Papierjagd in Barcelona

Die Wirtschaftskrise macht’s möglich. Plötzlich wird eine Müll-Art zum begehrten Objekt in Barcelona. Mühsam haben sich die Bürger und Bürgerinnen der Stadt an das Recycling von Rohstoffen, insbesondere Papier, gewöhnt, da geraten die Container auch schon ins Blickfeld von geschäftstüchtigen Altpapierhändlern. Die Umweltbehörden von Barcelona haben gestern Zahlen zur Entwicklung des Umweltschutzes in der Stadt veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass 19% des gesammelten Papiers vorzeitig aus den dafür vorgesehenen Containern entwendet wird. Das Konzessionsunternehmen der Stadt für die Papiersammlung beklagt sich damit über einen Verlust von 1,5 Millionen Euro pro Jahr.

Die Recycling-Quote in Barcelona nimmt zu. So wurde im vergangenen Jahr 6,5% mehr Glas gesammelt als 2010. Auch Plastik und Verpackungen wurden mehr gesammelt, allerdings nur geringfügig um 1,2%. Nur beim Papier gab es einen Einbruch, aber der ist nicht auf die mangelnde Mülltrennung zurückzuführen. Für die Tonne Papier wird inzwischen 50 bis 70 Euro in Barcelona bezahlt. In Barcelona sieht man des Öfteren Männer in Papiercontainern stehen und diesen ausräumen. Die Stadtverwaltung sieht das mit Gelassenheit und meint, Hauptsache, dass überhaupt der Müll getrennt und verwertet wird. Andere Gemeinden in der Region sind da anderer Ansicht und gehen gegen die Papierräuber vor.

Generell wird in Barcelona seit 2008 weniger Müll produziert. Pro Kopf und Tag sind es 1,29 Kilo. Sorgen macht den Umweltbehördern der Wasserverbrauch. Der liegt unvermindert hoch bei 107,1 pro Person und Tag. Die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO, den Wasserverbrauch pro Person und Tag auf höchstens 100 Liter zu beschränken, wird damit überschritten.

Siehe auch:
Bürgermeister im Kampf für die Biotonne und die neue Müllpolitik

Informationsquelle:
Los saqueadores de papel y cartón logran 1,5 millones de euros al año – El Periódico

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Betontürme von Barcelona: Auch Betonschrott macht anhänglich

In Treue fest zum Atom

Der Mindestlohn in Spanien durchbricht die 1.000 Euro-Grenze