Das Trump’sche Scheinverhältnis zu Gott oder Marx hat doch recht

Donald Trump ist nun als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika installiert. Das große Primborium ist vorbei, er hat eine seiner Stammtischreden gehalten und darf jetzt loslegen. Zuvor hat er aber noch einen Eid abgelegt, indem er seine Hand auf zwei Bücher legte, wovon eines dick mit “Holy Bible” beschriftet war. Darauf schwor er nun folgendes: „Ich schwöre feierlich, dass ich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten getreulich verwalten und die Verfassung der Vereinigten Staaten nach besten Kräften erhalten, schützen und verteidigen will.“ Anschließend hoffte er mit dem Satz “so help me God”, dass er mit der Erleuchtung durch den Höchsten rechnen darf. Beim Eid war schon zu merken, dass er den Höchsten eigentlich nicht braucht, denn der Eid war in einer lässig leiernden Aussprache formuliert, der vermutlich seinen Rollen aus dem Müll-Fernsehen entsprach und aus der man schließen kann, dass es keinen Höchsten außer Trump gibt.

Warum berufen sich solche Leute eigentlich auf Gott? Einen Gott, von dem, wenn es ihn denn tatsächlich gibt, eine ganze Menge Amerikaner glauben, dass er der allmächtige Schöpfer ist, der Herr des Universum. Von diesem Wesen meint nun Trump Hilfe zu bekommen, wenn er rausplärrt
Zusammen machen wir Amerika wieder stark.
Zusammen machen wir Amerika wieder reich.
Zusammen machen wir Amerika wieder stolz.
Zusammen machen wir Amerika wieder sicher.
Zusammen machen wir Amerika wieder groß.


Und dann spricht Trump den Segen aus: “Gott segne euch, und Gott segne Amerika.”

Dies geht erkennbar zu Lasten des restlichen Teils der Menschheit, für die Gott wohl auch zuständig ist. Nun stelle man sich mal vor, dass dieser Gott von Trump, einen Egomanen, dem es schließlich nur um den eigenen Reichtum und Ruhm geht, in Beschlag genommen wird, damit er dessen Beschlüssen den göttlichen Segen gebe. Vermutlich sagt dieses höchste Wesen, dass er noch eine Menge andere Leute zu versorgen hat. Letzthin wäre eine Frau May da gewesen, die hätte verlangt, dass er den Spruch “Britain first” absegnet. Dann gäbe es eine Le Pen, die ständig rumlamentiere, dass nichts über den Ruhm Frankreichs hinausgehe und er diese Erkenntnis mit seinem Segen zu unterstützen habe. In Deutschland gebe es da einen Höcke und Konsorten, die meinen, dass inzwischen Deutschland Deutschland über alles zu gelten habe. Man kann sich vorstellen, dass ein solches Wesen diese Zwergen im Gemüt hochkant aus seinem Universum schmeißen würde.

Es ist erstaunlich, dass dieser eklatante Widerspruch zwischen nationalistischem Stammesegoismus und einem Gott, der auch nach Ansicht derer, die ihn anrufen, für alle Wesen zuständig ist und damit die Interessen aller seiner Geschöpfe im Auge haben sollte, nicht jedem sofort aufgeht. Dass jeder, der an diesen Gott glaubt, laut protestieren und Gerede der trumpschen Art energisch zurückweisen müsste. Im Reich der frömmelnden Evangelikalen müsste dieser Widerstand besonders ausgeprägt sein.

Ein solcher Widerstand ist aber auch bei den größten Frömmlern nicht erkennbar, was darauf schließen lässt, dass Leute wie Trump auf Gott pfeifen dürfen und ihn nur als Showeinlage für Minderbemittelte benutzen können. Karl Marx hat es zu seiner Zeit schon erkannt: Die Religion ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie sie der Geist geistloser Zustände ist. Sie ist das Opium des Volks. Die Tatsache, dass die von Trump gebildete Regierung überwiegend von steinreichen Leuten gebildet wird, lässt die Erkenntnis von Marx noch einmal in einem neuen Lichte erscheinen.

Ich wünsche mir vom amerikanischen Präsidenten und all seinen populistischen Adepten auf dieser Welt, dass sie die Finger vom Geheuchle über einen ihnen oder ihrem Volk helfenden Gott lassen und zugeben, dass es nur der Egoismus ist, der sie treibt. Es gibt kein Alibi, sie werden für ihr Tun vor ihren Mitmenschen Verantwortung ablegen müssen. Von den Gottgläubigen wünsche ich mir, dass sie mit solchen Leuten das tun, was ihre Gott vermutlich auch tun würde: Sie zum Teufel jagen.

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