Die Briten und der Euro
Eines der wichtigsten Länder der Europäischen Union ist Großbritannien. Mit der Wirtschafts- und Finanzkrise ist auch dieses Land ins Schleudern gekommen. Die Wirtschaft entwickelt sich alles andere als gut, die Schulden sind exorbitant. Die Briten haben noch ihr “Pfund-Sterling”, ihre eigene Währung. Wie sehen sie den schlingernden Euro?
Oliver Klamm, Journalist der “Times” erklärt es auf der Webseite der Zeitschrift “New Statesman”:
“Die Briten sind seit Jahrzehnten bezüglich Europa tief gespalten. Die Meinung der Regierungskoalition kristallisiert sich mit der zunehmenden Euro-Krise zu einer Position der harten Linie. Der Premierminister denkt darüber nach, ob er nicht wieder abgegebene Souveränitätsrechte von Brüssel zurückverlangen soll. Nick Clegg, Vizepremier und Führer der liberalen Demokraten, ist plötzlich der Meinung, dass, wenn Großbritannien dem Euro beigetreten wäre, dies ein sehr großer Fehler gewesen wäre. Die oppositionelle Labourpartei hat wenig zu Europa zu sagen, manche unterstellen ihr auch, dass der Euroskeptizismus bei ihnen weit verbreitet ist.
Labour’s Zurückhaltung läuft wirtschaftlich in die falsche Richtung und ist politisch zaghaft. Es gibt beim Euro Konstruktionsfehler, die voraussehbar waren und schnellstens repariert werden müssen. Doch die Meinung, dass die notwendigen Reformen zu einem europäischen Superstaat führen würden und Großbritannien seine verfassungsmäßige Position innerhalb der EU überprüfen sollte, ist schlicht absurd und schädlich. Der konservative Dogmatismus und die mangelnde Fähigkeit der Liberalen, diesen in die Schranken zu verweisen, wird zu erheblichen wirtschaftlichen Kosten führen.
Die Eurokrise ist schwerwiegend, aber es gibt keinen Grund, dass sie tödlich sein sollte. Kritiker aus dem rechtem Lager, die darin einen Zusammenbruch sehen, benehmen sich wie die alten militanten Wahrsager des Zusammenbruchs des Kapitalismus, indem sie der Ideologie Vorrang vor dem Verstand geben. Die Währungsunion ist nicht der Grund der Krise. Wenn sie richtig konstruiert ist, kann sie dabei helfen, Mitgliedstaaten von der zerstörenden Volatilität der internationalen Kapitalmärkte fernzuhalten.
Und was sind die Probleme in Großbritannien? Der IWF hat vor kurzem die Prognose für das britische Wirtschaftswachstum auf 1,1% in diesem Jahr zurückgesetzt und erwartet für 2012 auch nur 1,6%. Die britische Politik kombiniert eine großzügige Geldpolitik, in der Inflation weiter über der Zielmarke akzeptiert wird, mit einer restriktiven Fiskalpolitik. Die Wachstumsschwäche bedeutet, dass etwas getan werden muss. Wenn die Ziele der Schuldenreduzierung nicht eingehalten werden können, könnten einige Investoren plötzlich höhere Risiko-Zuschläge für Sterling-Anleihen verlangen. Die Idee, dass flexible Wechselkurse eine Lehrmeinung aus der linken Politik sind, wird kaum die Erfahrung überleben.
Auf der anderen Seite, welche Probleme auch immer die Eurozone noch treffen können, auf eines können sie sich verlassen: Sie können Reformen durchführen, ohne um ihre Währung fürchten zu müssen. Der Euro hat inzwischen den Status einer Reserverwährung. Die großen finanziellen Disaster der Finanzkrise haben Länder wie Island und Ungarn getroffen, die beide nicht den Euro haben. In zukünftigen Generationen wird es wahrscheinlich sein, dass es nur zwei Währungen in West- und Zentraleuropa geben wird: den Euro und das Pfund-Sterling. Labour, das in den letzten 60 Jahren wenig für das europäische Projekt getan hat, wird dazu ohne Zweifel immer noch dabei sein, sich eine Meinung zu bilden.”
Der britische Schatzkanzler, George Osborne, dankte allerdings heute in einer Rede vor der konservativen Partei dem lieben Gott, dass Großbritannien vom Euro verschont blieb:
“Unsere europäischen Nachbarn stürzten kopfvoran in den Euro ohne an die Konsequenzen zu denken. Wie konnten sie auch nur denken, dass Länder wie Deutschland und Griechenland dieselbe Währung haben können, auch wenn sie über völlig verschiedene Wirtschaftssysteme verfügen und kein Mechanismus, um das auszugleichen. Für die Generationen, die noch kommen werden, werden die Leute sagen: Gottseidank ist Großbritannien nicht dem Euro beigetreten.”
Aber den Euro will dann doch auch retten, wissend, das Großbritannien erst recht den Bach runter geht, wenn das Euro-Gebäude zusammenkracht:
“ Morgen werde ich zu einem Treffen der europäischen Finanzminister nach Luxemburg reisen. Mein Ziel ist klar. Der Finanzfonds der Eurozone braucht maximale Feuerkraft. Die Eurozone muss ihre Banken stärken. Die Eurozone muss alle Spekulationen beenden, entscheiden, was sie mit Griechenland machen werden und dann zu dieser Entscheidung stehen. Großbritannien ist nicht immun gegen all diese Instabilität. In der Tat ist die Lösung der Eurozonen-Schuldenkrise der einzige große Vertrauensauftrieb, der der britischen Wirtschaft diesen Herbst passieren könnte.
Es ist Zeit die Krise jetzt zu lösen.”
Informationsquelle:
George Osborne | Speech to Conservative Party Conference, Manchester | 03 October 2011
This is no time to give up on the euro – New Statesman
Oliver Klamm, Journalist der “Times” erklärt es auf der Webseite der Zeitschrift “New Statesman”:
“Die Briten sind seit Jahrzehnten bezüglich Europa tief gespalten. Die Meinung der Regierungskoalition kristallisiert sich mit der zunehmenden Euro-Krise zu einer Position der harten Linie. Der Premierminister denkt darüber nach, ob er nicht wieder abgegebene Souveränitätsrechte von Brüssel zurückverlangen soll. Nick Clegg, Vizepremier und Führer der liberalen Demokraten, ist plötzlich der Meinung, dass, wenn Großbritannien dem Euro beigetreten wäre, dies ein sehr großer Fehler gewesen wäre. Die oppositionelle Labourpartei hat wenig zu Europa zu sagen, manche unterstellen ihr auch, dass der Euroskeptizismus bei ihnen weit verbreitet ist.
Labour’s Zurückhaltung läuft wirtschaftlich in die falsche Richtung und ist politisch zaghaft. Es gibt beim Euro Konstruktionsfehler, die voraussehbar waren und schnellstens repariert werden müssen. Doch die Meinung, dass die notwendigen Reformen zu einem europäischen Superstaat führen würden und Großbritannien seine verfassungsmäßige Position innerhalb der EU überprüfen sollte, ist schlicht absurd und schädlich. Der konservative Dogmatismus und die mangelnde Fähigkeit der Liberalen, diesen in die Schranken zu verweisen, wird zu erheblichen wirtschaftlichen Kosten führen.
Die Eurokrise ist schwerwiegend, aber es gibt keinen Grund, dass sie tödlich sein sollte. Kritiker aus dem rechtem Lager, die darin einen Zusammenbruch sehen, benehmen sich wie die alten militanten Wahrsager des Zusammenbruchs des Kapitalismus, indem sie der Ideologie Vorrang vor dem Verstand geben. Die Währungsunion ist nicht der Grund der Krise. Wenn sie richtig konstruiert ist, kann sie dabei helfen, Mitgliedstaaten von der zerstörenden Volatilität der internationalen Kapitalmärkte fernzuhalten.
Und was sind die Probleme in Großbritannien? Der IWF hat vor kurzem die Prognose für das britische Wirtschaftswachstum auf 1,1% in diesem Jahr zurückgesetzt und erwartet für 2012 auch nur 1,6%. Die britische Politik kombiniert eine großzügige Geldpolitik, in der Inflation weiter über der Zielmarke akzeptiert wird, mit einer restriktiven Fiskalpolitik. Die Wachstumsschwäche bedeutet, dass etwas getan werden muss. Wenn die Ziele der Schuldenreduzierung nicht eingehalten werden können, könnten einige Investoren plötzlich höhere Risiko-Zuschläge für Sterling-Anleihen verlangen. Die Idee, dass flexible Wechselkurse eine Lehrmeinung aus der linken Politik sind, wird kaum die Erfahrung überleben.
Auf der anderen Seite, welche Probleme auch immer die Eurozone noch treffen können, auf eines können sie sich verlassen: Sie können Reformen durchführen, ohne um ihre Währung fürchten zu müssen. Der Euro hat inzwischen den Status einer Reserverwährung. Die großen finanziellen Disaster der Finanzkrise haben Länder wie Island und Ungarn getroffen, die beide nicht den Euro haben. In zukünftigen Generationen wird es wahrscheinlich sein, dass es nur zwei Währungen in West- und Zentraleuropa geben wird: den Euro und das Pfund-Sterling. Labour, das in den letzten 60 Jahren wenig für das europäische Projekt getan hat, wird dazu ohne Zweifel immer noch dabei sein, sich eine Meinung zu bilden.”
Der britische Schatzkanzler, George Osborne, dankte allerdings heute in einer Rede vor der konservativen Partei dem lieben Gott, dass Großbritannien vom Euro verschont blieb:
“Unsere europäischen Nachbarn stürzten kopfvoran in den Euro ohne an die Konsequenzen zu denken. Wie konnten sie auch nur denken, dass Länder wie Deutschland und Griechenland dieselbe Währung haben können, auch wenn sie über völlig verschiedene Wirtschaftssysteme verfügen und kein Mechanismus, um das auszugleichen. Für die Generationen, die noch kommen werden, werden die Leute sagen: Gottseidank ist Großbritannien nicht dem Euro beigetreten.”
Aber den Euro will dann doch auch retten, wissend, das Großbritannien erst recht den Bach runter geht, wenn das Euro-Gebäude zusammenkracht:
“ Morgen werde ich zu einem Treffen der europäischen Finanzminister nach Luxemburg reisen. Mein Ziel ist klar. Der Finanzfonds der Eurozone braucht maximale Feuerkraft. Die Eurozone muss ihre Banken stärken. Die Eurozone muss alle Spekulationen beenden, entscheiden, was sie mit Griechenland machen werden und dann zu dieser Entscheidung stehen. Großbritannien ist nicht immun gegen all diese Instabilität. In der Tat ist die Lösung der Eurozonen-Schuldenkrise der einzige große Vertrauensauftrieb, der der britischen Wirtschaft diesen Herbst passieren könnte.
Es ist Zeit die Krise jetzt zu lösen.”
Informationsquelle:
George Osborne | Speech to Conservative Party Conference, Manchester | 03 October 2011
This is no time to give up on the euro – New Statesman
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