Pep Guardiola rechnet mit Spanien ab

In einem Interview mit der katalanischen Zeitung "Ara" nimmt der katalanische Erfolgstrainer Pep Guardiola zu den derzeitigen politischen Verhältnissen in Spanien insbesondere in Bezug auf Katalonien Stellung, wobei er vorab zur die Frage beantwortet, ob ihm einmal angeboten worden sei, Nationaltrainer Spaniens zu werden:

"Das ist eine Lüge. Sie haben mir nie angeboten spanischer Nationaltrainer zu werden. Nie. Es tut mir leid, wenn sie sich beleidigt fühlen, aber ich bin auch beleidigt wegen vielen Sachen, die in diesen Jahren passiert sind: Die Korruption der ERE in Andalusien (Korruptionsskandal um arbeitsrechtliche Bescheinigungen), dass die Open Arms keine Menschen im Mittelmeer retten darf (Leben retten im Meer ist eine Verpflichtung, die Anstrengung der NGO verdiente den Nobelpreis, stattdessen werden sie strafrechtlich verfolgt) und Sánchez lässt die Rettungsschiffe nicht ausfahren, aber er kann sehr wohl Waffen an Saudi Arabien verkaufen."

In dem Interview geht er auch auf den Vorwurf des Ministerpräsidenten Sánchez ein, der sich von Guardiola beleidigt fühlte, weil er Spanien als autoritären Staat bezeichnet habe:

"Ich weiss schon, dass Spanien ein beschissenes Land ist, ich spreche wirklich von Spanien. 900 Tage Gefängnis für die Jungs von Altsasu wegen eines Streits in einer Bar. Wir sollten uns dagegen verwahren, das sind Rechte, die wir bewahren müssen. Kein Mensch kann all die Vorwürfe glauben, derer sie die politischen Gefangenen und Exilierten anklagen."

Guardiola weist auch daraufhin, dass er enttäuscht ist von der fehlenden politischen Kulur des spanischen Staates und kritisiert die Anwendung des Artikel 155 (der Verfassung) und beschuldigt die Parteien PP und PSOE, all das den Gerichten zu überlassen. "Spanien wird nicht aufhören Spanien zu sein allein auf Grund der Tatsache, dass Katalonien unabhängig würde. Die Grundrechte stehen über allen anderen Dingen", fügte Guardiola hinzu.

"Ich kann mich sehr gut in die Haut der Exilierten und der Gefangenen versetzen. Wenn wir nicht den Versuch unternehmen gegen die Ungerechtigkeit vorzugehen, spielen wir das Spiel der andern Seite mit. Und das sind Leute wie wir. Es ist undenkbar und ungerecht, dass die so lange sich in Untersuchungshaft zu finden. Ich bin kein Rechtsanwalt, aber ohne Berücksichtigung der Menschlichkeit kommen wir nirgendwo hin. Ich glaube nicht, dass jemand, nicht einmal der Richter Marchena mit allem Respekt, ich kenne ihn nicht, denken könnte, dass diese Leute etwas so gravierendes getan haben, dass sie so lange Jahre im Gefängnis sitzen", erklärte Guardiola.

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