Gigi aus der Bukowina liebt die Touristen

Die Geschichte des Gigi Traciu aus der Bukowina: Von ganz unten hat er angefangen. Zuerst war er Gepäckträger, dann Kurier und später Rezeptionist. Er besuchte eine Reihe von Management-Kursen in Bukarest und danach die Tourismus- und Dienstleistungsfakultät von Suceava. Mit 32 Jahren wurde er Hoteldirektor und schmiss nach kurzer Zeit den Posten wieder hin.

"Ich war da 2 Jahre lang und danach war ich etwas desillusioniert von manchen Arbeiten, vor allem, dass ich meine Kenntnisse nicht anwenden konnte wie ich wollte. Für den richtigen Tourismus arbeiten. Ich habe mich dann entschlossen, dass ich auf eigene Rechnung arbeite", erinnert sich Gigi. Viele seiner Freunde hätten ihn für verrückt erklärt, dass er den sicheren Posten des Hoteldirektors aufgegeben habe und jetzt das "Mädchen-für-Alles" mache. Er sei sein einziger Angestellter, der plant, organisiert und die Touristen auch noch rumfahren müsse.

Er hat sich aber in seiner Entscheidung nicht beirren lassen. Schon bei seiner Arbeit im Hotel hat er gemerkt, dass die Touristen an Reiseführungen interessiert waren, aber die staatlichen Reiseagenturen in den 90er Jahren so etwas nicht anboten. Dabei gibt es in der Bukowina das Weltkulturerbe der Moldauklöster, die schon bald Touristen angezogen haben. Reiseführer und Karten waren auch lange nach der Revolution nicht zu bekommen, so dass ein kundiger Reiseführer Gold wert war. Seine Zielgruppe sind jetzt kleine Touristengruppen aus aller Welt.

Seinen Entschluss, sich selbständig zu machen, hat er nicht bereut. Er liebt seine Touristen, die ihm zu immer neuen Erkenntnissen über die Menschheit verhelfen. Inzwischen hat er sogar einen Grill in seinem Auto und präpariert seinen Kunden unterwegs das Essen. "Wenn wir mal etwas Neues erleben wollen, dann grille ich und wir nehmen das Essen am Ufer eines Baches ein", erkärt er.

Über seine Erfahrungen mit den Touristen kann er viel erzählen: Von den Spaniern, denen er die Übernachtung in einem Kloster besorgte und die nicht schlecht staunten wie sie zum Frühstück neben den üblichen Produkten auch eine Flasche Pflaumenschnaps und eine Flasche Rotwein hingestellt bekamen. "Wie kann man so etwas am Morgen, zum Frühstück machen?", fragten sie ihn und er antwortete "Wenn man davon etwas nimmt hat man Energie für den ganzen Tag!" Die Spanier sollten entzückt ob der Antwort gewesen sein. Dann begleitete er auch ein Gruppe von Franzosen, die zu einem gegebenen Moment in einem Kloster entzückt ausriefen "C’est une autre Roumanie” (das ist ein anderes Rumänien!). Viele würden positiv über die Region sprechen, so etwas würden sie anderswo nicht finden.

Eine malaysische Gruppe führte er 11 Tage durch Rumänien. Die Kinder der Gruppe hatten noch nie Schnee gesehen. Er führte sie zum Karpatensee "Bâlea Lac". Das war im Juni und dort dab es noch 4 Meter Schnee. Die Malaysier waren so entzückt, dass sie eine Nacht da oben bleiben wollten.

Eine Gruppe Holländer konnte sich nicht an den Heu-Stapeln (um Stangen aufgeschichtetes Heu - typsich für die Bukowina) satt sehen. Während der Fahrt baten sie ihn anzuhalten, damit sie sich das Heu näher ansehen konnten. Sie erzählten, dass bei ihnen zu Hause alles zu einem Ballen zusammengepresst werde und sie gar nicht mehr sehen könnten wie schön das aufgeschichtete trockene Gras aussehe. Gigi erzählt weiter: "Viele Touristen kommen zu uns mit der Vorstellung (das haben sie irgendwo gelesen), dass man in Rumänien die Zeit vor 50 Jahren erleben könne. Die Japaner haben mir gesagt: Ich habe gehört, dass man bei ihnen die Zeit um 50 Jahre zurückdrehen kann. Jener Heu-Stapel, jene Pferde, dieser Wagen mit dem Ochsen, den man in der Bukowina und im Maramureş noch sehen kannte, gefällt mir sehr gut." Was die Touristen auch immer erstaune sei, dass man Früchte am Strassenrand sammeln könne. "Zum Beispiel auf dem Weg nach Suceviţa führe ich sie in der Saison zu den Erdbeeren. Auf dem Weg nach Arbore sind es die Maulbeeren. Auf dem Weg nach Putna, im Mai, sind es die Kirschen, jene wunderbaren Kirschen, die wir dann herunterholen, um sie zu geniessen. Die Touristen haben dann viele Fragen wie "warum erschiesst mich keiner?" und ich sage, dass die Früchte am Strassenrand für die Menschen sind. Sie verstehen das nicht, bei ihnen gibt es so etwas nicht, alles ist privat."

Seit vielen Jahren erhält Gigi Briefe von seinen ehemaligen Kunden: "Viele schreiben mir zu Weihnachten, zum Neuen Jahr, das bedeutet, dass sie sich gerne an jemanden in einem Land wie Rumänien, von dem sie oft gar nicht wussten, wo es auf der Weltkarte zu finden ist, erinnern. Das gibt mir den Eindruck, dass etwas sehr Spezielles bei ihnen hängen geblieben ist."

Gigi möchte seinen Beruf nicht mehr tauschen.

Informationsquelle: Evenimentul Zilei, Bucovineanul care oferă "o altă Românie"

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Betontürme von Barcelona: Auch Betonschrott macht anhänglich

In Treue fest zum Atom

Der Mindestlohn in Spanien durchbricht die 1.000 Euro-Grenze