Italienischer Giftmüll für Andalusien

Der Ort Nerva und die Mülldeponie Nerva liegen in der südspanischen Provinz Huelva nicht weit von den Bergwerken von Rio Tinto in der Sierra Morena. Ehemalige Bergwerke werden hier als Mülldeponie benutzt. Eine idyllische Landschaft, die aber auf Grund ihrer Bodenschätze insbesondere Kupfer und Eisen schon erhebliche Umweltschäden erleiden musste. Wenn schon einmal etwas kaputt ist, dann kann man es ja ruhig noch ein wenig mehr zerstören.

Die Firma Befesa, eine Firma, die sich um Entsorgung von Industriemüll kümmert und auch um die Bearbeitung und Aufbereitung von Wasser, gibt an, dass sie in höchstem Maße ökologisch und nachhaltig arbeitet. Etwa die Hälfte des von ihr bearbeiteten Mülls werde aufbereitet für die Wiederverwendung.

Andalusien wird zur Zeit aufgeschreckt durch Meldungen, dass besagte Firma 80.000 Tonnen Giftmüll aus Italien auf der Mülldeponie von Nerva entsorgen will. Es soll sich um belastete Erde und Bauschutt von abgewrackten Fabriken handeln. Der Müll soll von Genua nach Sevilla verschifft werden und von dort mit Lastwagen nach Nerva gebracht werden. Die andalusischen Umweltschützer sind alarmiert. Sie wollen wissen, ob der Mülltransport mit Müllkrise in Neapel zusammenhängt.

Die andalusischen Umweltschutzbehörden wiegeln ab, der Transport des Industriemülls aus Italien habe überhaupt nichts mit dem neapolitanischen Müll zu tun. In Neapel handle es sich um Hausmüll, der nach allgemeinen Grundsätzen vor Ort entsorgt werden müsse. Über den Transportweg wollen sich die Umweltschutzbehörden nicht auslassen, sicher ist nur, dass der Müll im Hafen von Sevilla entladen wird. Der Transport des Mülls würde alle EU-Regeln erfüllen und unter strikter Kontrolle erfolgen. Ein Sprecher der Behörde erläuterte des weiteren: "Es ist überhaupt keine Neuheit, dass die Mülldeponie von Nerva gefährlichen Müll aus Genua bearbeitet wie auch aus Portugal, Frankreich und anderen Regionen Spaniens. Die Deponie ist im andalusischen Plan für gefährliche Abfälle enthalten. Alles läuft nach europäischen Regelungen und strikten Kontrollen ab."

Die spanische Umeltorganisation "Ecologistas en Acción" berichtete bereits 2006 von Unregelmäßigkeiten auf der Mülldeponie Nerva: "Es ist hervorzuheben, dass diese Deponie für Giftmüll die größte von Spanien ist. Sie ist seit 1998 in Betrieb. In dieser Zeit haben sich 5 Brände wegen Selbstenzündung des Mülls und 6 schwerwiegende Unfälle mit Lastwagen auf den Strassen der Deponie ereignet. Gestank und Staub in der Umgebung der Deponie haben die Vegetation nachhaltig beschädigt und durch die Abfälle wurde das Quellgebiet des Rio Tinto verschmutzt. Das Quellgebiet ist ein Ort öffentlichen Interesses, die Landschaft geschützt und durch Studien der NASA zu einer Region mit internationalem Ruf geworden". Bis heute gibt es regelmäßige Meldungen über giftigen Staub und Unfälle auf der Deponie. Die Deponie selbst war 1998 gegen heftigen Widerstand der lokalen Bevölkerung eingerichtet worden. Die Umweltschutzorganisationen hatten mehrfach gefordert, der Deponie die Lizenz zu entziehen.

Im Oktober diesen Jahres verunglückte ein Lastwagen auf dem Weg zur Deponie. Er hatte 22 Tonnen giftigen Staub geladen und kontaminierte an der Strasse liegende Gärten und ein Haus. Die so verantwortungsvolle Firma Befesa schickte darauf nicht-professionelle Strassenreiniger zur Säuberung der Zone.

Der Giftmüll aus Italien wird mit Lastwagen durch den Großraum Sevilla gekarrt, ob das gut geht?

Siehe auch:
Brot für heute, aber Hunger und Zerstörung morgen


Diario de Sevilla - Nerva acogerá 80.000 toneladas de residuos de Italia el próximo...

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Betontürme von Barcelona: Auch Betonschrott macht anhänglich

In Treue fest zum Atom

Der Mindestlohn in Spanien durchbricht die 1.000 Euro-Grenze