herstellen, sondern ihre Position in der kriminellen Szene sichern. Die Milizen werden gehätschelt und genießen das Wohlwollen der Polizei. Es gibt auch klare Hinweise, dass die Familie Bolsonaro in ihre Machenschaften verstrickt ist.  Was passierte in Jacarezinho? Der Journalist  Bernardo Cotrim undd Noemi Andrade, Dir...

Neuer Rekord der Polizei von Rio bei der Tötung von Menschen

Bild
Wilson José Witzel ist ein brasilianischer Politiker des rechtsgerichteten und evangelikal-fundamentalistischen Partido Social Cristão. Er wurde 2019 zum Gouverneur des Bundesstaats Rio de Janeiro gewählt. Witzel startete in seiner bisherigen Amtszeit eine verschärfte Offensive gegen Bandenkriminalität und den Drogenhandel. Dabei nahm die Zahl der Todesopfer sowohl bei Bandenmitgliedern und unbeteiligten Zivilisten als auch den teilweise schlecht ausgebildeten und schlecht ausgestatteten Polizeikräften bei Kämpfen in den Favelas dramatisch zu. Der Erfolg: In Rio sind von Januar bis Oktober dieses Jahres 1.546 Menschen von der Polizei erschossen worden. Damit ist in den 10 Monaten dieses Jahres bereits die Zahl der von der Polizei im Jahre 2018 getöteten Menschen übertroffen worden. 2018 waren es "nur" 1.534. Es ist vor allem ein Krieg gegen die arme Bevölkerung. Die Internetseite " A nova democracia " spricht von einem Bürgerkrieg. Seit 4 Monaten wehre sich d...

Droht Bolsonaro kaum im Amt ein Impeachment-Verfahren?

Bild
Der bekannte brasilianische Journalist Luis Nassif ist der Ansicht, dass ein Impeachment-Verfahren gegen den neuen Präsidenten Bolsonaro kaum zu umgehen sein wird. Dafür nennt er folgende Gründe: Punkt 1: Die Dynamik der politischen Skandale. Kaum gewählt hat Bolsonaro über seinen Sohn Flavio, der ebenfalls in den Senat gewählt worden war, einen Skandal am Hals, der ihn mit Korruption und Verbindungen zum organisierten Verbrechen in Rio in Verbindung bringt. Im Mittelpunkt steht der Ex-Chauffeur von Flavio Bolsonaro. Der ist in undurchsichtige Immobiliengeschäfte verwickelt und ein Teil der erzielten Gewinne floss dabei auf das Konto der Familie Bolsonaro. Damit er vor den Strafverfolgungsbehörden nicht aussagen muss, setzte die Familie alle Hebel in Bewegung, um ihn der Justiz zu entziehen. So wurde er unter dem Vorwand krank zu sein in eine der teuersten Kliniken verfrachtet, um vor der Justiz in Rio nicht aussagen zu müssen. Für Nassif ist ganz klar, dass jetzt eine Jagd der...

Sie musste sterben, weil sie schwarzer Hautfarbe und in der Politik erfolgreich war

Bild
Marielle Franco , 38 Jahre alt, Soziologin und Menschenrechtsaktivistin wurde 2016 für die Partei PSOL in den Stadtrat von Rio de Janeiro gewählt. Vor 2 Wochen wurde sie Berichterstatterin des Stadtrates von Rio für die Kommission zur Begleitung der Bundesintervention und Übernahme der Sicherheitskompetenz in Rio durch das Militär . Vor kurzem kritisierte sie die Aktion von Militärpolizisten in der Favela Acari mit den Worten "das 14. Batallion der Militärpolizei von Rio de Janeiro terrorisierte am Wochenende die Bewohner von Acari ... Das passiert schon regelmäßig, aber die letzte Aktion war noch schlimmer". Am Mittwoch, 14. März, nahm sie an einer Veranstaltung mit dem Thema "Junge Schwarze bewegen die Strukturen" teil und fuhr anschließend vom Stadtteil Lapa mit einem Fahrer und Begleiter nach Hause. Man vermutet, dass sie von der Abfahrt ab auf einer Strecke von 4 km von einem Fahrzeug verfolgt wurde. Als das Fahrzeug auf gleicher Höhe war, wurde aus diesem ...

Militärintervention in Rio nur ein Täuschungsmanöver?

Bild
Nach steigenden Zahlen von Gewalt, Schießereien, Überfällen und Todesopfern soll in Rio de Janeiro jetzt das Militär für Ordnung sorgen . Brasiliens Präsident Michel Temer hat am Freitag (16.) ein entsprechendes Dekret unterzeichnet, mit dem das Militär das Kommando über die öffentliche Sicherheit Rio de Janeiros übernimmt. Das Sicherheitssystem des Bundesstaates Rio de Janeiro soll während des Karnevals trotz zusätzlicher 17.000 Polizisten völlig versagt haben. In seiner Ansprache bei der Unterzeichnung des Dekretes sagte Temer, er wolle dem organisierten Verbrechen eine „harte“ Antwort geben. Von Rio de Janeiros Gouverneur Luiz Rernando Pezão wird die Militärintervention begrüßt. Mit dem nun erlassenen Dekret erhält das Militär eine nahezu komplette Autonomie, was die öffentliche Sicherheit betrifft. Seit dem Ende der Militärdiktatur und dem Inkrafttreten der Konstitution im Jahr 1988 ist dies zum ersten Mal der Fall. In Brasilien ist zur Zeit der Teufel los...

Olympiade nur gut fürs IOC und ein paar Reiche

Bild
Der nordamerikanische Geographie-Wissenschaftler Christopher Gaffney ist Autor verschiedener Studien über die Auswirkungen großer Sportveranstaltungen im sozialen Umfeld und Umweltbereich der Städte, die diese Veranstaltungen durchgeführt haben. Gaffney lebte von 2009 bis 2015 in Rio de Janeiro und unterrichtete an der Bundesuniversität Fluminense im Fach Architektur und Stadtentwicklung. Heute ist er an der Universität Zürich tätig, er fühlt sich aber weiterhin Rio sehr verbunden. Er hat der Webseite BrasilAtual ein Interview gegeben, dessen Inhalt ich nachstehend gekürzt wiedergebe. Zusammengefasst kritisiert er die Olympiade als eine "Privatisierung des öffentlichen Raumes für ein Spektakel, das 3 Wochen dauert". Dies bedeute ein negatives Erbe. Die Stadt Rio habe dafür gesorgt, dass öffentliches Geld an lokale Eliten und internationale Unternehmen transferiert worden seien und 40 Milliarden R$ in Strukturen, die nur wenigen Menschen nutzten, ausgegeben wurde. Die ...

Zittern um’s Leben, eine vorolympische Erfahrung in Rio

Bild
Bis zum Beginn der Olympiade in Rio de Janeiro sind es noch etwa 2 Monate. Einige Sportler trainieren bereits vor Ort auf das große Ereignis, unter anderem auch Mitglieder der spanischen Seglermannschaft. Fernando Echávarri, Goldmedaillengewinner von Peking hatte dabei ein Erlebnis, das ihm und anderen Sportlern Angst macht vor dem, was sie an den Olympischen Spielen erwartet. “In Rio wird zuerst geschossen und dann gefragt. Es ist nicht das erste Mal, dass wir in Rio überfallen werden, aber es ist das erste Mal, dass mir eine Pistole auf die  Brust gesetzt wurde”, berichtete Echávarri der spanischen Presse. Was war passiert? “Die Angreifer waren Jugendliche und sie standen unter Drogeneinfluss und waren sehr nervös. Es ist eine Schande, das Jugendliche, die eigentlich in einer Schule sein müssten, mit einer Pistole rumrennen”, schilderte Echávarri den Vorfall. Die Zeitung “El Periodico” berichtet, dass es dabei zu keinen Personenschäden kam, aber ein Teil...

Düstere Aussichten für Rio de Janeiro

Bild
In Rio de Janeiro hat der Sommer begonnen und die Cariocas wissen noch nicht so richtig was auf sie zukommt. Denn Rio ist eine der Städte, die besonders vom Klimawandel betroffen sind. So wird erwartet, dass die Durchschnittstemperatur in den nächsten 5 Jahren um 1° Celsius steigen wird. Der kommende Sommer wird, so die Befürchtungen des “Netzwerkes der Forschungen über den Klimawandel im städtischen Bereich” (Rede de Pesquisas sobre Mudanças Climáticas Urbanas), der heißeste Sommer der letzten Jahre. Der Meeresspiegel in Rio soll bis zu 14 cm steigen, höher als in anderen südamerikanischen Hafenstädten wie Buenos Aires. Aus unserer Perspektive könnte man ja einen warmen Sommer für etwas positives halten, aber Rio zittert jetzt schon vor den Folgen. Die sind in erster Linie gesundheitlicher Art. Denn Rio de Janeiro liegt in den Tropen und Tropenkrankheiten sind schon an und für sich ein schwer bekämpfbares Problem.  Martha Barata vom Instituto Osvaldo Cruz beschreibt die zu...

Eine befriedete Favela, in der der Krieg weiter geht

Bild
Die Favela Rocinha in Rio de Janeiro ist vor 3 Jahren “pazifiziert” worden. Damals wurde eine Einheit der UPP (Befriedungspolizei) in der Favela stationiert. Entgegen den Erwartungen fiel kein Schuss als Rocinha von der Polizei eingenommen wurde. Die Bewohner glaubten damals, dass jetzt alles besser werde und sie mit Recht auf Investitionen des Staates in das Bildungswesen, Gesundheit und die Verbesserung der Grundbedürfnisse rechnen könnten. Nach 2 Jahren – das berichtet die Webseite “ diarioliberdade ” habe sich nur wenig geändert. “Wenn man durch die Straßen geht, begegnet man den alten Problemen, mit den die Bewohner zu kämpfen haben”, berichtet diarioliberdade. Für die staatlichen Organe war die Angelegenheit mit der Installation der UPP erledigt, obwohl auch in Rio de Janeiro klar ist, dass die Befriedigung einer Favela ohne begleitende Maßnahmen nicht funktionieren wird. Wie sieht es heute in Rocinha aus? Das schildert im “Jornal do Brasil” Davison Coutinho, 24 Jahre alt, wo...

Was die Brasilianer an der FIFA und der WM ärgert

Bild
Heute Abend demonstrieren an der Copacabana in Rio de Janeiro gegenüber dem Hotel Copacabana Palace Mitglieder der Bürgerbewegung “ Rio de Paz ” (Rio des Friedens). Die Bürgerbewegung wurde 2007 gegründet, nachdem bei gewalttätigen Ausschreitungen 19 Menschen getötet worden waren. Das Ziel von “Rio de Paz” sind kreative gewaltfreie Aktionen zur Ermunterung der brasilianischen Gesellschaft, für die durch die Verfassung garantierten Menschenrechte zu kämpfen. “Rio de Paz” will mit der heutigen Aktion unter dem Thema “Weltmeisterschaft in einen Land des Elends, finanziert mit öffentlichem Geld ist ein moralisches Problem” auf die von den Steuerzahlern zu tragenden Kosten aufmerksam machen. Die Bürgerbewegung hat sechs Forderungen an die brasilianischen Behörden, die FIFA und an die Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen 2014: “Dass die Union, die Bundesstaaten und die Gemeinden das Volk dafür um Entschuldigung bitten, dass sie diesem vorgemacht hätten, dass die WM allein aus pri...

Joana Havelange steht zu krimineller Vetternwirtschaft im brasilianischen WM-Fußball

Bild
Es hatte mal alles so schön angefangen. Brasilien bekam den Zuschlag für die Fußball-WM und die brasilianischen Fußballfunktionäre schwelgten sich im Glanze dieses Erfolges nicht ahnend, dass noch bittere Zeiten kommen werden. Wer geglaubt hatte, die Brasilianer schluckten aus Liebe zum Fußball jede Kröte, der muss inzwischen zugeben, dass er sich getäuscht hat. Es ist die Frechheit des Verbands-Establishment des brasilianischen Fußball, die inzwischen die Menschen zu Wutausbrüchen veranlasst und sie auf die Straße treibt. Sei es nun ein Ronaldo, der zu den größten finanziellen Profiteuren dieser WM gehört und der inzwischen beim Volk durch dumme Sprüche jeden Kredit vorloren hat oder sei es Joana Havelange, die zum lokalen Organisationskomitee in Rio für die WM-Spiele in dieser Stadt gehört. Sie hat jetzt reichlich patzig das Volk belehrt, dass es jetzt gefälligst das Maul halten solle, den das was für die WM ausgegeben oder geklaut worden sei, wäre Vergangenheit, wenn schon dann hä...

Wie befriedet man eine Favela?

Bild
Die Zeit berichtet am 30. März: “Sondereinheiten der brasilianischen Militärpolizei sind in eine Armensiedlung von Rio de Janeiro eingerückt. Mehr als 1.000 Beamte hätten den aus 16 Favelas bestehenden Komplex Maré mit knapp 140.000 Bewohnern besetzt, berichten Lokalmedien. Der Einsatz habe eine Viertelstunde gedauert, zu größeren Zwischenfällen zwischen bewaffneten Banden und den Sicherheitskräften sei es nicht gekommen. Die Polizei verhaftete mehr als 10 Menschen und beschlagnahmte mehrere Kilogramm Rauschgift.” Und wie sieht die Lage aus der Sicht der Betroffenen aus? Davon berichtet der Blog der “Nationalen Bewegung für das Recht auf Wohnraum (MNLM) ” aus Rio de Janeiro: “Die großen Medien haben gestern routinemäßig über den großen Erfolg der militärischen Invasion zur Befriedung von Maré berichtet. Die positive Berichterstattung kontrastiert mit den Berichten über die von den Polizisten bei der Invasion ausgeübte Gewalt und den Missbrauch ihrer Macht. Polizisten, die ohn...

Rio de Janeiro: Kriminalität an touristischen Brennpunkten wächst

Bild
Da hat Rio schon auf mehr Ruhe und Frieden auf Grund der Aktionen der Polizei gehofft, aber schon flammt die Kriminalität von Neuem auf. Und das im Anblick der Fußball-WM im kommenden Jahr. Angestiegen sind die Delikte Raub und Diebstahl und die besonders betroffenen Gebiet sind die Viertel Lapa , Santa Teresa und Tijuca. Die Bandenüberfälle an den Stränden Rio’s nehmen zu, vor allem bei Einbruch der Nacht. Am gefährlichsten ist es zur Zeit im National Park von Tijuca , von wo die Wege zum Corcovado führen und wo die meisten Überfälle in letzter Zeit gezählt wurden. Gegenüber 2012 haben z.B. im Stadtteil Santa Teresa die Überfälle um 39% zugenommen. Am Feiertag “ Zumbi dos Palmares ” (20. November) störten Banden die Strandbesucher erheblich. Es gab viel Unruhe und viele Verhaftungen. Eine Woche darauf kam es wegen der Überfälle am Strand von Copacabana zu panikartigen Szenen von Anwohnern und Touristen. Am 1. Dezember wurde bei einem Überfall ein 19-Jähriger erschossen und am fol...

Brasilien, ein Land der Biertrinker

Bild
Brasilien Biermarkt bestand lange nur aus 2 Biermarken, Brahma und Antartica . Entsprechend einer Mitteilung des Nationalen Syndikats der brasilianischen Bierindustrie ist Brasilien inzwischen weltweit der drittgrößte Produzent von Bier mit einem Volumen von ungefähr 13,4 Milliarden Liter pro Jahr. Und gleichzeitig hat sich das Bierangebot in Brasilien diversifiziert. Es gibt heute 200 Kleinstbrauereien, die ihren eigenen Gerstensaft produzieren. Während der konventionelle Biermarkt in den Jahren 2008 bis 2011 nur eine 54%-Steigerung der Bierproduktion verzeichnen konnten, war bei kleinen Brauereien ein Wachstum von 79% festzustellen. Der brasilianische Konsument hat also den Markt der Kleinbrauereien, von denen es inzwischen 200 im Land geben soll, mit nicht industriell hergestelltem Bier entdeckt. Neu zu besichtigen ist dies auf der Weltmesse des Bieres, dessen erste Ausgabe in Lateinamerika am kommenden Sonntag mitten in Rio de Janeiro eröffnet wird. Die Cariocas dürfen ...

Die brasilianischen Exterminatoren suchen Opfer, die kein Gesicht haben

Bild
Am 24. Oktober fielen im Stadtteil Realengo von Rio de Janeiro sieben Personen einem Massaker zum Opfer. Die Mörder, vermutlich in schwarz gekleidete Milizionäre, verübten die Tat mit Pistolen und Maschinengewehren aus und konnten nicht identifiziert werden. Die Presse schreibt, das Massaker hätte alle Anzeichen einer Exekution gehabt. Die Opfer, 5 Männer und 2 Frauen, sollen Drogenabhängige gewesen sein. Drogenabhängige und arme Menschen sind in Brasilien immer noch Freiwild. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Mörder gefunden werden, ist erfahrungsgemäß äußerst gering. Der Blogger Leonardo Sakamoto hat sich das zum Thema gemacht. Er schreibt: "Man hat das jetzt zur Kenntnis genommen, aber in ein paar Tagen oder Wochen wird man das schon wieder vergessen haben und keiner wird mehr über den Fall sprechen, weil er unter den vielen anderen Toten, die in unseren Großstädten und im Hinterland ohne Sinn getötet werden, begraben werden wird." Er fährt fort: "Es gibt eine R...

Rio und São Paulo, was kümmert uns der Rest Brasiliens

Bild
Ein Großteil der brasilianischen Bevölkerung lebt in den Metropolen São Paulo und Rio de Janeiro . Im Dunstkreis dieser Großstädte bekommt man den Eindruck, dass es ein Brasilien außerhalb ihrer Regionen nicht gibt. Bundesstaaten wie Ceará oder Bahia im Nordosten sind für die Bewohner São Paulo’s und Rio’s gefühlt soweit entfernt und unbekannt wie für uns Kirgisien oder Kasachstan. Einen kräftigen Beitrag, dass sich daran nichts ändert, erbringen die brasilianischen Medien, die überwiegend in São Paulo und Rio angesiedelt sind und aus der Bauchnabelschau dieser Regionen berichten. Der Regierung in Brasilia war und ist diese einseitige Berichterstattung bekannt. Deshalb wurde bei der Ausarbeitung der Verfassung von 1988 auch festgelegt, dass bei der Produktion der Programme von Radio und Fernsehen das Prinzip der Regionalisierung des kulturellen, künstlerischen und journalistischen Schaffens entsprechend den in einem Gesetz festzulegenden Prozentanteilen berücksichtigt werden sol...

Das Chaos ist Alltag in Rio’s öffentlichem Nahverkehr

Bild
1998 wurde Flumitrens, der Betreiber der Stadtbahnen von Rio de Janeiro, privatisiert. Am 2. November desselben Jahres bekam das SuperVia getaufte Unternehmen der spanischen Unternehmen Construcciones y Auxiliar Ferrocariles S/A eine 25-jährige Konzession zum Betrieb der Stadtbahn. Der damalige Direktor versprach innerhalb von 3 Jahren die Bahnen zu modernisieren und sie auf den Standard der industrialisierten Welt zu bringen. Bereits kurze Zeit nach der Privatisierung kam es zu ständigen Pannen und Bahn-Unfällen. Von Flumitrens hatte SuperVia verrostetes und verrottetes Wagenmaterial übernommen. Zur Modernisierung erhielt SuperVia einen mehreren Millionen Euro starken Kredit der Interamerikanischen Entwicklungsbank. Damit wurde der Zugpark von 50 auf 85 Züge erhöht. Die Züge waren denoch chronisch überbelegt und der Vandalismus und die Zerstörung Alltag. Seltsamerweise existierte noch 1983 ein effizientes Bahnsystem im Bundesstaat Rio de Janeiro, mit guten Sicherheitsbedingung...

Das Dorf bleibt in Rio de Janeiro!

Bild
In Rio de Janeiro gibt es eine "Aldeia Maracanã", das Maracanã-Dorf. Es liegt auf dem Geländes des ehemaligen Indio-Museums, wo es als Indio-Dorf aufgebaut worden war. Die Regierung des Bundesstaates will es nun abreißen. In Rio de Janeiro wird im Hinblick auf die bevorstehenden großen Sportereignisse Fußball-Weltmeisterschaft und Olympiade besonders viel abgerissen oft ohne Rücksichtnahme auf die Interessen der Bevölkerung. Auch gegen den geplanten Abriss des "Aldeia Maracanã" regt sich Widerstand. Im April dieses Jahre wurden die Indigenen, die das Gebäude besetzt hielten mit Polizeigewalt vertrieben und in den Stadtteil Jacarépagua umgesiedelt. Die Indigenen wollen aber nicht aufgeben, denn für sie handelt es sich beim Dorf um ein Gut des kulturellen Erbes. Gestern kam es unter dem Thema "Wiederaufforstung des Aldeia Maracanã" zu neuen Demonstrationen. Die Aktivistinnen und Aktivisten des "Aldeia Maracanã" beschreiben den Grund für ihre A...

50 Familien gegen Trump und das Großkapital, ein ungleicher Kampf

Bild
Der Milliardär Donald Trump hat gemeinsam mit dem Olympischen Komitee den Plan die Olympiastadt Rio de Janeiro zu einem Quell guter Profite zu machen. Am heruntergekommenen Hafen von Rio de Janeiro sollen die “Trump Towers” gebaut werden. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung meldet in ihrem Wirtschaftsteil: “Rechtzeitig vor den Olympischen Spielen 2016 will der amerikanische Immobilieninvestor Donald Trump fünf Hochhäuser im Hafenviertel der brasilianischen Großstadt errichten. Die Gebäude mit jeweils 38 Stockwerken sollen auf einer Fläche von 332000 Quadratmetern Büros und Wohnungen enthalten und zum Kern eines neuen Viertels im gegenwärtig heruntergekommenen Hafengebiet werden. Geplant sind auch Fußgängertunnels, Fahrradwege, Gas- und Stromversorgung und Fiberglasnetze für die Kommunikation.” Die FAZ verschweigt aber auch nicht, dass für diese Projekt 1.000 Menschen umgesiedelt werden müssen und bezeichnet dies als eine “politische Herausforderung”. Die betroffenen Menschen wehre...

Nichts als Verkehr: Abwrackprämie in Rio – Barcelona’s Nahverkehr laufen die Nutzer weg – Málaga streitet sich wegen Straßenbahn

Bild
In allen Städten dieser Welt gibt es ein Problem mit der Mobilität. Manche lösen das besser, manche schlechter, manche orientieren sich anderen Beispielen. So auch in den drei Städten Rio de Janeiro , Barcelona , Málaga . So orientiert sich zum Beispiel der brasilianische Bundesstaat Rio de Janeiro an der deutschen Abwrackprämie , die bei uns inzwischen zur Geschichte gehört. Nach diesem Beispiel wird eine Abwrackprämie für Lastwagen angeboten. Das Programm nennt sich “Startprogramm zur Modernisierung, Renovation und Nachhaltigkeit der Lastwagenflotte” (Programa de Incentivo à Modernização, Renovação e Sustentabilidade da Frota de Caminhões). Das Ziel ist es uralt-Lastwagen aus dem Verkehr zu ziehen. Damit beabsichtigt man das Durchschnittsalter der LKW’s auf Rios Straßen, das zur Zeit 17 Jahre beträgt, auf 12 Jahre absenken. Dieses Ziel gedenkt man innerhalb von 5 Jahren zu erreichen. “Das ist ein Programm bei dem jeder gewinnen wird”, erklärt der Gouverneur von Rio de Janeiro, Se...