Brasilianer haben wenig Lust auf Lokalpolitik

In Brasilien stehen die Kommunalwahlen bevor. Die Zeitung "Folha de S. Paulo" berichtete über eine Umfrage zur Wahl: "Befragt, ob sie wüssten, wen sie wählen würden, sagten 57%, dass sie keine Ahnung hätten, wen sie wählten sollten und 16% neigten dazu, überhaupt niemanden zu wählen." Der geschäftsführende Herausgeber der Online-Zeitung "Intercept" hat das zum Anlass genommen in einem Newsletter auf die Situation einzugehen. Hier der Wortlaut

Die Wähler sind ziemlich desinteressiert dabei mitzuwirken, wer in den Städten das Sagen ab kommenden Jahr haben wird. Nach soviel Einprügeln auf die poltische Klasse, auch im Rahmen des Lava Jato-Skandals, sehen wir, dass uns die Rechnung dafür immer teurer zu stehen kommt. Es handelt sich um einen andauernden und frustrierenden Zustand.

Wir sehen Zombies, Gespenster von demoralisierten Wählern. Wir überlassen das Wählen anderen. Das Problem ist, dass es jedesmal noch mehr Enttäuschte gibt, die auf die Seite der Zombies wechseln. Sich mit Politik zu beschäftigen, gilt als eine hässliche Sache. Und wen freut es, wenn man desinteressiert ist? Wer hat gerechtfertigte Interessen, wer verkauft sich als anti-politisch, wer ist nur da für Barbarität und für den Tod.

Einige Wochen zurück konnte man diese Lustlosigkeit zu diesem Thema auch bei unserer Leserschaft beobachten. Ja, ihr, unsere Leser. Als ich danach fragte, auf welche Themen wir unsere Recherchen konzentrieren sollten, erhielt ich mehr als 400 Antworten. Es gab viel Lob und die Forderungen, dass wir uns weiterhin auf die Regierung Bolsonaro konzentrieren sollen. Aber die Zahl der Personen, die an den Kommunalwahlen interessiert waren, waren relativ niedrig. Auf jeden Fall weniger als die Hälfte.

Der verantwortliche Redakteur für den Kontakt zu den Lesern, berichtet von folgender Erfahrung:

"Es überraschte zum Beispiel die Anzahl der E-Mails, die sich mit dem Thema Umweltschutz beschäftigte, obwohl es sich ja um Kommunalwahlen handelt. Mehrfach taucht auch das Thema des Verhältnisses zwischen Politik und Kirche auf. Einige Leser hoben hervor, dass man sich nicht nur auf die Wahlen im Südosten und Städten mit bis zu 100.000 Einwohner konzentrieren solle".





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