Barcelona macht Jagd auf Nackte

Barcelona bereitet sich auf die neue Sommersaison mit einem Angriff auf nackte Haut vor. Ab 15. Juni gibt es eine städtische Verordnung die Nudismus und Semi-Nudismus bestraft. Was das genau sein soll, unterliegt dem subjektiven Empfinden des Polizisten. Diese haben die Gelegenheit bereits benutzt, um Strafen zu erteilen. Die Strafen erfolgen in Form von Geldbussen, die zwischen 120 und 500 Euro liegen können. Die Straftäter haben sie vor allem - wen wundert's - in den Strandvierteln dingfest gemacht. Mit der neuen Norm soll erreicht werden, dass der kommende Sommer in Barcelona ein angenehmer wird.

Abgesehen von der Jagd auf gar nicht oder Leichtbekleidete soll Barcelona durch Aufstockung des Polizeipersonals um 210 Beschäftigte sicherer gemacht werden. Die neuralgischen Zentren der Stadt wie Rambla, Gràcia, der Park Güell und die Springbrunnen von Montjuïc sollen neben den Stadtstränden stärker überwacht werden. Mit Spezialdientsten sollen die großen Feste der Stadt wie die Johannisnacht (Sant Joan am 23. Juni), das Stadtteilfest von Gràcia und das Fest der Stadtpatronin, der Mercé, sicherer gemacht werden. Durch die Straßen bummelnde Polizeipatrouillen sollen den Touristen ein Gefühl der Sicherheit geben. Aufpassen und einschreiten sollen sie gegen Personen, "die ein Verhalten zeigen, das störend für das Zusammenleben ist oder zu Beschädigung öffentlicher Räume führt".

Die Stadt will den Sommer aber nicht nur mit Strafen und Moral verbessern, sondern auch durch Verbesserung der öffentlichen Verkehrsmittel vor allem Richtung Strand. Zudem sollen die Fahrradwege überarbeitet und renoviert werden. Die Feuerwehr wird sich verstärkt um die Hügel der Collserola im Westen kümmern und versuchen Waldbränden, verursacht durch unvorsichtige Bürger, vorzubeugen während die Rettungsdienste sich verstärkt an den Stränden um Ertrinkende kümmern werden. Am 15. September hat der Spuk ein Ende und Barcelona kehrt nach Rücknahme der Personalverstärkung in den alten Schlendrian zurück.

Wie die Kommentare in der Zeitung El Periódico zeigen ist die Meinung der Leser geteilt. Xavier schreibt: "Und was ist denn Halbnacktheit? Ein Teil der Eier bedeckt, das andere draußen? Eine Brust an der Luft? Oder hängt das davon ab, ob der Polizist heiss genug ist? Die sind alle verrückt geworden. Ich nehme einmal an, dass wir Männer in Shorts gehen können mit ein Top, das den Bauch zeigt, nicht wahr! ES LEBE DIE INQUISICION!!"

Joaquin findet das hingegen gut: "Das ist ein unpopuläre Massnahme, aber sie ist notwendig und ich begrüsse sie. Warum soll ich mich auf den Schweiss setzen, den ein anderer auf dem Sitz hinterlassen hat? Und zu allerletzt, die Alten, die 100% nackt herum laufen und einen braunen Strich auf dem Sitz hinterlassen und den ein anderer dann auch noch abbekommt."

Und nun noch die offizielle Seite: "Die Verordnung verstösst gegen höhere gesetzliche Regelungen. Das Strafgesetzbuch sieht keinen Straftatbestand dafür vor, dass man nackt herum läuft", erklärt der Präsident des katalanischen Nudistenclubs. "Die Stadtverwaltung erklärt, dass sie damit die Moral regeln wollte. Es ist nicht ausreichend zu sagen, dass es mir nicht gefällt, wenn jemand nackt herumläuft, um eine solche Verordnung vom Stapel zu lassen".

"Die Verordnung regelt nicht, wie man angezogen sein soll", erklärt die Stadträtin für Sicherheit, die aber warnt, dass Nudismus und und Semi-Nudismus "keine Verhalten sind, die in Barcelona akzeptiert werden". Für die Stadträtin "ist es kein großes oder kleines Problem. Wir geben damit nur den Wünschen einer großen Mehrheit der Bürger eine juristische Grundlage".

In irgendeiner der üblichen Umfragen sind vor kurzem die Spanier zum witzigsten Volk der Erde gekürt worden. Auf jeden Fall sind sie Meister der Realsatire!


Informationsquelle:
La ordenanza contra el nudismo se cobra las dos primeras multas-Barcelona-El Periódico
Barcelona inicia su campaña de advertencias contra el nudismo - nudista.es

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Die Betontürme von Barcelona: Auch Betonschrott macht anhänglich

In Treue fest zum Atom

Der Mindestlohn in Spanien durchbricht die 1.000 Euro-Grenze