Zensur im Sertão: Blogger soll einpacken

Der Blogger Fredson Paiva, den ich als Stimme des brasilianischen Sertão auch in meiner Blogroll aufgeführt habe, berichtet heute, dass der Bürgermeisters seiner Stadt Araripina ihn verklagt hat mit dem Ziel, seinen Blog zu verbieten. Fredson Paiva berichtet folgendes:

"Der Bürgermeister Lula Sampaio hat über seinen Rechtsanwalt, den Direktor der AEDA, Leonardo Cruz, eine Strafklage bei der Polizei von Araripina gegen den Blog von Fredson Paiva eingereicht. Es wird ihm vorgeworfen, einige Themen an die Öffentlichkeit gebracht zu haben, indem er auf die Versäumnisse der Gemeindeverwaltung wie Ansteigen der Mückenplage, defizitäre Müllabfuhr, verspätet ausgezahlte Gehälter von Beamten und von Rechnungen von Lieferanten, Versteigerung von Autos der Stadtverwaltung, ohne die Bevölkerung zu informieren etc. hinweist. Aber zuletzt.... wo sind eigentlich diese Autos? Aus diesem Grund meint der Bürgermeister es wäre gut, gegen den Autor dieses Blogs zu prozessieren und damit gegen die Stimme des Volkes zwischen Araripina und der Welt. Gemäss Leonardo Cruz, Rechtsanwalt von Lula, hat er als Rechtsanwalt jederzeit das Recht einen Blog oder eine Webseite zu schliessen, die schlecht über die Stadtverwaltung von Lula oder ihn als Bürgermeister schreibt. Um deutlicher zu werden: Niemand in der Stadt darf gegen die Verwaltung LULA anstänkern, sondern soll loben, was hier passiert. Jetzt frage ich mich, leben wir in einer Demokratie oder Diktatur? Mit Sicherheit wird die Presse des Bundesstaates (Pernambuco) davon erfahren, denn eine entsprechende Nachricht wurde bereits an die entsprechenden Stellen der Region verschickt. Wenigstens werde ich in dieser Woche nicht alleine zur Polizei gehen, um meine Stellungnahme abzugeben. Einige Anhänger von LULA werden auch da sein und in Kürze werden wir wissen warum."

Araripina liegt im Westen des Bundesstaates Pernambuco. Es gehört zum Distrikt Ouricuri. Es ist etwas 690 km von Recife, der Hauptstadt des Bundesstaates, entfernt und liegt auf einer Höhe von 622 Meter. Es herrscht ein semi-arides Klima und eine jährliche Durchschnittstemperatur von 24° C. Die Niederschläge beschränken sich auf 700mm jährlich. Die Vegetation eignet sicht nur für einen zeitlich eingeschränkten landwirtschaftlichen Anbau. Sie gehört zur Region des "Caatinga".

Die Familie Sampaio, der der Bürgermeister angehört, scheint in Araripina recht gut vertreten zu sein. Ersichtlich ist dies aus der Webseite der Stadtverwaltung von Araripina. Breit ausgewalzt wird da der Tod des Bruders des Bürgermeisters, der bei einer Leber-Transplantation vor kurzem starb. Er war scheinbar eine wichtige Stütze für den politischen Kampf des Bürgermeisters. Aber da gibt es noch 10 weitere Brüder. Den Bürgermeister kennen wir, dann gibt es einen der Stadtrat ist, ein weiterer Arzt, noch einer Landtagsabgeordneter, ein weiterer Zahnarzt und Kapitän bei der Armee. Eine mächtige Truppe in einer solchen Kleinstadt!

Der Verstorbenen stammte aus der pernambucanischen Kleinstadt Exu. Vor nicht allzu langer Zeit bekriegten sich dort zwei Familien: Die Sampaio's und die Alencar's. Ein Alencar ermorderte einen Sampaio und um die Familienehre zu schützen begann ein gegenseitiges Morden. Erst vor ein paar Jahren konnte der Streit beigelegt werden.

Brasilianische Lokalpolitiker sind nicht zimperlich in der Beseitigung politischer Gegner. Und vermutlich ist in der Kleinstadt Araripina ein solcher Blogger für den Bürgermeister so etwas wie eine lästige Fliege. Deshalb gilt Fredson Paiva meine Solidarität und der Wunsch, dass er sich gegen den Bürgermeister durchsetzen wird.

Informationsquelle: Blog do Fredson Paiva

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Betontürme von Barcelona: Auch Betonschrott macht anhänglich

In Treue fest zum Atom

Der Mindestlohn in Spanien durchbricht die 1.000 Euro-Grenze