Der König, ein erschossener Elefant und ein deprimiertes Land

Das ist Spanien. Zur Zeit gibt es nur schlechte Nachrichten aus der europäischen Südwestecke. Es brodelt an allen Ecken und Enden. Die im Herbst gewählte Regierung der Konservativen schlägt um sich wie ein Ertrinkender. Eine große Masse an Arbeitslosen. Jugendliche ohne Zukunft im Land. Die Armenverspeisung der Caritas so gut besucht wie seit Jahren nicht mehr. Und jetzt beleidigt Argentinien noch das Land, indem es den spanischen Energiekonzern Repsol von dessen argentinische Filiale YPF im Wege der Enteignung trennt. Eine weitere Demütigung und zu viel des Guten!

Aber lange noch nicht alles. Das Staatsoberhaupt, der alternde Königin Juan Carlos I. (74 Jahre alt) hat nichts besseres zu tun als auf Großwildjagd in Botswana zu gehen und vor einem von ihm eigenhändig erledigten Elefant zu posieren. Dabei ist er der Ehrenpräsident der spanischen Sektion des WWF. Das Schicksal hat sich gerächt, denn bei diesem Ausflug hat er sich die Hüfte gebrochen. Der Unfall hat ein Medienecho losgetreten, das ihm nicht lieb sein. Spanien ist auf jeden Fall in großer Mehrheit empört über das Verhalten seines Monarchen. Er liegt jetzt in einem Krankenhaus in Madrid und freut sich über eine künstliche Hüfte, aber der Sturm draußen wird sich nicht so schnell legen. Da hilft es auch nicht, wenn er sich auf sein Recht auf Privatleben beruft. Gerade einmal der Ministerpräsident soll gewusst haben, wo der König steckte, für den Rest der spanischen Gesellschaft war das geheim.

Im eigenen Heim scheint er auch nicht mehr so geschätzt zu werden. Seine Familie, auch seine Ehefrau Sofia haben sich mit einem Krankenbesuch Zeit gelassen. Kein Wunder, nach Medienberichten hat er eine Geliebte, die Deutsche Corinna zu Sayn-Wittgenstein. Angeblich soll sie ihn auch beim Elefantenschießen in Botswana begleitet haben. Sofia hat sich in der Zwischenzeit in Griechenland den orthodoxen Osterriten gewidmet.

So ist jetzt nicht nur seine moralische Autorität – seine Frauengeschichten sind schon seit längerem ein Thema – in Gefahr, sondern vor allem seine politische Autorität. Für die den Spaniern durch einen Diktator aufgezwungene Monarchie kann so etwas sehr gefährlich werden. Hinzu kommen noch die Skandale mit anderen Mitgliedern des Königshauses. Da wundern beißende Kommentare in Spaniens Medien nicht mehr.

Der ehemalige Chef der Vereinigten Linken, Julio Anguita, erinnert daran, dass der König schon seit längerem in einer Menge Skandale verwickelt war. Seine Meinung ist, dass die “Monarchie verschwinden müsse”. Er ist nicht der einzige, der wieder die Stimme erhebt und sich eine Republik herbeiwünscht. Der Politikwissenschaftler Ramón Cotarelo legt den Finger auf die wunde Stelle: “Der einmalige Unfall des Juan Carlos hat sich im schlechtest möglichen Moment ereignet. Während das Land, das er regiert von der Krise durchgeschüttelt wird, kommt eine Praxis der Vertuschung durch den König ans Tageslicht. In einer Zeit, in der von vielen mehr Transparenz im Funktionieren der Institutionen gefordert wird. Dazu gehört auch das Königshaus. Was passiert ist, ist ein schwerwiegender Fehltritt, der nicht im geringsten helfen wird, das Bild der Monarchie im Jahr des Urdangarin aufzuhellen.”

In Deutschland musste ein Präsident zurück treten, obwohl seine Fehltritte sich mit denen des Monarchen nicht messen können. Das sind die Vorteile der Republik, in der Monarchie muss man mit einem König leben bis dass der Tod ihn vom Volk scheidet. Ein Rücktritt aus eigener Einsicht ist ihm wohl nicht zuzumuten…..

Siehe auch:
Spanien will transparenter werden
Unterhaltszuschuss für den Rey sorgt für Ärger
Der Herzog von Palma, Handballer, Betrüger und königlicher Schwiegersohn

Informationsquelle
Una institución llena de lagunas – El Pais
El Rey y el elefante – Público
Otra más del Rey Juan Carlos: se habría ido a cazar con su amante alemana – nación.cl

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Betontürme von Barcelona: Auch Betonschrott macht anhänglich

In Treue fest zum Atom

Der Mindestlohn in Spanien durchbricht die 1.000 Euro-Grenze