Der Vatikan, die spanische Regierung und die spanischen Bischöfe
In "La Vanguardia" widmet der Journalist Enric Juliana einen ausführlichen Bericht dem derzeitigen Stand der Beziehungen zwischen Spanien und dem Vatikan bzw. der katholischen spanischen Kirche. Anlass ist der bevorstehende Besuch des Kardenals Tarcisio Bertone, der als so etwas wie der "Ministerpräsident" des Vatikan gilt, bei der spanischen Regierung. Bertone's Besuch wird in Spanien wie ein Staatsbesuch behandelt. Ministerpräsident Zapatero beantwortete eine Frage zu diesem Besuch in einer kürzliche Fernsehsendung mit der Feststellung "Das wird sehr interessant" ("Esto se pone interesante").
Für Bertone ist vorgesehen ein Mittagessen mit König Juan Carlos und dem Prinzen Felipe sowie Gespräche in der Moncloa (Sitz des Ministerpäsidenten in Madrid) und mit dem Aussenminister Moratinos. Angeblicher Hauptanlass ist zwar eine Einladung der spanischen Bischofskonferenz (Conferencia Episcopal Española) zu einem Vortrag über "Die Menschenrechte im Lehramt von Benedikt XVI" ("Los derechos humanos en el magisterio de Benedicto XVI"), aber die derzeitigen Beziehungen der katholischen Kirche zur sozialistischen Regierung in Spanien sind nicht die Besten und da scheint der Vatikan an einer Entspannung der Atmosphäre interessiert.
Die Bischofskonferenz der spanischen Bischöfe fährt derzeit einen Konfrontationskurs gegen die Regierung Zapatero. Ein Problem ist Kardinal Rouco Varela, Erzbischof von Madrid und Vorsitzender der spanischen Bischofskonferenz. Varela ist ein guter Bekannter des Papstes, er studierte zusammen mit ihm in München und man sagt, dass er seine Kontakte mit ihm in deutscher Sprache pflegt. Varela gilt in Spanien als "Papst von Spanien" (Papa de España). In dieser Rolle scheint er sich recht wohl zu fühlen. Deshalb passt ihm auch der gross aufgezogene "Staatsbesuch" von Bertone nicht ins Konzept. Im Madrider Pfarrblatt wird der Besuch auf jeden Fall nur unter "ferner liefen" notiert. Des weiteren passt ihm wohl nicht, dass Bertone von Kardinal (cardenal) Cañizares begleitet wird, der nicht zu seinen Freunden zählt.
Der "Papst von Spanien" scheint dem Vatikan langsam zu mächtig zu werden und Unabhängigkeitsbewegungen nationaler Bischofskonferenzen werden von den Päpsten zumeist schnell im Keim erstickt. Insofern ist das Gespräch mit der spanischen Regierung ein Wink, dass man auch bilaterale Probleme auf direktem Weg lösen kann. Die Diplomaten-Juristen der Kurie lieben den Holzhammer nicht, sie gehen lieber behutsamer vor. In der Sache erwartet man jedoch bei der spanischen Regierung nicht viel Entgegenkommen.
Die Regierung Zapatero ist für den Vatikan durch ihre laizistische Politik ein Unruhefaktor, nicht nur bezüglich Spaniens, sondern auch wegen ihres Einflusses in Europa und Latienamerika. Deshalb ist Spanien für den Heiligen Stuhl ein ernstes und kompexes Problem geworden. Und das, obwohl die sozialistische Regierung der katholischen Regierung eines der besten Finanzierungssysteme Europas (freiwillige Abgabe von 0,7% der Einkommenssteuer IRPF) geschenkt hat. Aus diesem Grund ist es Rom wichtig, dass mit "Herzlichkeit und Mässigung" (cordialidad y moderación) vorgangen wird. Der Vatikan teilt nicht die "spanische Leidenschaft für den Zusammenprall der Schafböcke (el choque del carnero), den frontalen und bedingungslosen Kampf". Bei seinem Besuch im Jahr 2006 in Valencia hatte der Papst die katholischen Bischöfe ermahnt, im Verhältnis zur Regierung mehr Intelligenz und Anpassungsfähigkeit (que fuesen más inteligentes y dúctiles) zu zeigen.
Diese Strategie stört im Moment der katholische Radiosender "Cope", der mit Billigung von Varela eine schamlose Aggressivität gegen alles, was Nichtkatholisch ist in Spanien, insbesondere gegen die sozialistische Regierung an den Tag legt. Man spricht nicht umsonst von den "Cope-Ayatollahs" (los almuecines de la Cope). Das ist sogar dem Oppositonsführer Rajoy zuviel, sein Verhältns zu seinem eigentlich natürlichen Bundesgenossen Varela soll nachhaltig gestört sein.
Neben den bestehenden Streitpunkten wie das Abtreibungsgesetz, das neue Gesetz über religiöse Freiheit (ley de libertad religiosa) und die geplanten Gesetze über die Sterbehilfe, hat der Vatikan aber ein elementares Interesse sich mit den spanischen Sozialisten gut zu stellen. Die vatikanische Diplomatie hat erkannt, dass bei dem in nicht allzu ferner Zukunft zu erwartenden Tod von Castro in Kuba dieses Land einen Wandel durchmachen wird. Die Kriche hofft, bei diesem Wandel eine wichtige Rolle zu spielen und sie weiss, dass ihr die spanischen Sozialisten dabei sehr hilfreich sein könnten.
Informationsquelle: La Vanguardia, El Vaticano tantea al PSOE y pasa revista a la Iglesia española
Für Bertone ist vorgesehen ein Mittagessen mit König Juan Carlos und dem Prinzen Felipe sowie Gespräche in der Moncloa (Sitz des Ministerpäsidenten in Madrid) und mit dem Aussenminister Moratinos. Angeblicher Hauptanlass ist zwar eine Einladung der spanischen Bischofskonferenz (Conferencia Episcopal Española) zu einem Vortrag über "Die Menschenrechte im Lehramt von Benedikt XVI" ("Los derechos humanos en el magisterio de Benedicto XVI"), aber die derzeitigen Beziehungen der katholischen Kirche zur sozialistischen Regierung in Spanien sind nicht die Besten und da scheint der Vatikan an einer Entspannung der Atmosphäre interessiert.
Die Bischofskonferenz der spanischen Bischöfe fährt derzeit einen Konfrontationskurs gegen die Regierung Zapatero. Ein Problem ist Kardinal Rouco Varela, Erzbischof von Madrid und Vorsitzender der spanischen Bischofskonferenz. Varela ist ein guter Bekannter des Papstes, er studierte zusammen mit ihm in München und man sagt, dass er seine Kontakte mit ihm in deutscher Sprache pflegt. Varela gilt in Spanien als "Papst von Spanien" (Papa de España). In dieser Rolle scheint er sich recht wohl zu fühlen. Deshalb passt ihm auch der gross aufgezogene "Staatsbesuch" von Bertone nicht ins Konzept. Im Madrider Pfarrblatt wird der Besuch auf jeden Fall nur unter "ferner liefen" notiert. Des weiteren passt ihm wohl nicht, dass Bertone von Kardinal (cardenal) Cañizares begleitet wird, der nicht zu seinen Freunden zählt.
Der "Papst von Spanien" scheint dem Vatikan langsam zu mächtig zu werden und Unabhängigkeitsbewegungen nationaler Bischofskonferenzen werden von den Päpsten zumeist schnell im Keim erstickt. Insofern ist das Gespräch mit der spanischen Regierung ein Wink, dass man auch bilaterale Probleme auf direktem Weg lösen kann. Die Diplomaten-Juristen der Kurie lieben den Holzhammer nicht, sie gehen lieber behutsamer vor. In der Sache erwartet man jedoch bei der spanischen Regierung nicht viel Entgegenkommen.
Die Regierung Zapatero ist für den Vatikan durch ihre laizistische Politik ein Unruhefaktor, nicht nur bezüglich Spaniens, sondern auch wegen ihres Einflusses in Europa und Latienamerika. Deshalb ist Spanien für den Heiligen Stuhl ein ernstes und kompexes Problem geworden. Und das, obwohl die sozialistische Regierung der katholischen Regierung eines der besten Finanzierungssysteme Europas (freiwillige Abgabe von 0,7% der Einkommenssteuer IRPF) geschenkt hat. Aus diesem Grund ist es Rom wichtig, dass mit "Herzlichkeit und Mässigung" (cordialidad y moderación) vorgangen wird. Der Vatikan teilt nicht die "spanische Leidenschaft für den Zusammenprall der Schafböcke (el choque del carnero), den frontalen und bedingungslosen Kampf". Bei seinem Besuch im Jahr 2006 in Valencia hatte der Papst die katholischen Bischöfe ermahnt, im Verhältnis zur Regierung mehr Intelligenz und Anpassungsfähigkeit (que fuesen más inteligentes y dúctiles) zu zeigen.
Diese Strategie stört im Moment der katholische Radiosender "Cope", der mit Billigung von Varela eine schamlose Aggressivität gegen alles, was Nichtkatholisch ist in Spanien, insbesondere gegen die sozialistische Regierung an den Tag legt. Man spricht nicht umsonst von den "Cope-Ayatollahs" (los almuecines de la Cope). Das ist sogar dem Oppositonsführer Rajoy zuviel, sein Verhältns zu seinem eigentlich natürlichen Bundesgenossen Varela soll nachhaltig gestört sein.
Neben den bestehenden Streitpunkten wie das Abtreibungsgesetz, das neue Gesetz über religiöse Freiheit (ley de libertad religiosa) und die geplanten Gesetze über die Sterbehilfe, hat der Vatikan aber ein elementares Interesse sich mit den spanischen Sozialisten gut zu stellen. Die vatikanische Diplomatie hat erkannt, dass bei dem in nicht allzu ferner Zukunft zu erwartenden Tod von Castro in Kuba dieses Land einen Wandel durchmachen wird. Die Kriche hofft, bei diesem Wandel eine wichtige Rolle zu spielen und sie weiss, dass ihr die spanischen Sozialisten dabei sehr hilfreich sein könnten.
Informationsquelle: La Vanguardia, El Vaticano tantea al PSOE y pasa revista a la Iglesia española
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