Familiäre Tragödien im Brasilien der unkontrollierten Pandemie

Auf der brasilianischen Webseite "Outrasmidias" ist folgender Bericht zur Situation in Manaus und dem brasilianischen Norden, die besonders hart von der Covid-19-Pandemie betroffen sind, erschienen. Es ist ein Geschichte von Kindern ohne Mütter, die von einem Tag auf den anderen für ihre Familie verantwortlich wurden. Eine Geschichte von schwangeren Ehefrauen, abrupt beendeten Lebensentwürfen. Auf der Suche nach Hilfe, ohne Luft und Bett, an den von der Pandemie am meisten betroffenen Orten. Die Autorinnen sind Clarissa Levy und Raphaela Ribeiro von der "Agência Pública":

 "Tante, der Sauerstoff wird hier ausgehen, haben sie mir gesagt". Es war am späten Morgen des 15. Januar, in Manaus, als Lucas Azevedo Paz verzweifelt seine Tante anrief. Der 22-Jährige hatte zuvor eine Information erhalten, dass in den kommenden Stunden der gesamte Sauerstoffvorrat des Notfallkrankenhauses (UPA) Dr. José Lins, wohin er seine Mutter begleitet hatte, die Symptome des Covid-19-Virus zeigte, ausgehen werde. "Sie haben uns mitgeteilt, dass wir uns beeilen sollten, um Sauerstoff zu organisieren", erzählte Denise, die Tante, die den Telefonanruf annahm. In weniger als einer Stunde war Lucas mit dem Auto unterwegs um Sauerstoff-Zylinder zu suchen, den er dann von seinem Großvater geliehen bekam. Als er zurückkam, war der Sauerstoff im Krankenhaus bereits ausgegangen. "Sie überlebte noch einen Tag, weil es der Familie gelungen war Sauerstoff auf eigene Rechnung zu besorgen", sagte Denise.

Es war der Zeitpunkt, an dem Lucas berichtete, dass er zum Vater und zur Mutter wurde. Ein Monat ist vergangen seit dem Tag, an dem er erlebt hat wie seine Mutter erstickte, nachdem in Manaus völlig der Sauerstoff ausgegangen war und er so zum Verantwortlichen für die Familie wurde. Er ist der älteste von 4 Geschwistern, er erklärt: "Meine Mutter wollte nicht, dass wir getrennt werden, also möchte ich auch diese Bitte erfüllen". Der Jugendliche verbrachte 3 Tage im Krankenhaus, suchte nach Möglichkeiten seiner Mutter zu helfen in den Momenten, in denen der Sauerstoff ausging. Jetzt versucht er damit fertig zu werden, dass er sich zu Hause um 2 Kinder und einen Jugendlichen kümmern muss. 

Die Mutter, Francilene Azevedo, starb 3 Tage nach Einlieferung in die Klinik an den Covid-19 Symptomen und hinterliess neben Lucas, Amanda mit 4 Jahren, Giulia mit 9 und Kalil mit 16 Jahren. Die 4 Geschwister versuchen jetzt mit ihrem Alltag klar zu kommen und ohne das zentrale Element ihrer Familie auszukommen. Wie Lucas sind auch andere Menschen durch die Pandemie in Brasilien über Nacht gezwungen worden, die Verantwortung für die Kinder zu übernehmen, die ihre direkten Familienangehörigen verloren haben.

Ein Jahr, seitdem der erste bestätigte Covid-19-Fall in Brasilien registriert wurde, registriert die "Agência Pública" solche Familiengeschichten, in denen der Schmerz für den Verlust eines Familienangehörigen von der dringenden Notwendigkeit überschattet wurde, den zurückgebliebenen Jungen eine Grundlage für das Weiterleben zu bieten. Bis zum jetzigen Zeitpunkt hat die Pandemie 255.000 Leben in Brasilien ausgelöscht und alle 5.570 Städte des Landes erreicht. Im Norden, in dem der Virus zum ersten Mal auftauchte und sich in allen Gemeinden ausbreitete, ist die Todesrate bei den ins Krankenhaus eingelieferten Patienten noch höher.

Die Ungleichheit bei den Mitteln und der Struktur des Gesundheitswesens zwischen den verschiedenen Regionen trug dazu bei, dass die Anzahl der Todesfälle bei den im Krankenhaus eingelieferten Patienten angestiegen ist. Dies ist aus einer Studie brasilianischer Forscher, die in der Wissenschaftszeitung "The Lancet" veröffentlicht wurde, zu entnehmen. Gemäß der Studie sind in Nordbrasilien 50% der ins Krankenhaus eingelieferten Patienten verstorben. Von diesen haben viele eine Familie hinterlassen und in mehreren Fälle wie der von Francilene wurden Kinder und Jugendliche zu Waisen. Noch sind die Jüngeren nicht die hauptsächlichen Opfer des Virus, aber sie werden indirekt zu Opfern, da der Virus Eltern, Mütter und Großeltern und nahe Verwandte, die für die Kinder sorgten, tötet. Es gibt noch keine gesicherte Statistik über die Menge der Kinder, die ihre Sorgeberechtigten durch Covid-19 in Brasilien verloren haben. Aber, auch wenn es noch keine gefestigte Zahlen gibt, so ist doch schon spürbar, dass es eine Generation von Kindern gibt, die ohne direkte Familienangehörigen aufwachsen werden. Eine Auswirkung, die über den Moment des Todes hinausgeht und sich in den nächsten Jahren noch ausweiten wird, selbst wenn die Pandemie vorüber gegangen ist. 

So wie es Denise Azevedo, die Tante von Lucas, die ihm hilft sich um die Kinder zu kümmern, zusammenfasst: "Es ist nicht nur der Schmerz des Verlustes, sondern all dessen was von heute bis in die Zukunft verloren geht".

Zeit des Schreckens

"Das was mit Francilene geschehen ist, war für mich ein Mord", sagt Denise. Für die Familie, die die 46-Jährige Francilene ins Krankenhaus begleitete, mischt sich die Trauer über das Geschehene mit Empörung. "Sie haben Francilene das Recht genommen zu kämpfen. Es war nicht Covid, das sie tötete, sondern das Fehlen von Sauerstoff. Das ist sehr empörend".

Lucas und die Tante erzählten, dass sie gegen die Bundesregierung und die Staatsregierung gerichtlich vorgehen wollen, um eine Entschädigung zu bekommen, nachdem sie erfahren haben, dass der Tod von Francilene durch einen Kollaps des Gesundheitssystem verursacht wurde, der bereits voraussehbar war. Wie wir bereits enthüllt haben, wusste die Regierung Bolsonaro bereits anfangs Januar vom "bevorstehenden Kollaps des Gesundheitssystems" und zwar 10 Tage zuvor wie aus einem Dokument vom 4. Januar des Gesundheitsministeriums über die Situation in Manaus hervorgeht. 

Genau 10 Tage, nachdem das Chaos prognostiziert wurde, brach das Gesundheitssystem in der Hauptstadt des Amazonas zusammen. Und am 15. Januar verschlechterte sich der Zustand von Francilene: "Genau an dem Tag, an dem der Sauerstoff in Manaus ausging", erklärt Denise. Der Sauerstoff ging im UPA aus, dem Krankenhaus, in dem sie sich befand und am 15. und am Morgen des 16. gelang es den Angehörigen 4 Sauerstofflaschen zu beschaffen. So ging es auch vielen anderen Familien, die Verwandten sammelten Geld und verbrachten Stunden dabei, Sauerstoff zu suchen. Innerhalb dieser 24 Stunden gelang es dem Krankenhaus nur 50 Minuten Sauerstoff für die Mutter von Lucas zu beschaffen.

Die Familie und das Krankenhauspersonal versuchten Francilene in ein besser ausgestattetes Krankenhaus zu bringen, denn das UPA hatte weder Lungenmaschinen noch Intensivbetten. Aber es gab keine freien Plätze. "Die Menschen haben in den Augen der Ärzte die Verzweiflung gesehen, sie sahen wie die Patienten starben und konnten nichts dagegen tun. Das einzige, was sie noch tun konnten, war, ihnen Morphium zu geben, was sie auch gemacht haben und was sie auch ihr gegeben haben", berichtet Denise.

Am Morgen des 16. Januar, nach Stunden ohne Sauerstoff, starb Francilene. Lucas berichtet, dass es ungefähr 13 Uhr war als die Ärzte sagten: "Gebt ihr Morphium, gebt ihr Morphium. Bringt sie aus dem Zimmer". Um 14 brachten sie weiteren von den Verwandten besorgten Sauerstoff, aber er kam zu spät. Die Mutter war gestorben und Lucas übernahm die Aufgabe sich um die Geschwister zu kümmern.

Sterberegister

So wie Lucas, Kalil, Giulia und Amanda, die ihre Mutter verloren haben, so ging es vielen Kindern in diesem Brasilien der unkontrollierten Pandemie. In der Region des Nordens sind mindestens 26.141 Personen an Covid-19 gestorben. Aber diese Zahlen geben nicht alle Fälle wieder. Bei dieser Aufzählung fehlt zum Beispiel Francilene, deren Tod, obwohl sie positiv auf den Coronavirus getestet worden war, mit Todesursache "Herzstillstand" registriert wurde.
Dieser Vermerk, die viele Fälle nicht mitzählt, empört die Familien, die verlangen, dass wenigstens die richtige Ursache in den Sterbeurkunden angegeben wird. 

In Amapá teilt Maria do Remedio dieses Gefühl der Empörung. Ihre Schwiegertochter, starb ohne Dianose nach einem einmonatigen Krankenhausaufenthalt mit Covid Symptomen im öffentlichen Krankenhaus Mãe Luzia, in Macapá. Bei ihr wurde ein Test gemacht, aber sie starb ohne Diagnose. Das positive Resultat auf Coronavirus traf erst etwa ein Monat nach ihrem Tod ein.

Paloma Ramos hätte in Kürze ihren Traum von eine Berufsabschluss in Pädagogie erfüllen können. Sie starb vorher, 26 Jahre alt und schwanger mit ihrer 2. Tochter. Sie wurde am 8.Mai 2020 ins Krankenhaus eingeliefert und durfte von keinem Familienangehörigen begleitet werden. Alle 2 Stunden konnte die Familie in die Notfallaufnahme kommen, um zu erfahren, wie es ihr geht. "Am Muttertag bat eine junge Pflegerin um ein paar Fotos, sie sagte, dass sich Paloma sehr schlecht fühle und dass man sie aus diesem Krankenhaus holen und in ein besseres bringen sollte, erinnerte sich Maria. Aber sie wies darauf hin, dass ihre finanzielle Situation keine andere Behandlung erlaube. Paloma war 26 Jahre alt als sie starb, sie war fast mit ihrem Pädagogiestudium fertig und schwanger mit ihrer Tochter. Sie hinterliess, abgesehen von ihrem Traum, Lehrerin zu werden, eine Tochter von 5 Jahren. Diese lebt heute mit ihrem Großvater, dem Vater und ihren Onkeln zusammen. "Sie versteht nur, dass ihre Mutter weggegangen ist. Sie sagt, dass ihre Mutter ein Sternchen geworden ist. Nachts möchte sie den Himmel sehen und oft weint sie aus Sehnsucht", erzählt die Großmutter Maria.

An diesem 29. Mai wird es 1 Jahr her sein seit dem Tod von Paloma, aber bis heute konnten die kleine Tochter und der Ehemann, jetzt Witwer, nicht in das Haus zurückkehren, das sie sich mit vielen Opfern gebaut hatten. Eine Woche bevor das Coronavirus in der Familien zugeschlagen hatte, war die Familie in das neue Haus eingezogen. "Es sieht übertrieben aus, aber sie hat das Häuschen so geliebt. Sie hatten den Bau fast beendet, sie sind umgezogen und sie konnte es nur eine Woche genießen."

Jetzt schlafen der Ehemann von Paloma und die Tochter im Haus der Großmutter Maria. Zusammen mit weiteren Großeltern und Onkeln, weil so alles leichter ist und die Tochter in Gesellschaft aufwächst. Seit Paloma gestorben ist, schläft die Tochter bei den Großeltern. Oft umarmt sie ihre Großmutter und sagt: "Ach Großmutter, heute würde so gerne meine Mutter umarmen".

Der doppelte Verlust des Roberto

Das Fehlen einer Struktur und Ausfälle bei der Behandlung der Fälle von Covid-19 breiten sich über ganz Brasilien aus. In Plácido de Castro, einer Gemeinde im Innern von Acre, versuchte die Krankenpflegerin Simonete Ribeiro de Paiva, 40 Jahre alt, zweimal ärztliche Hilfe zu bekommen, bevor sie dann am 20. Januar dieses Jahres starb.Ungefähr 10 Tage zuvor spürte sie die Symptome von Covid-19. Sie spürte Schmerzen in der Brust und Atemnot und suchte das Krankenhaus Manoel Marinho Monte auf. Sie wurde von ihrem Ehemann begleitet, Roberto dos Santos. Sie musste einige Stunden warten bis sie vorgelassen wurde. "Als wir endlich empfangen wurden, sagte die untersuchende Ärztin, dass sie sie in das Krankenhaus aufgenommen werde, aber nach einem Wechsel der Belegschaft schickte uns ein anderer Arzt wieder nach Hause", berichtet Roberto. Simonete war im 6. Monat schwanger und litt außerdem an Asthma und einer chronischen Lungenkrankheit.

Zu Hause ging es Simonete immer schlechter. Am darauffolgenden Tag brachte sie Roberto erneut zum in das Krankenhaus. Dieses Mal fuhren sie zur Geburtsklinik Barbara Heliodoro in der Hauptstadt Rio Branco, 93 km vom Wohnort entfernt. Die Schwangere wurde für einen Tag in die Klinik aufgenommen, damit die Ärzte entscheiden konnten, ober die Geburt des Kindes eingeleitet werden soll, damit danach die Mutter behandelt werden konnte. Ein Tag später ergab eine Röntgenaufnahme, dass ihre Lunge zu 60% beeinträchtigt  und ihr klinischer Zustand schwerwiegend war. Trotzdem wurde Simonete noch in eine ander Gesundheitseinheit gebracht - in das Institut für Traumatologie und Orthopädie (INTO) von Acre, wo sie dann verstarb.

Roberto ist der Überzeugung, dass der Tod von Simonete durch ärztliche Nachlässigkeit verursacht wurde. "Sie hatten dort keinerlei Einrichtung, um eine Schwangere in ihrem Zustand zu behandeln, weil sie keine Intensivstation für Frühgeborene hatten, sie hatten nichts dergleichen und trotzdem wurde sie dorthin gebracht. Sie hätte in der Geburtsklinik bleiben müssen, dort hatten sie eine Intensivstation für sie und das Baby", erzählt er. Nachdem sie am Donnerstag in das INTO gebracht wurde, hat Simonete das Baby geboren und ist 10 Minuten später gestorben. Das Kind wurde in die Intensivstation für Frühgeborene gebracht und es hat nur 48 Stunden überlebt.

Empört über den doppelten Verlust, befragte Roberto den Arzt der Geburtsklinik, nachdem er erfahren hatte, dass eine andere Frau in die Klinik unter denselben Bedingungen eingeliefert worden war, im 6. Monat, erkrankt an Covid-19, und überlebt hat. "Meine Ehefrau wurde anders behandelt. Mein Kind war in gutem Zustand, Größe und Gewicht waren in Ordnung. Das andere Baby wurde mit 900 Gramm geboren, 6 Monate alt und überlebte. Mein Kind hatte 1,4 Kilo, 39 cm Größe. Warum hat es nicht auch überlebt? Der Arzt sagte, es handle sich um verschiedene Fälle, dass das andere Kind an einem Ort geboren wurde, wo man auf so etwas vorbereitet war und dass meine Frau niederkam, wo es dafür keinerlei Infrastruktur für eine Geburt und noch weniger für eine Behandlung von Covid-19 gab".

Simonete zwei weitere Söhne, Rodrigo mit 18 und Juan mit 9 Jahren. Während des letzten Telefongesprächs, das sie einen Tag vor ihrem Tod mit ihrem Ehemann führte, bat die Krankenpflegerin, dass er sich um die Kinder kümmern solle. "Danach legte sie auf und es gab keinen Kontakt mehr. Es war sehr schwierig den Kindern zu erzählen, was passiert ist, sehr schmerzhaft.

Ohne Diagnose

In vielen Fällen von Covid-19, die ohne bekannt zu werden ablaufen, gibt es auch jene Patienten, die den Coronavirus hatten und die nie ihre Diagnose zu hören bekamen. In Sebastião da Boa Vista, einer kleinen Gemeinde im Marajó-Archipel, hatten zu Beginn der Pandemie sogar die Ärzte Angst von Covid zu sprechen. "Die Ärzte sprachen von Lungenentzündung, geschwächt durch eine Schwangerschaft", erzählt Tamara Freitas, Schwester von Marilia Freitas, die schwanger mit Atemnot gestorben ist. "Keiner wusste, wie man sie behandeln sollte. Sie beharrte darauf, Hilfe zu bekommen, weil sie alle Symptome des Virus hatte", erinnert sich die Schwester. Als sie ins Krankenhaus aufgenommen wurde, wurde ein Test gemacht, aber das Resultat kam erst einen Tag vor ihrem Tod als sie bereits ins Koma gefallen war und ihr das Resultat nicht mehr mitgeteilt werden konnte", berichtet die Schwester.

Marilia starb, im 4. Monat schwanger, am 7. Mai, 8 Tage nachdem sie ins Krankenhaus eingeliefert worden. Neben dem Baby, das mit ihr starb, hinterliess Ana Rosa eine Tochter von 11 Jahren, die bei ihrem Vater lebt. Der Tod von Marilia, erregte, weil sie im Krankenhaus über Tage festgehalten wurde und sie der Fall einer Schwangeren war, die in der Stadt bekannt war und auf eine Überführung in ein anderes Krankenhaus anstand, viel Ärger und Unwillen in der Gemeinde. Thamara erzählt, das am Morgen des Tags darauf sich spontane Protestaktionen vor vielen Häusern ereigneten. "Die Menschen gingen auf die Straßen mit Plakaten und Protestrufen. Sie verlangten Hilfe, weil die Stadt im Stich gelassen worden war und eine Person nach der anderen starb." Das war am Anfang der Pandemie. Marilia war das 10. Opfer an diesem Ort. 

Genau 10 Tage, nachdem sie gestorben war, starb auch ihre Cousine, ebenfalls schwanger. In Brasilien ist die Todesrate von Schwangeren durch Covid-19 erschreckend. Es gibt zwar noch keine konsolidierten Daten, aber einige Untersuchungen zeigen, dass Schwangere mit den Symptomen des Coronavirus  ein größeres Risiko haben, eine verschärfte Form der Krankheit zu erleiden. In einer vom International Journal of Ginocology and Obstetrics, die die internationalen Daten über verstorbene schwangere und unmittelbar nach der Geburt verstorbene Frauen untersucht hat, liegt Brasilien bei 77% unter diesen Umständen Verstorbenen im Zeitraum von Februar bis Juni 2020.

Marilia und ihre Cousine starben in diesem Zeitraum, aber es gibt keine Sicherheit, dass beide Fälle auch als Covid-19 gezählt worden waren wegen der Verzögerungen bei den Tests in São Sebastião da Boa Vista. Nach Aussagen von Thamara ist die Gemeinde sehr abgelegen, ohne Infrastruktur und ohne die Möglichkeiten das Virus zu bekämpfen. Der Ort hat einen sehr niedrigen Lebensstandard, im Index für menschliche Entwicklung (IDH) ist es einer der ärmsten des Landes.

Die Familien ist der Ansicht, dass die fehlende Infrastruktur im Gesundheitssystem einige der Gründe für den Tod von Marilia waren. Sie war 35 Jahr alt und starb im Krankenhaus ihrer Stadt, während darauf wartete in einem Schiff nach Belém gebracht zu werden, so wie es der Bürgermeister versprochen hatte. Das Schiff kam nie. Während ihrem Verbleib im Krankenhaus gab es nur wenig Sauerstoff, den sie mit anderen teilen musste, es fehlten ärztliches Fachpersonal und der Kauf von Medikamenten wurde Familienangehörigen überlassen. "Wir kauften Ivermectin, Azytromycin und Sirups. Alles, von dem sie sagten, sie brauchten es", erinnert sie sich.

Neben den Besorgungen und anderen Sachen, überschlugen sich die Familien der Patienten, um grundlegende Sachen zu besorgen, so wie Medikamente und Sauerstoff, wie es im Fall von Marilia und Francilene geschah. Aber, wenn sie sich nicht im Krankenhaus befanden mussten sie sich auch um die Kinder der Patienten kümmern, die, da die Mütter sich im Krankenhaus befanden, sich um die Familienangehörigen kümmern mussten. Und das müssen sie jetzt immer noch tun.

Wie es Denise ausdrückte: "Der Staat war grausam mit vielen Familien. Etwas das nicht geschehen darf, weil das die ganze Familie ins Elend stürzt". Sie, genauso wie die Großeltern von Maria Vitória, dem Vater von Juan und Rodrigo und der Tante Ana Rosa, sorgen sich um die Auswirkungen auf die Kinder, die ihrer Ernährer verloren haben. Uns sie fragen sich: Wie werden sie es schaffen die nächsten Jahre zu überleben.

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