Gefängnis der offenen Türen

Blogger João Valadares berichtet in seinen Blog "PEBodyCount", der schon mehrfach Themengeber für meine Blogbeiträge war, über den Alltag in einem brasilianischen Gefängnis, besser gesagt, einem Gefängnis in Recife / Pernambuco.

Valadares hat sich mit dem Strafrichter Adeildo Nunes unterhalten. Nunes hatte angekündigt, dass er jetzt die Namen derjenigen Gefangenen, die aus dem Gefängnis "Agrícola São João" auf der schönen Insel Itamaracá flüchten, im Internet veröffentlichen werde. Denn aus diesem Gefängnis würden im Schnitt 2 Gefangene pro Tag flüchten.

Der Strafrichter erläuterte an Hand der Statistik, dass im April 91 und im Mai 62 Gefangene geflohen waren. Das Gefängnis wird im halboffenen Vollzug geführt (regime semiaberto). Von den 1.391 Gefangenen dürfen 821 mit Genehmigung der Justizbehörden das Wochenende zu Hause verbringen.

Am 6. Juni kam es mit Duldung der Gefängnisverwaltung zu einer Massenflucht. 29 Gefangenen gelang es durch ein Loch in der Mauer zu entkommen. Bis heute hat die Polizei erst 13 wieder eingefangen. Daraufhin wurde die gesamte Leitung der Gefängnisverwaltung abgesetzt. Zur Zeit untersucht die Landesregierung von Pernambuco das Geschehen.

Strafrichter Nunes bemängelt, dass es im Gefängnis keine Überwachung der Gefangenen gab, die am Wochenende nach Hause durften. Die Veröffentlichung im Internet bedeute, dass jetzt diese Personen offiziell den Status eines Flüchtigen erhalten und zur Fahndung ausgeschrieben werden. Wieder eingefangen würden die Flüchtigen den Status des halboffenen Vollzugs verlieren und in den geschlossenen Vollzug wechseln. Zusätzlich könne eine Isolationshaft von 30 Tagen verhängt werden.

Nunes kritisiert die Gefängnisverwaltung: "Die Bedingungen im Gefängnis sind miserabel. Zum Beispiel habe ich erfahren, dass die Gefangenen schon einmal 15 Tage ohne Wasser waren. Eine solche Situation regt sicher auch zur Flucht an".

Übrigens: Der Todeszähler im Blog "PEBodyCount" zählt für dieses Jahr bereits 1.977 ermordete Menschen in Recife. Die internationale Presse ist inzwischen auch auf den Todeszähler aufmerksam geworden. Le Monde berichtete unter dem Titel "Le "compteur des morts" de Recife".

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Kommentare

  1. Die Lebensbedingugen in Brasilien sind kompliziert.
    Sie müssen nur Filme und "Cidade de Deus".
    Wir können davon ausgehen, aus den Gefängnissen dann!

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